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Die Krone von Camelot

Die Krone von Camelot

Titel: Die Krone von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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Ratschlägen paßt! Aber ich danke dir. Wahrhaftig.«
    Ich spürte, wie sein besorgter Blick mir den ganzen Weg bis zur Halle folgte. Ich schämte mich, daß ich vor ihm zusammengebrochen war. Und dennoch, ich fühlte mich jetzt besser. Es ist manchmal nützlich zu weinen. Es befreit einen, und hinterher kann man sich auf andere Dinge konzentrieren. Und, wie man so sagt: Geteilter Schmerz ist halbe Bürde. Aber ich wünschte mir, ich hätte mit Artus darüber sprechen können. Dennoch, auch er hatte Bürden genug und mehr als genug. Ich konnte mich nie so recht dazu bringen, ihm gegenüber meine Kinderlosigkeit zu erwähnen. Darin hatte ich deutlich versagt, obwohl er sicher auch an diesem Kummer trug. Aber darin wenigstens sprach Medraut die Wahrheit.
    Am nächsten Tag gab es wieder fast ein Duell, aber danach wurde es in Camlann vergleichsweise ruhig. Das kam allerdings nicht daher, daß irgendein Problem gelöst wurde, sondern weil Artus es schaffte, ein paar von den streitsüchtigsten Kriegern in verschiedene Richtungen auseinander zu schicken. Eine Gruppe begleitete einen Wagenzug mit Material für die Arbeiten an den Deichreparaturen im sächsischen Königreich der Ostangeln, und die anderen gingen nach Dyfed, um eine Schlichtung des Streites um Ländereien durchzusetzen. Medraut selbst wurde in Camlann zurückgehalten. Wir konnten ihm nicht so weit trauen, ihn mitziehen zu lassen - weder mit seinen Freunden noch mit seinen Feinden.
    Gawain kehrte in der zweiten Maiwoche aus Kleinbritannien zurück. Er sah krank aus und abgearbeitet bis auf die Knochen. Die Verhandlungen mit Macsen waren genauso verlaufen, wie ich das erwartet hatte: Ein oder zwei Forderungen waren befriedigt worden, aber fünf weitere waren jetzt an ihrer Stelle erhoben worden. Außerdem hatte Gawain all seine Fähigkeiten benutzen müssen, um zu verhindern, daß er selbst in ein Duell mit einem Krieger aus Macsens Heer verwickelt wurde, der ihn absichtlich provoziert hatte. Hätte Gawain gegen den Mann gefochten und gewonnen - und er hätte nicht verloren -, dann hätte Macsen nach dem Gesetz Klage gegen ihn erheben können und durch ihn gegen uns. Er hätte damit zukünftige Verhandlungen blockieren können. Artus erzürnte das alles, und anstatt Gawain zurückzuschicken, schrieb er Macsen einen höflichen Brief, in dem er verlangte, daß Macsen einen eigenen Botschafter schickte, der die Punkte besprach, die noch erledigt werden mußten. Außerdem befahl er Gawain, in Camlann zu bleiben, und vermied es, ihm irgendeine Arbeit zu geben. Er wollte, daß der Krieger sich ausruhte, aber noch mehr wünschte er sich, die schmorende Unruhe in Camlann endlich bloßzulegen und auszuräumen. Irgendwie funktionierte sein Plan auch, denn der Konflikt flammte offen auf, kurz nachdem die zerstrittenen Parteien aus Dyfed und East Anglia zurückkehrten. Dennoch wurden nur wenige Probleme gelöst.
    Ich machte gerade Inventur bei der Wolle in den Lagerräumen, als Medraut hereinkam, auf der Suche nach mir.
    Ich war an den aufgestapelten Ballen von verschiedenem Gewicht und Farbton entlanggegangen und hatte die Wolle überprüft, während mein Schreiber Gwyn hinter mir herkam und die Menge jeder Sorte auf einem Wachstäfelchen notierte. Die Schafe der Gegend waren neulich geschoren worden, und ich mußte wissen, wieviel Wolle ich noch für die Burg kaufen mußte. Deshalb mußte ich mein Inventar auf den neuesten Stand bringen. Der Lagerraum war ein langes, schmales Gebäude und fensterlos. Die Wollballen waren bis zum Dach aufgestapelt, und das Sonnenlicht drang in staubigen Streifen durch die Balken. Viele der älteren Ballen lagen schon lange auf Lager; sie waren eng gepackt, zusammengepreßt und dick vom Staub bedeckt. Ich mußte mich bücken und stochern, um herauszufinden, was für Wolle es war, und meine Hände bedeckten sich mit Wollfett, und meine Lungen füllten sich mit Staub. Dann öffnete sich die Tür am anderen Ende des Lagerraums, eine Flut von blendendem Sonnenlicht strömte herein, und Medraut stand darin wie die Statue eines römischen Gottes. Ich hörte auf, Ballen zu zählen, und richtete mich auf.
    »Edler Herr?« fragte ich und versuchte, nicht zu husten.
    Er schlenderte müßig durch die Tür, trat aus dem Sonnenschein und kam das schmale Gebäude herunter. Vor mir blieb er stehen. Er machte eine leichte Verbeugung und schaute mich dann mit Artus’ großen grauen Augen an und mit einem angedeuteten Lächeln an den Mundwinkeln. Er war

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