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Die Krone von Camelot

Die Krone von Camelot

Titel: Die Krone von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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Leuten saß darum herum und aß Brot und Käse und trank warmes Ale.
    »Er ist tot«, sagte ich ihnen.
    Der Mönch nickte, nahm noch einen letzten Bissen Brot und wischte sich dann die Krümel von den Fingern. Er wollte gerade etwas sagen, als eine andere Gestalt neben dem Feuer hochsprang und brüllte: »Rhys!«
    »Eivlin!« rief Rhys hinter mir und drängte sich grob an mir vorbei. Er und seine Frau schlossen sich in die Arme, daß es so aussah, als ob ein Schloß sich zusammenfügte, und sie hielten einander wild umklammert.
    Erst als ich die beiden so sah, wurde mir klar, was für große Angst sie umeinander gehabt haben mußten - und mir wurde klar, wie sehr ich selbst mich jetzt nach Artus sehnte.
    »Ach, Rhys«, sagte Eivlin, als ich von der Tür wegtrat, »Rhys, ist es dein Herr - der Herr Gawain, der tot liegt?«
    Rhys nickte, versuchte zu reden und würgte an den Worten.
    »Ja«, antwortete ich für ihn. »Du bist also nur meinetwegen hierhergekommen, Eivlin? Na, dann kümmere dich um deinen Mann. Könnte einer von euch«, ich schaute die Männer am Feuer an, den Mönch und die anderen, die über Nacht in dem Zimmer geschlafen hatten, »könnte einer von euch dem Herrn Sandde dies alles berichten und ihn darum bitten, sich um die Beerdigung zu kümmern? Sagt ihm auch, ich habe die Nachricht, und ich werde bald zu ihm kommen.« Einer der Männer nickte und ging mit mir aus dem Zimmer hinaus in den Morgen.
    Frischer Schnee lag auf dem Boden, und der Himmel war gefleckt von Wolken. Während mein Bote den Hügel hinauftrottete, lehnte ich mich an die Außenwand des Hauses und schluckte die kalte Luft in tiefen Atemzügen. Ich preßte den Brief und die Täfelchen an mich. Der Schmerz in meinem Herzen schien fast erstickend. Aber ich konnte nicht weinen, und nach kurzer Zeit ging ich wieder den Hügel hinauf zu meinem eigenen Haus, um mich zu waschen und umzuziehen, ehe ich Sandde besuchte. An diesem Tag war noch viel zu tun.
    Ich schrieb den ganzen Morgen Briefe an jeden, der mir einfiel und der vielleicht gewillt war, zusätzliche Vorräte auf Kredit zu liefern - es war eine verzweifelt kurze Liste von Namen, aber eine Liste, die sehr schwer zusammenzustellen war. Am Nachmittag, als ich an Artus schrieb, befaßte sich der größte Teil meines Briefes nur mit der Frage der Versorgung. Erst als ich damit fertig war, wurde mir mit Schrecken klar, daß ich nicht von Gawains Tod berichtet hatte. Es war erst ein paar Stunden her, und die Leiche wartete noch auf die Beerdigung, aber schon war sein Tod eine Tatsache. Du bist müde, sagte ich mir, um die Welle der Übelkeit zu ersticken, die über mich kam. Dann tauchte ich die Feder in die Tinte und schrieb einen vollen Bericht. Am Ende hatte ich keinen Platz mehr auf dem Pergamentblatt, und ich mußte den Brief abrupt beenden. Fast wenigstens konnte ich nichts mehr hinzufügen. Aber als ich dann die Seite umdrehte, sah ich den Platz, der über der Einleitung noch vorhanden war, und fügte in meiner kleinsten Schrift hinzu: »Ich bin geflohen, ehe Medraut mir etwas antun konnte. Ich will dich nur wiedersehen. Meine Seele, mein geliebtes Leben, befiehl mir, mit Sandde und seiner Armee zu dir zu kommen. Aber wie auch alles gehen mag - Gott möge dich schützen.« Jetzt war kein Platz mehr da, und die zusammengedrängten Buchstaben wirkten bedeutungslos, wenn ich an seine Anwesenheit dachte. Also schrieb ich nichts mehr, sondern faltete den Brief, versiegelte ihn und gab ihn dem Boten. Einen Augenblick saß ich da und starrte Sanddes Schreibpult an, und ich fragte mich, ob Artus wohl den Brief bekommen würde und was er gerade tat und wann wir einander wiedersehen würden. Damals wünschte ich - und viele Male hinterher -, daß ich noch ein zweites Stück Pergament verlangt und die Ränder mit Worten vollgestopft hätte. Aber vielleicht hatte ich das Allerwichtigste ja gesagt - und vielleicht hätte ich beim besten Willen nicht mehr sagen können.
    An diesem Abend begruben wir Gawain auf dem Friedhof des Klosters von Ynys Witrin. Während die Prozession der Trauernden sich zum Grab bewegte, hielt Rhys Gawains Pferd, und das juwelenbesetzte Heft des Schwertes glänzte neben dem leeren Sattel. Der Hengst schnaubte ernsthaft, als die Leiche herausgebracht wurde
    - er erkannte Gawain. Aber während die Mönche beteten und sangen, wurde das Tier immer unruhiger, und als die Leiche in den Boden gesenkt wurde, wieherte Ceincaled laut und wollte sich von Rhys losreißen. Als die

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