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Die Krone von Camelot

Die Krone von Camelot

Titel: Die Krone von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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ihre Zauberei. Die war wirklich, denn ich habe Grund, das zu wissen. In ihr. es war, als ob sich in ihr diese Welt und die Anderwelt trafen.«
    »Du redest von ihr, als ob sie eine Art Dämon gewesen wäre.«
    Er wandte den Blick ab. »Vielleicht war sie das.«
    Ich streckte meine Hand aus, um seine zu berühren und ihn in die wirkliche Welt zurückzurufen - aber dann unterbrach ich mich wieder. Statt dessen drehte ich mich um und schaute hinaus über die Felder außerhalb der Mauer, hinter dem Ring des Walles an der Festung. Das nächste Feld war braun und wund, ganz neu zerfurcht vom Pflug. Dahinter grasten Schafe auf einer Weide, und die jungen Lämmer tanzten in der Sonne. Weit hinten erhob sich der Hügel von Ynys Witrin blaugrün und geheimnisvoll über dem tieferen Grün der Marschen. Der Hügel schien über dem kultivierten Land zu schweben. Ich begriff, woher er seinen Namen hatte: Insel von Glas. Aber jetzt brachte mich dieser Name dazu, an die Schlösser in den Märchen zu denken, die Türme aus Glas, die nach der Sage zwischen dieser Welt und der nächsten liegen, umgeben von Nebel, Fackellicht und Meer. Es sind die Tore nach Yffern oder ins Königreich des Sommers, in die Hölle oder in den Himmel. Die Märchen erzählen, daß diese Welt und die nächste einander durchdringen. Man kann über ein wohlbekanntes Feld wandern, so wird erzählt, und plötzlich findet man, daß es fremd geworden ist. Und wenn man sich umdreht, dann entdeckt man, daß alle wohlbekannten Dinge verschwunden sind. Es heißt auch, daß die Welt so ist, wie das Herz sie haben will, daß die Realität so flüssig ist wie Wasser, daß man die Hand durch seine kühle Oberfläche strecken und eine tiefere Wirklichkeit berühren kann, wie einen Felsen unter der Oberfläche eines Baches. Hatte Morgas wohl solch eine Wirklichkeit gefunden, um den Strom der Welt durch die Macht ihres Willens und die Kraft ihres Hasses zu stören?
    Ich holte tief Atem und fühlte das Holz der Zinne über der Mauer warm und wirklich unter meiner Hand. Zuviel Poesie, zuviel Märchen, sagte ich mir. Und dennoch, meine Frage war beantwortet. Selbst im Tode umgab uns Morgas’ Einfluß: Vielleicht begriff ich auch einen Teil des Grundes dafür. Vielleicht hatte ich ihn schon seit
    langer Zeit gekannt.
    »Wir müssen Medraut aus Camlann entfernen«, sagte ich laut, und Gawain, der sich umdrehte, um mich anzuschauen, nickte.
    Die unmittelbare Anstrengung, alles voranzutreiben, nützte allerdings nichts. Gawain brachte das Thema der Verhandlungen am Abend in der Halle auf, und er tat alles, was er konnte, um Rhuawn und die anderen von Medrauts Gruppe zu irgendeiner Reaktion zu bringen. Aber sie gaben ihm überhaupt keine Antwort darauf, sie flüsterten nur hinterher miteinander. Am nächsten Tag reiste Gawain nach Gallien ab. Er stand im Mittelpunkt des Disputs, und wir wagten es nicht, einen anderen dazu zu bringen, die Angelegenheit schneller voranzutreiben.
    Am gleichen Tag besuchte ich die Frau von Gawains Diener Rhys, und ich brachte ihr ein goldenes Amulett für das neugeborene Baby. Ich fand Eivlin schon wieder auf den Beinen, und die allgegenwärtige Maire half ihr. Maire hatte das eigene Baby dabei, aber der Rest ihrer Kinder war nicht da, wahrscheinlich paßte ihre Älteste, ein zehnjähriges Mädchen, auf sie auf. Beide Frauen hießen mich willkommen und zeigten mir das neue Baby mit großem Stolz, und das war auch gerechtfertigt, denn es war ein süßes, gesundes kleines Mädchen.
    »Wir haben sie Teleri genannt, nach einer Nonne, die einmal freundlich zu uns war«, erklärte Eivlin, während ich dem Baby meinen Finger zum Spielen anbot. »Allerdings hoffe ich wirklich, daß dieses hier keine Nonne wird und auch nicht so starrköpfig wie ihre Namensschwester - oder wie du, du nichtsnutziger kleiner Fuchs!« Das sagte sie zu ihrem Sohn, ihrem ersten Kind, der nachdenklich die Finger in den Mund steckte und sie durch die Finger hinweg anlächelte. »Ach, nun sieh dir den an! Als ob er nicht heute morgen die ganze Sahne von der Milch abgeleckt und dann zu Mittag nichts gegessen hätte! Na, Sion, Mama ist zu müde, um dich jetzt dafür durchzuhauen, aber weißt du, was dein Vater sagt, wenn er nach Hause kommt?«
    »Er gibt mir ein paar Nüsse«, mutmaßte der Junge durch die Finger. »Er hat’s versprochen.«
    »Das tut er allerdings, denn er ist ein Narr und verwöhnt mir den Jungen«, sagte Eivlin kummervoll. »Und ich tu’s ja auch, und das ist um so

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