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Die Krone von Camelot

Die Krone von Camelot

Titel: Die Krone von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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leid, my Lady. Es waren drei Ballen Grün, nicht?«
    »Dreimal Grün einfach, zweimal doppelt. Vielleicht könnte der Herr Gawain dir heute nachmittag beibringen, wie man vom Pferd aus einen Ring vom Boden aufhebt. Aber warum in aller Welt willst du eigentlich so etwas können?«
    »Wenn man das kann, dann wird man mit einem Gegner fertig, der gestürzt ist, oder man kann ein fallengelassenes Schwert aufheben«, antwortete Gawain sofort.
    »Und wenn man mit dem ganzen Körper auf der einen Seite des Pferdes reiten kann«, fügte Gwyn eifrig hinzu, »dann kann man das Pferd während eines Angriffs als Schild benutzen. Der Feind sieht einen möglicherweise noch nicht einmal, oder er wirft keinen Speer, wenn er das Pferd will.« Gwyn schaute Gawain ernsthaft an, empfing ein zustimmendes Nicken, wurde dann wieder nüchtern und sagte: »Aber ich könnte den Herrn Gawain belästigen. Wirklich, edler Herr, ich weiß, du hast dich um viel wichtigere Dinge zu kümmern als um so etwas.«
    »Ich habe der Kaiserin gerade gesagt, ich hätte mich um nichts zu kümmern, weder um große noch um kleine Dinge. Und ich habe eine neue Fuchsstute, die ich für den Kampf ausbilden will. Ich bringe sie hinaus auf das Feld hinter den Ställen. Komm, wenn du willst -natürlich nur, wenn die Lady Gwynhwyfar nichts anderes für dich zu tun hat.«
    »Heute nachmittag nicht«, antwortete ich sofort, erfreut darüber, daß Gwyn von seinem Helden das Reiten lernen würde. »Ich brauche noch die Liste von den Frauen, die für uns weben sollen, und die Mengen von jeder Farbe, die sie brauchen. Aber das kannst du heute abend für mich aufschreiben. Gut, Gwyn, dreimal Grün einfach, zweimal doppelt; und.«, ich zählte schnell, »fünf Schwarz, ungefärbt, einfach.«
    Gwyn kritzelte hastig die Mengen mit seinem Stylus hin, verlegen, aber kompetent. Er achtete sorgfältig darauf, daß er Gawain nicht anschaute. Wir beendeten die Inventur, überprüften das Resultat, und dann sagte ich Gwyn, er solle eine saubere Kopie davon machen und schickte ihn dazu weg. Gawain schaute hinter ihm her und lächelte.
    »Das ist ein kluger Junge«, sagte er mir. »Außerdem ein waghalsiger.«
    »Er hält sehr viel von dir.«
    Diese Worte brachten mir einen schnellen Blick ein. »Wirklich? Ich nehme an, er ist in die Lieder verliebt. Es war tapfer hierherzukommen und noch tapferer, zu bleiben. Die meisten der anderen Jungen in der Festung sind grausam zu ihm, obwohl das wahrscheinlich zu erwarten war.«
    »Er erträgt es sehr gut. Bald werden sie müde sein, ihn zu ärgern, und dann kann er Freunde gewinnen. Aber ich bin froh, daß du ihn einige Zeit unterrichten willst.«
    »Ach, das. Das ist eine Freude. Ich weiß noch, wie es ist, wenn man von anderen Kindern verachtet wird, und es kommt ja auch etwas dabei heraus, wenn ich ihn unterrichte. Aber obwohl Gwyn ein schnellerer Lerner ist, als ich es je war - das ist nicht das, was ich mit dir besprechen wollte.«
    Ich machte eine Geste zur Tür, und er öffnete sie vor mir.
    Er folgte mir hinaus in die sonnige Morgenluft. »Cei hält sich in meinem Haus auf. Er ist in einer fürchterlichen Stimmung«, sagte mir Gawain. »Sollen wir wieder zu den Mauern hinuntergehen?«
    Wir gingen. Es war ein schöner Tag, in der Vollkommenheit der ersten Junitage. Die Lerchen sangen über Camlann, und Kinder spielten vor den Häusern, wo die Frauen am Dach die Wäsche aufhängen und über die Nachbarinnen klatschten. Wir gingen, ohne zu reden, den Hügel hinunter, denn der Tag war zu schön, um ihn so früh mit Sorgen zu belasten. Dann stiegen wir auf den Wall und schauten hinaus über die Felder, das Land, das vorher rohe Erde gewesen war, grünte jetzt - es war silbern vom Weizen und schimmerte im Wind. Gawain blieb stehen, lehnte sich an die Zinnen, und ich stellte mich neben ihn. Mir war, als ob die Brise die zugeballten, vielfältigen Sorgen von meiner Seele wegwehen und sie über das reiche Land verstreuen mußte. Es würde gar nicht alles so schrecklich werden: Das Schlimmste würde nicht geschehen. Camlann hatte den Bürgerkrieg und die sächsischen Kriege überstanden; es hatte die Armut und die Feindseligkeit und den Neid überstanden, und es war stark. Sein Leben ging weiter, beständig wie ein Pulsschlag, trotz aller Zweifel und Unsicherheiten seiner Herrscher. Gleichgültig, wen ich liebte oder haßte, Camlann würde mir immer Aufgaben bieten, kleine, neue Sorgen, die die größeren vernichteten. Vielleicht - nein, sicher -

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