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Die Krone von Camelot

Die Krone von Camelot

Titel: Die Krone von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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Sein Siegelring glänzte. »Wenn die Könige von Britannien dieses Gerücht glauben, dann haben sie eine Entschuldigung für einen Aufstand. Ein Bastard-Kaiser ist schon schlimm genug, aber ein Kaiser, der sich des Inzests schuldig gemacht hat - das wird das Land vergiften, das wird den Zorn Gottes auf uns ziehen, das werden wenigstens die Kirche und meine Feinde behaupten. Wie lange können wir durchhalten?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Medraut kann noch immer nichts beweisen. Wir können es noch immer abstreiten, möglicherweise mit Erfolg. Vielleicht können wir die Macht behalten, bis unser Leben zu Ende geht.«
    Er blickte auf und lächelte - es war ein kleines Halblächeln voll ironischer Belustigung. »Wirklich? Komm, meine Liebste, du bist klüger. Medraut ist kein Narr, und es mangelt ihm auch nicht an Geschicklichkeit. Vielleicht hat er, wenn er wirklich an die Macht gelangt, eine zu schwere Hand, aber er spielt auf der Unzufriedenheit von Britannien genauso meisterhaft wie sein Bruder auf der Harfe. Und er hat Saiten genug: Unzufriedene, rachsüchtige Könige wie Maelgwyn Gwynedd, den Neid der Kirche, die Langeweile meiner eigenen Krieger. Unsere Kriege mit den Eindringlingen sind zu Ende, aber das Reich ist nicht völlig wiederhergestellt, wie wir versprochen hatten, und die Enttäuschung darüber brennt in Britannien wie ein Stoppelfeuer, das nur darauf wartet, daß es aufflammen kann. Das einzige, was gebraucht wird, ist ein fähiger Anführer, der alles leitet. Medraut kann uns zerbrechen - oder er kann uns für die Macht einen solchen Preis zahlen lassen, daß wir besser tot wären. Die Macht ist es nicht wert, wenn man Tyrann sein muß, um sie auszuüben, oder wenn man das eigene Volk vernichten muß. Nein, wir müssen aushalten, solange das in Sicherheit möglich ist, und dann abdanken. Das Problem besteht noch immer darin, einen Mann zu finden, dem wir die Macht übertragen können -einen, dem ich zutraue, daß er gerecht regiert, und der stark genug ist, sich gegen Medraut zu behaupten. Und noch immer ist niemand da.«
    »Es wäre sehr gefährlich abzudanken«, deutete ich an.
    Er schenkte mir das gleiche müde Lächeln. »Denn dieses Reich, das wir erobert haben, ist eine Art Tyrannei«, zitierte er aus einer Sammlung von Sprüchen berühmter Männer, deren Namen ich zum größten Teil noch nie gehört hatte. Artus hatte dieses Buch aus dem Kloster mitgebracht, in dem er aufgezogen worden war - »Es war vielleicht falsch, die Tyrannei aufzurichten, aber es ist mit Sicherheit gefährlich, sie wieder loszulassen. Was hat dieser Spruch aber mit uns beiden zu tun? Wir haben das Reich nicht übernommen, um in Sicherheit zu sein, und wir haben oft genug den Tod dafür riskiert.«
    »Ich meinte, es wäre gefährlich für das Reich. Die Könige von Britannien kennen dich, und wenn sie nicht an deine Gerechtigkeit glauben, dann glauben sie wenigstens, daß du ein fähiger Feldherr bist. Vielleicht wären sie gewillt, deinen Nachfolger zu bekämpfen, besonders wenn er jung wäre, wo sie gegen dich nicht kämpfen würden.«
    Er seufzte und legte den Kopf in die Hände. »Du hast natürlich recht. Es gäbe vielleicht Krieg, ehe ich es mir leisten könnte abzudanken. Und wenn ich dann besiegt würde und Medraut die Macht ergriffe - nein, ich muß darauf vertrauen, daß Gott das wenigstens nicht zuläßt.« Er schaute wieder ins Feuer und fuhr so leise fort, daß ich ihn kaum hören konnte. »Und dennoch, diese Dunkelheit habe ich selbst verschuldet. Ich selbst bin verantwortlich dafür, daß Medraut existiert. Auch die Unruhe im Königreich ist meine Schuld, denn ich habe meine Macht durch Waffengewalt und gegen das Gesetz erworben, und es ist nicht überraschend, daß ich Feinde habe. Ich dachte damals, ich täte das Rechte, aber vielleicht war es in Gottes Augen eine genauso große Sünde wie der Inzest.«
    »Nein«, sagte ich und legte die Hand auf seine Finger.
    Er schüttelte sie ab. »Die Zerstörung kommt aus unserem Innern und aus meinem Innern. Die Sachsen konnten uns nicht besiegen, aber wir selbst vernichten jetzt das Reich. Es ist der Bruch in der Familie, der Fehler von innen. Früher habe ich gedacht, daß nur die Schande und die Unehre unerträglich wäre, wenn es bekannt würde, daß ich meine Schwester geliebt habe. Jetzt scheint mir das unwichtig. Denn es geht nur mich etwas an. Aber das andere, das ist der Untergang des Westens, die Dunkelheit, die über uns kommt. Warum müssen wir das

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