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Die Krone von Camelot

Die Krone von Camelot

Titel: Die Krone von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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Beerdigung zu Ende war, zog Rhys dem Hengst das Geschirr vom Kopf, und das Pferd galoppierte zum Grab hinüber und stampfte darauf herum. Es schaute sich um, beroch die Luft und den Boden, warf dann den Kopf zurück und wieherte. Die Mönche bekreuzigten sich und flüsterten miteinander.
    »Laßt ihn«, sagte Rhys, drehte sich auf dem Absatz um und ging wieder den Hügel hinauf. Ich folgte ihm, und die anderen Trauernden und die Mönche zerstreuten sich. Aber als ich einen Blick zurückwarf, sah ich, wie der Hengst weiß und herrlich in der Dämmerung bei dem feuchten Grab stand, den Kopf hochschleuderte und immer und immer wieder sein wildes Wiehern ausstieß. Am Morgen war das Pferd verschwunden. Eine Zeitlang befürchtete ich, jemand könnte es gestohlen haben, das Tier und das Schwert, das angeblich jede Hand verbrannte, die es gegen den Willen seines Besitzers zog. Aber solch ein Pferd, geschweige denn solch ein Schwert, war zu prächtig, um verwechselt zu werden oder unbemerkt zu bleiben, und man hörte nie wieder etwas von ihnen, noch nicht einmal in den Gerüchten. Gawain hatte immer behauptet, das Schwert und das Pferd seien aus der Anderwelt gekommen. Vielleicht hat sich der Hengst tatsächlich von dem dunklen Grab abgewandt und ist durch die Nacht in einen Tag hinausgaloppiert, der jetzt mit der Erde nichts mehr zu tun hat - an einen Ort, wo kein menschlicher Kummer es mehr erreichen kann und von dem keine weitere Liebe es zurückhält. Wie immer es auch gewesen sein mag, Ceincaled ist verschwunden und hat auf dem neuen Grab nur ein paar Hufabdrücke zurückgelassen. Und ich hatte nicht viel Zeit, mir
    Sorgen darüber zu machen.
     

12
    Gawain hatte uns gesagt, Artus wolle den Saefern, nachdem er Searisbyrig verlassen hatte, in drei Tagen erreichen - zwei Tage, nachdem Gawain selbst nach Ynys Witrin kam. Artus würde dann umdrehen und den größten Teil einer Nacht sehr schnell in Richtung Camlann reiten, und danach wolle er langsamer an den verschiedenen Versammlungspunkten vorüberziehen und seine Männer einsammeln. Er wollte dann ungefähr um die Mittagszeit des zweiten Tages nach dem Aufbruch vom Saefern in der Nähe von Ynys Witrin sein - vier Tage, nachdem wir seine Botschaft erhalten hatten. Es war am Abend des Tages vor dem offiziellen Ankunftstag, als wir unseren zweiten Brief von ihm erhielten. Er war sehr kurz, offensichtlich in Hast geschrieben. Der Empfang meines Briefes wurde bestätigt, und Artus schrieb, einige der Vorräte hätten ihn tatsächlich erreicht. Er war mit dem Platz, den Sandde für den Hinterhalt empfohlen hatte, zufrieden, und er trug Sandde auf, Ynys Witrin vor der Dämmerung des folgenden Tages zu verlassen und seine Streitkräfte an diesen Punkt in den Hinterhalt zu legen. Artus wolle dann etwa eine Stunde vor Mittag dort ankommen.
    »Medraut und Maelgwyn sind höchstens fünf Meilen hinter mir«, schrieb er. »Ich hoffe, ich kann sie auch morgen in dieser Entfernung halten. Möge es dir gutgehen!« Und - ganz klein geschrieben: »Gwynhwyfar, mein Herz, reite nicht mit der Armee. Wir werden kein Lager haben, und ich möchte dich nicht in Gefahr bringen, falls wir die Schlacht verlieren. Wenn aber alles gutgeht, dann sehe ich dich morgen abend. Geht es übel aus, dann denk immer daran, daß ich dich geliebt habe.«
    Alles außer den letzten Zeilen las ich Sandele vor. Dann blieb ich sitzen und starrte die Zeilen an, die ich nicht laut gelesen hatte. Ich dachte, die Lampe flackerte, aber als ich aufblickte, sah ich, daß es nur das Zittern meiner Hand war.
    »Morgen«, hauchte Sandde. Er nahm mir den Brief ab und starrte ihn an, als ob er ihm seine Bedeutung dadurch abringen könnte, wenn er ihn scharf genug anschaute. »Morgen, noch vor der Dämmerung! Und morgen abend ist alles vorbei.« Er sprang auf und schritt durchs Zimmer, stellte sich auf einen Fuß und schaute das Feuer an. Er verflocht seine Finger hinter dem Schwertgurt. »Wie.
    wie viele Männer haben wir jetzt?« fragte er.
    »Eine Armee von zweitausendeinhundertundsiebzehn«, sagte ich ihm. Ich brauchte die Zahlen nicht nachzuprüfen: Sie waren mir dauernd im Gedächtnis. »Und achtundneunzig Krieger, eingeschlossen diejenigen, die wir mit Nachrichten ausgesandt haben.«
    »Und Medraut und Maelgwyn - wie viele haben die?«
    »Ihre Armee zählt wahrscheinlich dreitausend Mann. Ihre Heerbanne zusammengenommen mit denjenigen, die seit dem Anfang der Rebellion zu ihnen gestoßen sind, zählen wahrscheinlich

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