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Die Krone von Camelot

Die Krone von Camelot

Titel: Die Krone von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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My Lady, ich. ich möchte jetzt noch einen Brief aussenden. Willst du ihn für mich schreiben?«
    »Natürlich. Sprich nur. Ich habe Pergament.«
    Er sah zu, während ich die Feder spitzte und sie in die Tinte tauchte. Ich legte das Pergament über die Knie. Dann schloß er die Augen. »Gawain an Bedwyr, Sohn des Brendan: Meinen Gruß«, sagte er mit einer Stimme, die lauter klang, als man das je von ihm gehört hatte. Die Spitze der Feder, die ich benutzte, ging durch das Pergament und brach. Gawain öffnete bei dem Geräusch die Augen, und ich zog die Feder heraus und starrte ihn an.
    »An Bedwyr?« fragte ich voller Verzweiflung.
    »Du hast gesagt, du willst es tun. Du mußt ihn für mich schreiben
    - ich kann es nicht. My Lady, mir bleibt nicht viel Zeit. Das ist die größte Schuld, die mich noch bindet, und ich habe nicht viel Zeit übrig, um sie zu bezahlen.«
    Ich spitzte eilig noch einmal die Feder. »Sprich also. Ich schreibe. Nur. denk daran - ich habe ihn geliebt, und er ist auch dein Freund gewesen.«
    »Ich denke daran.« Gawain schloß wieder die Augen. »Ich wollte. jetzt weiß ich nicht mehr, was ich sagen wollte. Ich habe geträumt, ich spräche mit Bedwyr. Es muß gewesen sein, nachdem ich vom Pferd gestürzt bin. >Meinen Gruß Vetter, ich sterbe. Ich wollte schreiben, weil. weil jetzt.< - nein, schreib nicht >jetzt<, schreib, >weil ich mir deinen Tod so gewünscht habe, und jetzt scheint mir meine Bitterkeit sinnlos. Ich habe mich nach Gerechtigkeit gesehnt, mit einer Sehnsucht, die mehr als gerecht war, und deshalb. deshalb habe ich unserem Herrn Vernichtung gebracht, und allem, für das wir gekämpft haben - größere Vernichtung als die, die deine Schuld ist. Du hast einmal gesagt.< Aber nein, er kann es nicht gesagt haben. Das war in dem Traum. >Wenn die Gerechtigkeit, nach der ich mich sehnte, in der Welt wäre, dann gäbe es darin keinen lebendigen Menschen mehr. Wie kann ein Mann gerecht für ein Verbrechen bestraft werden, das er nicht vorhatte zu verüben? Du hattest recht, als du sagtest, daß die Gnade allein gerecht ist. Ich. ich verzeihe dir den Tod meines Sohnes. Verzeih du mir meine Rache. Ich.<« Er hielt abrupt inne, schaute einen Augenblick lang verwirrt über meine Schulter, und dann, ganz plötzlich, füllten sich seine dunklen Augen mit einem strahlenden Leben, und er lächelte. »Du?« fragte er.
    Ich schaute über die Schulter zurück. Es war niemand da. Ich drehte mich voller Schrecken wieder um und faßte seinen Arm. Rhys hatte gesagt, Gawain habe auf der Straße phantasiert und mit Leuten geredet, die gar nicht da waren. Jetzt schien es mir, als ob das vielleicht wieder der Fall wäre. »Gawain, was hast du?« fragte ich.
    Er schaute wieder mich an. Er war verwirrt. »Aber siehst du es denn nicht? Oh, dann ist es das Ende. Ich weiß nicht mehr, was ich noch in dem Brief schreiben könnte, nur, daß ich Gottes Gnade für uns alle erbitte. Rhys.« Der Diener nahm seine Hand. »Rhys, mein lieber Freund, leb wohl. My Lady, leb wohl - und wenn du kannst, dann sag meinen Bruder, daß ich ihn geliebt habe. Ich komme.« Er schaute wieder in die leere Luft, und er lächelte dabei wie ein Kind. Unter meiner Hand spürte ich, wie die Muskeln an seinem Arm sich spannten, und mir wurde klar, daß er versuchte, sich hinzusetzen. Ich packte ihn und lehnte ihn an mich. Ich spürte, wie sein Herz noch einmal an meinem schlug, zweimal, nichts mehr.
    Stille. Ich setzte mich auf und schaute ihn verzweifelt an, suchte nach einem Zeichen, daß er noch lebte. Aber der Ausdruck, den er sein Leben lang gehabt hatte, dieses geheimnisvolle Strahlen, das war verschwunden, und sein Gesicht war mir fast unbekannt - es war das Gesicht meines Freundes und gleichzeitig eines Fremden.
    Rhys bekreuzigte sich. Er weinte still. »Herrgott, hab Erbarmen«, sagte er auf britisch, bekreuzigte sich dann noch einmal und fügte die übliche Formel im Latein der Kirche hinzu: »Gib ihm die ewige Ruhe.«
    »Und laß das ewige Licht über ihm leuchten«, erwiderte ich mechanisch. Aber ich dachte, alles Licht auf der Welt wäre tot oder läge im Sterben, und mein eigenes Herz stürzte in die Dunkelheit.
    Wir zogen die Decke über Gawains Gesicht, und ich ging hinüber zu der letzten, zischenden Fackel und löschte sie. Der Tag war angebrochen, und das Zimmer war schon gestreift von neuem Sonnenlicht. Als ich die Tür zum Nebenzimmer öffnete, sah ich, daß das Feuer für den Morgen angezündet war, und eine Anzahl von

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