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Die Krone von Camelot

Die Krone von Camelot

Titel: Die Krone von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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sich seine Aufgaben auf vielen Gebieten mit meinen, und so konnte ich ihm nicht immer aus dem Weg gehen.
    Jetzt war ich schon in der Lage, im Bett zu sitzen, und ich fühlte mich sogar erholt, obwohl ich es noch nicht wagte, das Haus zu verlassen. Ich hatte Angst, daß dann das Fieber wiederkäme. Aber ich war angekleidet, und ich hatte sogar das Bett an eine andere Stelle rücken lassen, damit ich zum Lesen das beste Licht hatte. Ich prüfte gerade ein paar Listen, die Gwyn mir dagelassen hatte, als ich das gedämpfte Geräusch eines Klopfens an der äußeren Tür hörte. Ich rief: »Herein«, und nach der unvermeidlichen Pause: »Hier herein!« Aber ich war überrascht, als Bedwyr die innere Tür öffnete und auf der Schwelle stand und stehenblieb, damit seine Augen sich an das Licht gewöhnten.
    »Edler Herr«, sagte ich zur Begrüßung. Trotz meines Herzenswunsches, ihm aus dem Weg zu gehen, war ich froh, ihn dort stehen zu sehen. Er sah aus wie immer - offen und ernst. Er wandte sich aber von meinem Blick ab, und darüber wurde ich genauso verlegen, genauso angespannt, und ich war nicht sicher, wie ich ihn empfangen sollte.
    Um den Bruchteil einer Sekunde zu spät verwandelte er den Seitenblick in eine Verbeugung, so daß ich nicht überzeugt war. Dann schloß er die Tür hinter sich. »My Lady, es tut mir leid, wenn ich dich belästigen muß, während du krank bist. Aber niemand anders scheint in der Lage zu sein, mir zu sagen, wieviel Korn wir wohl diesen Winter haben werden oder wie viele Pferde wir damit füttern können.«
    »Ach«, sagte ich, »ach ja.« Ich durchsuchte die Listen in der Hoffnung, die Antwort zu finden und ihn loszuwerden. Dann wurde mir klar, daß ich keine von den notwendigen Listen bei mir hatte, und ich mühte mich, mir ins Gedächtnis zu rufen, was darauf stand.
    Bedwyr bemerkte meine Verwirrung und fügte schnell hinzu: »Es ist nicht dringend. Ich muß es nur bald wissen, denn nächste Woche will ich die Pferde, die wir nicht hierbehalten, auf die Winterweide schicken. Aber heute muß ich es noch nicht wissen.«
    »Ich glaube, wir werden genug für zweitausend Pferde haben«, sagte ich ihm. »Oder auch ein bißchen mehr. Sagen wir, drei Pferde für jedes Mitglied des Heerbanns. Genauer kann ich es dir jetzt allerdings noch nicht sagen. Wahrscheinlich kann ich dir morgen nachmittag eine etwas bessere Schätzung geben.«
    Er nickte, aber anstatt zu gehen, blieb er da und schaute mich an. »Gott lasse dich schnell gesund werden, my Lady«, sagte er nach einem Augenblick. »Du wirst sehr vermißt.«
    »Ich habe mich schon fast erholt«, sagte ich und versuchte zu lächeln. Aber das Lächeln ging daneben. Bedwyr war kein Fremder, war niemand, den man durch Anspannung von ein paar Muskeln im Gesicht leicht hinters Licht führen konnte. Im Gegenteil - es war einfacher, vor Artus einen Kummer zu verbergen als vor seinen ruhigen Augen. Ich fühlte mich erschöpft und elend, und ich konnte sehen, daß er es wußte. Ich spürte, wie mein Gesicht heiß wurde vor Scham über meine Lügen, meine vielen Lügen. Aber ich konnte es nicht ertragen, ehrlich mit ihm zu sprechen und zusätzlich zu Artus’ Zorn und Bitterkeit auch noch seine Verachtung zu spüren. »Morgen bin ich wahrscheinlich schon wieder auf«, beendete ich schnell den Satz.
    »Treib dich nicht zu sehr, my Lady. Viel hängt von dir ab.«
    Es verging wieder eine Minute des Schweigens, während wir einander anschauten, und ich wünschte mir verzweifelt, daß er ging und mich mit meinem Elend allein ließ. Dann fügte er entschlossen hinzu: »Unser Herr Artus vermißt deine Hilfe.«
    Ich blickte hastig weg. Diese Sanftheit, wo ich Zorn erwartet hatte, verwirrte mich. »Tut er das?« fragte ich und wollte einen Tonfall der uninteressierten Frage anschlagen. Aber ich hörte mich nur flach und verbittert an. Diese zusätzliche Dummheit, dieser Mangel an Beherrschung bei mir, widerte mich an. Ich biß mir auf die Lippe und mußte die Tränen zurückblinzeln. Nach einer Krankheit kommen sie viel zu schnell.
    Da machte Bedwyr zwei schnelle Schritte auf mich zu und nahm meine Hand. »Lady Gwynhwyfar«, er sank auf die Knie, damit er sich nicht über mich beugen mußte, »verzeih mir meine Unverschämtheit, so mit dir zu sprechen, aber ich muß sprechen. Dein Mann liebt dich tief, auch wenn er jetzt erzürnt über dich ist. Seit Medraut im Exil ist, haben wir miteinander gesprochen, und es ist so deutlich zu sehen wie der weite Himmel. Er

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