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Die Krone von Camelot

Die Krone von Camelot

Titel: Die Krone von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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würde Camlann uns am Ende retten.
    »Gestern habe ich mit meinem Bruder Medraut gesprochen«, sagte Gawain ohne Vorwarnung.
    Mein Augenblick des Friedens verschwand so plötzlich wie eine Forelle, die man im Schatten eines ruhigen Teiches sieht. »Du hast mit ihm über Goronwys Zweikampf gesprochen? Du warst allein mit ihm?«
    »Ja, wir waren allein. Und wir haben über den Zweikampf gesprochen, und. über andere Dinge. Dich und mich, und meinen Herrn, den Hohen König.« Gawain sagte immer >Hoher König< für >Kaiser<. Das war seine irische Erziehung.
    »Hat er dir viel erzählt?«
    »Sehr wenig. Er ist uns ausgewichen.«
    »Ach, wirklich! Hast du anderes erwartet?« Ich wandte mich verbittert von ihm ab und beugte mich über die Zinnen.
    »Nein, ich glaube nicht. Aber ich mußte mit ihm reden. Ich weiß schon lange, was er vorhatte, aber jetzt fängt er wirklich an. Er hat es erreicht, daß Blut vergossen wurde. Also bin ich in sein und Rhuawns Haus gegangen, und als die beiden mit meinem Herrn Artus vom Ausritt zurückkamen, da habe ich ihn begrüßt und ihn gefragt, was er als nächstes vorhätte.« Gawain zuckte die Achseln. »Rhuawn protestierte dagegen und sagte gewisse zornige Worte, aber Medraut schickte ihn weg. Dann hat er selbst mit mir gesprochen, in sehr bitteren Worten.« Er schaute hinunter auf den Wall und den Graben vor den Zinnen und auf die grünen Gräser, die der Wind beugte. Das Unheimliche kam wieder über ihn, und ich merkte, daß er nicht das sah, was vor seinen Augen war, sondern etwas Tieferes, Seltsameres. »Er hat keine Freude an der Dunkelheit, der er dient. Er geht seinen Weg in blindem Schrecken, wie ein Mann in einer dunklen See, wo er weder Boden unter den Füßen noch Luft zum Atmen hat. Aber es kümmert ihn nicht. Er will nur zerstören, was er haßt, und er lebt vom Haß allein.« Gawain hielt inne, dann sagte er: »Einmal war er anders. Als wir beide noch Kinder waren - aber das sind Dinge, die dich nicht bekümmern müssen, my Lady. Als er damit fertig war, mich und die >Familie< zu verfluchen, da hat er mir gesagt, er will die Geschichte seiner Geburt verbreiten. Er hat das nicht so deutlich ausgedrückt, aber ich glaube, er hat vor, den Botschaftern der Könige von Britannien Andeutungen zuzuflüstern, und wenn die Gerüchte dann außerhalb von Camlann überall durchgedrungen sind, dann will er seinen Freunden und Gefolgsleuten ihre Fragen mit weiteren Andeutungen beantworten. Außerdem erfindet er jetzt auch Verleumdungen gegen Bedwyr, denn Bedwyr war es ja, der gegen Goronwy gekämpft hat. My Lady, er muß aufgehalten werden.«
    »Das alles hat er dir gesagt?«
    Gawain blickte zu mir auf. Er war jetzt wieder menschlich und lächelte bedauernd. »Vor mir verstellt er sich nicht, my Lady. Wir kennen einander zu gut, und wir sind uns zu ähnlich. Aber er haßt mich sehr, weil er glaubt, daß ich ihn und unsere Mutter betrogen habe. Er will mich mit Ausdrücken reizen, die er versucht hat, mir anzuheften: Verräter, Wahnsinniger, Muttermörder. Als er sah, daß diese Worte keinen Eindruck bei mir machten, da fing er an, davon zu prahlen, was er vernichten wollte. My Lady, ich habe schon früher darauf gedrängt, und jetzt dränge ich wieder darauf: Er muß weggeschickt werden.«
    »Wohin würdest du ihn denn schicken? Er kann Briefe schreiben, wo immer er ist.«
    »Wenn er weit weg ist, werden Briefe weniger ausrichten. Schick ihn zurück auf die Inseln.«
    Ich starrte hinunter auf die Mauer. »Artus wollte auch, daß er Camlann verläßt. Aber er will ihn nirgendwo hinschicken. Er hat den Verdacht, daß Medraut bereit ist, diese Geschichte zu erzählen.«
    »Er hat den Verdacht? Wie kann er das?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Die Gefühle, die Artus bei dieser Geschichte hat, sind empfindlicher als die Hörner einer Schnecke oder die Tentakel der Seeanemone. Und die Zeit ist reif. Medraut könnte nach diesem Zweikampf leicht an Boden verlieren, denn Artus hat die Gründe, die Goronwy verteidigte, widerlegt. Medraut braucht etwas Neues. Aber er wagt es nicht, in der >Familie< seine Geschichte offen zu erzählen, denn man wird ihm nicht glauben. Deshalb will er sie zuerst außerhalb von Camlann verbreiten. Wie könnten wir ihn zurück auf die Inseln schicken? Ihn ins Exil zu verbannen, wenn man ihm kein Verbrechen nachweisen kann, ohne Vorwarnung, das würde eine Kluft in der >Familie< aufreißen, die wir vielleicht niemals wieder schließen können.«
    »Ich weiß nicht«,

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