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Die Krone von Camelot

Die Krone von Camelot

Titel: Die Krone von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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recht, ohne ihn haben wir nichts als die Dunkelheit und die Stürme und die Könige von Britannien, die um einen purpurnen Umhang gegeneinander kämpfen. Artus will das nicht geschehen lassen.«
    »Ich bitte Gott, daß es nicht geschieht.« Bedwyr schaute mich wieder an, kam dann zu mir herüber, kniete vor mir nieder und nahm linkisch meine Hände. Er küßte sie. »Hochedle Dame. du brauchst mir nicht zu sagen, daß er dich mehr als alle anderen liebt. Wenn jemand ihn trösten kann, dann bist du es.«
    »Ich habe es versucht. Aber er will keinen Trost. Er wird die Festung halten, aber für diese Tat wird er sich auch strafen, und ich kann ihn nicht daran hindern.«
    »Versuch es noch einmal, my Lady.« Sein Gesichtsausdruck war ernst und zärtlich. »Du bist nicht feige. Ich weiß, daß du weiterkämpfen würdest, selbst wenn der Kampf hoffnungslos wäre. Und er ist jetzt alles andere als hoffnungslos.«
    Meine Sehnsucht, seine Freundlichkeit, Artus’ Schmerz. Ich war wie gelähmt von zu vielen Gefühlen, und ich konnte doch nicht mehr fühlen. »Ich bin. mit Recht getadelt, Herr«, brachte ich heraus. »Nun gut. Und was dich selbst betrifft, so verdienst du das Vertrauen, das er dir schenkt. Du verdienst es von mir genausosehr wie von meinem Herrn. Wenn ich dir so danken sollte, wie deine Freundlichkeit es verdient, dann würde ich nie aufhören können, dir zu danken.«
    Er schaute mich noch einen Augenblick länger in völligem Ernst an, und dann küßte er noch einmal hastig meine Hände. Er stand auf, schaute mich an und verbeugte sich. »Ich muß gehen und Gawain suchen. Ich muß ihm sagen, was passiert ist. Gott schütze dich, my Lady.«
    »Und dich auch, edler Herr.«
    Als er gegangen war und ich das Haus für mich allein hatte, legte ich das Gesicht in die Hände und bemühte mich, ruhiger zu werden. Sei still, still. Ich konnte die Brise im Strohdach hören und das hohle Geräusch, das der Wind unter den Balken machte. Ich hörte ferne, unverständliche Stimmen, die weit unten am Hügel riefen. Da. Meine Haut fühlte sich heiß an, und ich stand auf und ging ins nächste Zimmer. Ich fand einen Krug mit Wasser. Ich spritzte mir das Wasser an die Stirn und an die Wangen. Aber die Ruhe floh mich. Ich hatte das Gefühl, als ob ein Feuer unter meinem Herzen in diesem Gewebe aus Schmerz und Hilflosigkeit angefangen hatte zu brennen, und ich konnte es nicht so leicht auslöschen. Obwohl ich über Bedwyr froh war. Er war freundlich gewesen.
    Ich hielt inne und starrte in den Wasserkrug. Bedwyr. Was hatte ich gefühlt, als er meine Hände küßte? Was für ein Zeichen hatte er vor mir in der Luft gemacht, um mein Herz an sich zu ziehen, wie Artus das tat?
    »O Gott«, flüsterte ich, und die Lippen meines Spiegelbildes bewegten sich entsetzt im Wasser. Nicht dies, nicht jetzt, nicht, wo ich soviel anderes zu tun hatte! Wie war nur diese Gefahr an mich herangekrochen, daß ich sie bis jetzt nicht bemerkt hatte? Ich war sicher gewesen in meiner Liebe zu Artus. Oh, natürlich sind manche Männer attraktiv, und der Körper findet sie anziehend. Aber das ist etwas, was man leicht weglachen kann und was nicht ernst zu nehmen ist. Ich hatte niemals einen anderen Mann außer Artus geliebt, ich hatte nie geglaubt, daß ich das konnte. Es gab viele, die ich zu meinen engen Freunden zählte, und Bedwyr hatte auch dazu gehört. Aber jetzt war ich überrascht worden, hineingelockt in ein
    anderes Gefühl, ein Gefühl, das tiefer ins Herz biß.
    Ich dachte noch einmal daran, wie er mich angeschaut hatte, so zärtlich und ernst. Ich dachte an die eilige Berührung seiner Lippen auf meinen Fingern. Ich konnte sie noch immer fühlen wie einen Ring aus unsichtbarem Gold. Ich ballte meine Hände zu Fäusten und preßte sie auf die Augen. Der Gedanke an diesen Ausdruck in seinen Augen, an sein seltenes, warmes Lächeln schmolz meine Seele in mir. Und es hatte auch ihn getroffen, es hatte ihn genausogut überrascht, dessen war ich sicher.
    »O Gott«, sagte ich noch einmal. Meine Stimme klang seltsam.
    Ich wischte mir die triefenden Hände an meinem Kleid ab und ging zurück in das Besprechungszimmer. Das Buch, das Bedwyr gelesen hatte, als ich ins Haus trat, lag noch auf dem Pult. Ich nahm es auf, um es wegzustellen - alles, um mich von dem aufgewühlten Gefühl in mir abzulenken. Es war die Aeneis, und als ich das Buch aufhob, klappte es am Anfang des vierten Kapitels auf:
    At regina gravi iandudum saucia cura vulnus alit venis et

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