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Die Krone von Camelot

Die Krone von Camelot

Titel: Die Krone von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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Privilegien. Solange Macsens jüngerer Bruder Bran noch König war, hatte es Frieden gegeben, denn Bran war Artus’ Verbündeter gegen die meisten Könige von Britannien, als Artus Anspruch auf den Thron erhoben hatte. Aber Bran und sein Bruder Macsen waren lange Zeit Rivalen gewesen, und als ihr Vater starb, da war es fast zu einem bewaffneten Konflikt zwischen den beiden gekommen. Nur Brans Bündnis mit Artus und Artus’ Macht hatten damals den Krieg verhindert, und Bran hatte die Wahl zur Königswürde gewonnen, die Macsen für sich beanspruchte. Jetzt war Bran tot, gefallen bei einem Grenzkonflikt mit den Franken im vergangenen Herbst, und Macsen wurde an seiner Stelle erwählter König der königlichen Sippe von Kleinbritannien. Verständlicherweise war er Artus gegenüber feindselig eingestellt, und das ganze Gewebe des Gesetzes und der Sitte, das Britannien und Kleinbritannien verband, war jetzt in Gefahr. Wir hatten Gawain als Botschafter zu Macsen geschickt, sobald das Wetter die Reise zuließ, und er hatte sich Macsens Behauptungen und Rechtfertigungen zwei Wochen lang angehört, ehe er zurücksegelte, um sich mit uns wegen der Antworten und Zugeständnisse, die wir machen wollten, zu besprechen. Gawain war als Botschafter unschätzbar. Er war von königlicher Geburt und mußte deshalb überall in Ehren empfangen werden. Er war an einem intrigenreichen Hof aufgewachsen und fand sich ohne Schwierigkeiten durch jedes Labyrinth aus politischen Intrigen hindurch. Er konnte lesen und sprach ein gutes Latein, wie auch Britisch, Irisch und Sächsisch, und in allen vier Sprachen war er ein beredter Unterhändler. Aber bei Macsen hatte das alles nichts genützt, und ich konnte nicht anders - ich hatte den Verdacht, während wir wieder Macsens Forderungen durchgingen und unsere möglichen Antworten, daß Gawain auch auf dieser Mission bestenfalls einen begrenzten Erfolg erreichen konnte. Es war unwahrscheinlich, daß Macsen einen Krieg mit uns riskierte, aber ohne Zweifel würde er jeden Trick anwenden, um seinen Willen zu bekommen. Und wenn Gawain gezwungen wurde, zu weiteren Besprechungen zurückzukehren, dann würden die Beschuldigungen gegen ihn wachsen und Kraft gewinnen und damit auch die Frage: »Warum unternimmt Artus nichts?« Und die vielsagende Antwort darauf: »Artus wird betrogen. Artus ist ein Narr. Artus ist parteiisch und blind.« Mir schauderte.
    Die Besprechung war zu Ende. Wir hatten uns geeinigt, daß Gawain in zwei Tagen wieder nach Kleinbritannien reisen würde, und er und Bedwyr gingen. Artus und ich konnten uns für das Fest am Abend vorbereiten. Ich fing an, mein Haar zu lösen, denn es sollte ein offizielles Fest sein, auf dem ich eindrucksvoll aussehen mußte. Ich band mir das Haar mit Gold auf. Artus schaute mich müde an.
    »Soviel über König Macsen«, sagte er. »Obwohl ich in der Tat glaube, daß wir den Ärger mit ihm genausowenig hinter uns haben wie den Ärger mit diesem Fuchs Maelgwyn von Gwynedd. Gwynhwyfar, mein Herz, mir wird speiübel beim Gedanken an diese Könige.«
    Ich suchte meinen Kamm, fand ihn. »Unglücklicherweise können wir diese Könige nicht absetzen.«
    Er schnaufte. »Jeder Versuch hätte zur Folge, daß wir abgesetzt werden. Und sie haben ein Recht auf ihre Königreiche.« Er stand auf und ging rastlos im Raum umher. Dann blieb er stehen, stützte die Hände auf den Tisch und fragte in die Luft: »Was soll ich nur tun?«
    Ich wußte, daß er nicht mehr an Macsen von Kleinbritannien oder an irgendeinen anderen König dachte. Ich hatte den Unterton des Schmerzes schon gehört. Öfter und öfter während des vergangenen Jahres war er nachts starr und schweißbedeckt aufgewacht und hatte gerufen: »Morgas!« Es war immer Morgas, immer seine tote Halbschwester, die seine Alpträume erfüllte, und nie der wahre Grund seiner Alpträume, Morgas’ Sohn Medraut. Aber es gab einen Grund dafür, und in der Nacht, als er hörte, daß Morgas tot war, hatte er ihn mir erzählt. Er hatte es niemand anderem gesagt, noch nicht einmal Bedwyr. Gawain wußte es, aber das kam daher, daß Morgas auch seine Mutter gewesen war, und Artus hatte früher angenommen, daß er alles wußte.
    »Was soll ich nur tun?« fragte Artus wieder und wandte sich von der Mauer ab. »Ich muß Dinge beweisen, die offensichtlich sein sollten, ich muß beweisen, daß ich Gawain traue, Gawain, bei dem auch der schlimmste Tyrann keine Untreue vermuten würde. Und wenn ich eine Lüge durch eine

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