Die Krone von Camelot
Straße hinunterwand, hinein in die Stadt am Fuß des Hügels, und wie die Männer in den Schatten der dunklen Marschen verschwanden. Schon waren die Sterne blaß, und die Nachtluft war schwer vom Tau. Als in der Festung ein Hahn krähte, drehte ich mich um und schaute die Gruppe von Frauen, alten Männern und Kindern an, die überall verstreuten Mönche und Diener, die alle geduldig und erwartungsvoll meiner Befehle harrten. Ich frage mich kurz, warum die Befehlsgewalt mir so einfach zugefallen war und nicht Sanddes Schreiber Cuall, der bei den anderen wartete. Aber ich kannte den Grund. Cuall selbst verwirrten die Ereignisse, und niemand anders war gewillt oder fähig, Befehle zu erteilen. In dieser Krise kümmerte es niemanden, was ich getan hatte, wie sehr ich auch die Schuld für das tragen mochte, was passiert war. Wichtig war nur noch, daß ich die Frau des Kaisers war und daran gewöhnt, mich dem Sturm zu widersetzen.
»Bis Mittag wird nichts geschehen«, sagte ich ihnen. »Geht nach Hause und ruht euch aus, so lange ihr noch könnt. Wenn es Zeit ist, Gruppen auszusenden, die den Verwundeten helfen, dann lasse ich euch rufen - aber dann werdet ihr euch eilen müssen, und vielleicht werden die meisten von euch auch gar nicht gebraucht.« Und ich lächelte. Ich versuchte dreinzuschauen, als ob ich nur befürchtete, daß der Sieg allzu schnell kommen würde, noch ehe wir die Karren fahrbereit hatten. Ich bekam ein paar Lächeln, einen zerfetzten Hochruf. Ein alter Mann nahm meine Hand und preßte sie an die Stirn, während ich durch die Menge ging, und rief aus, daß ich bald wieder Kaiserin in Camlann sein würde. Ich lachte und sagte, er würde auch bald wieder auf seinem Hof sein. Als ich mein eigenes Haus erreicht hatte und wieder allein war, da sah natürlich alles ganz anders aus. Ich setzte mich auf das Bett und wartete und wartete auf den Morgen, und ich verflocht meine Hände ineinander und rieb den Finger, an dem ich einmal den Ring mit dem kaiserlichen Drachen getragen hatte.
Dieser Morgen hatte sich anscheinend vom Rad der Zeit freigemacht und hinkte ganz allein hinterher. Er bewegte sich nicht, er wollte nicht enden. Ich ließ überall in der Festung jeden Topf und jeden Wassertrog mit Wasser füllen, ich überprüfte immer und immer wieder unsere Nahrungsmittelvorräte und sprach noch einmal mit den Chirurgen ab, wer zum Schlachtfeld ging und wer in Ynys Witrin blieb, um die zu behandeln, die zurückgebracht wurden. Ich überprüfte die Räume, die wir für die Verwundeten ausgeräumt hatten, ich besorgte Holz für die Feuer, und noch immer wartete die Sonne im Osten des Mittags. Der Platz des Hinterhalts, das wußte ich, lag direkt an der Einmündung der Hauptstraße auf die westliche Straße, die nach Camlann führte. Artus hoffte, Medraut würde glauben, er sei auf dem Weg nach der Festung selbst, und vielleicht erwartete er, daß Sandde dort zu Artus stieß. Er mußte wissen, daß Artus sich mit Sandde treffen wollte, und da er Camlann mit nur einer kleinen Schutzmannschaft verlassen hatte, stand auch zu erwarten, daß der Kaiser versuchen würde, die Festung selbst zu nehmen und seinen Verbündeten dort zu treffen. Dennoch - Medraut erwartete vielleicht auch einen Hinterhalt und war darauf vorbereitet. Doch selbst wenn das der Fall war - es gab keine Möglichkeit, Maelgwyns Bauernarmee zu formieren, und der genaue Platz und die genaue Zeit mußten ihm unbekannt sein. Er würde sich eilen müssen, um Artus zu fangen, ehe er Camlann erreichte, und deshalb war Artus’ Plan wahrscheinlich wirksam.
Um die Mittagszeit schickte ich die Karren los, zusammen mit den Chirurgen und Dienern, die auf dem Schlachtfeld erste Hilfe leisten konnten, und mit Wasser, Nahrung und Brennstoff. Der Winter ist eine schlechte Zeit für einen Krieg. Die Verluste sind höher, denn die Verwundeten sterben schnell, es sei denn, man kann sie unter Dach und Fach bringen und warm halten. Es würde sehr schwierig für uns werden, sie anständig zu versorgen, zehn Meilen vom Schlachtfeld entfernt und mit nur wenigen Pferden für die Karren. Angenommen, Medrauts Streitkräfte nahmen die Hauptstraße, dann stand die Armee des Feindes zwischen uns und dem Schlachtfeld. Aber wir hofften, daß Artus von den Versammlungspunkten extra Karren mit Vorräten mitgebracht hatte. Wir hofften, daß ein paar von den Verletzten herausgeholt und zu uns geschickt werden konnten.
Am Nachmittag kam auch tatsächlich ein Wagen an. Er gehörte
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