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Die Krone von Camelot

Die Krone von Camelot

Titel: Die Krone von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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öffentliche Geste widerlegen könnte, wenn ich sie widerlegen könnte, ohne ihr die Substanz zu geben, die ihr die Anerkenntnis geben würde, dann wäre ich auch nicht besser dran. Denn zehn weitere Lügen sind aufgetaucht. Und dennoch - ich kann ihren Ursprung mit nichts bekämpfen. Denn er redet nicht von Verrat, und er leugnet, daß er die Gerüchte ins Leben gerufen hat, mit einem Gesicht von vollkommener Unschuld. Er benutzt selbst meine eigenen Fragen gegen mich. Wenn ich ihn doch ins Exil schicken könnte! Aber aufgrund welcher Anklage?«
    »Ich dachte, wir hätten uns entschlossen, den Sturm so gut wie möglich durchzustehen«, sagte ich.
    »Ich habe mich entschlossen. Bedwyr stimmte mir zu, du und Gawain nicht. Schick ihn auf die Inseln, hast du gesagt, selbst wenn es aussieht wie ein verbrecherischer Bruch der Gastfreundschaft. Aber dafür ist es jetzt zu spät. Er hat Freunde.«
    »Er hat Freunde.« Ich legte den Kamm nieder; er fühlte sich in meiner Hand sehr schwer an. »Es wäre auch nicht mehr sicher, ihn auf die Inseln zu schicken. Sein Bruder ist. krank.«
    Der älteste Sohn der Morgas, Agravain ap Lot, König der Orkneys seit dem Tod seines Vaters, war in der Tat ein gebrochener Mann. Sein Muttermord hatte ihn vernichtet, und jetzt, nach allem, was man hörte, trank er sich zu Tode. Sein Vater hatte noch sehr viel Macht über das Piktenland und die westlichen Inseln wie auch über die Orkneys gehabt, aber diese Macht schlüpfte jetzt durch Agravains schlaffe Finger, und seine Sippe und seine Landsleute waren nicht erfreut darüber. Medraut auf die Inseln zu schicken, jetzt, wo sie so reif waren für Intrigen, das wäre für uns genauso gefährlich wie grausam gegen Agravain, der schließlich Artus’ Gefolgsmann gewesen war und tapfer viele Jahre lang für ihn gefochten hatte und schon genug litt.
    »Selbst wenn es sicher wäre, könnte ich ihn nicht ins Exil schicken. Ich habe nichts, was ich gegen ihn vorbringen kann. Gwynhwyfar, wie hast du gewußt, daß so etwas passieren würde? Du hast mich gewarnt, schon in der ersten Nacht, als er kam.«
    Ich dachte an Medraut, wie er in der ersten Nacht gewesen war. Er hatte am Hohen Tisch gesessen, während des Festes, das wir zur Begrüßung seines Bruders, des neuen Königs Agravain, gegeben hatten. Er hatte einen safranfarbenen Mantel getragen, und das Fackellicht hatte sich in seinem blonden Haar gefangen und es leuchten lassen. Er war ein schöner junger Mann - von mittlerer Größe wie sein Bruder Gawain, stark, elegant, ein guter Reiter und ein fähiger Krieger. Die meisten seiner Gesichtszüge waren wie Gawains - oder wie Morgas’, nehme ich an -, die gerade Nase und die feingemeißelten Wangenknochen, die gleichen schmalen, langfingrigen Hände. Aber seine weit auseinanderstehenden grauen Augen und der feste Unterkiefer erinnerten an Artus, und ich hatte in ihm die gleiche leidenschaftliche Hingabe gespürt, die ich bei meinem Mann so gut kannte. Aber diese Hingabe hatte einem ganz anderen Ziel gegolten, da war ich sicher. Und selbst wenn Medraut lächelte, hatte ich mich gefürchtet.
    Ich schüttelte den Kopf. Dann stand ich auf, ging hinüber zu meinem Mann und legte die Arme um ihn. Er bewegte sich nicht; nur sein Herz schlug gleichmäßig an meinem. »Ich hab’ es nicht gewußt«, flüsterte ich an seiner Schulter. »Ich hatte nur Angst. Ich weiß nicht warum. Du und Bedwyr, ihr wolltet Gründe, und ihr hattet recht. Es wäre ungerecht gewesen, ihn zu verdammen, ohne ihn vorher anzuklagen.«
    »Du hattest auch Gründe.« Artus löste sich von mir und sank in den Sessel. »Du hast genug mit Menschen zu tun gehabt. Ich sollte dir trauen, wenn du sagst, daß jemand lügt. Und ich hätte auch Gawain zuhören müssen - er kennt Medraut besser als irgendein anderer. Aber ich dachte, er hätte den Tod seiner Mutter noch nicht genug verwunden, um klar zu denken, und ich dachte, du wärst übervorsichtig und vielleicht eifersüchtig. Und ich war entschlossen, ein Risiko einzugehen. Das hätte ich nicht tun sollen. Der Einsatz ist zu hoch.«
    »Du hättest ihn auch nicht einfach ablehnen können. Er ist dein Sohn.«
    Artus zuckte zusammen und wandte den Blick von mir ab. Er lehnte sich gegen den Tisch und starrte den Rauchfleck an, den die Lampe an der Wand hinterlassen hatte. Medraut war sein Sohn, geboren aus einer Blutschande, die er vor sechsundzwanzig Jahren mit seiner Schwester Morgas begangen hatte. Er hatte damals nicht gewußt, daß sie

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