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Die Krone von Camelot

Die Krone von Camelot

Titel: Die Krone von Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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nickte, und Medraut verbeugte sich und stieg von dem Podest herunter. Bei dem Boten blieb er stehen und warf ihm noch einen kalten, abschätzenden Blick zu. Dann lächelte er und ging langsam durch die ganze Halle hinaus. Alle machten ihm Platz. Viele seiner Freunde gingen hinter ihm her.
    Der Bote aber schaute Artus überrascht an. »Du bewahrst die Tradition, was Abgesandte betrifft«, sagte er nach einer Weile. »Das ist gut. Welche Nachricht soll ich den Fürsten Ui’ Niall, den Herrschern der Orkneys, von dir überbringen?«
    Artus lehnte sich in seinem Sessel zurück und musterte den Boten gedankenverloren, bis der Mann, der bis dahin so kühn gewesen war, plötzlich unsicher dreinschaute und an seinem Schwert herumfummelte.
    »Sag deinen Herren«, meinte Artus endlich, noch immer nicht laut, sondern mit müder Stimme, die aber trotzdem eine Stille in der ganzen Halle auslöste, »daß es mir um die Inseln leid tut. Sag deinen Vettern und ihren Verbündeten, daß ich bekümmert bin um die königliche Familie, die überaus grausam ermordet worden ist. Und sag deinen Leuten, daß auch sie mir leid tun und daß sie eine Sippe vernichtet haben, aus der immer ihre Könige hervorgegangen sind, daß sie fremde Herren gerufen haben, die über sie herrschen sollen. Sag außerdem zu deinen Herren, daß es leichter ist, zu behaupten, die Inseln seien an Erin gebunden, als sich darauf zu verlassen, daß Erin Hilfe schickt. Wenn die Ui’ Niall meine Untertanen durch Überfälle an den Küsten beunruhigen, dann werden sie es bedauern. Ich werde dann der Sitte folgen, der ich immer gefolgt bin, und alle Räuber, die in Britannien gefangen werden, hinrichten lassen und für keinen ein Lösegeld nehmen.
    Wenn die Ui’ Niall britische Güter begehren - und sie werden Holz und Zinn und Eisen verlangen, denn so etwas gibt es nicht auf den Inseln -, dann werden sie sich mit mir einigen und den Eid schwören müssen, meine Länder und meine Untertanen zu respektieren.«
    Der Bote schaute in die Richtung, in die Medraut gegangen war. »Aber was ist mit dem Tyrannen?«
    »Durch Geburt kann er als einer aus der königlichen Familie von Britannien betrachtet werden. Er hat einen Platz hier, wenn er auf den Inseln keinen mehr hat.« Noch einen Augenblick lang herrschte Schweigen. Dann erhob sich Artus von seinem Sitz am Hohen Tisch und ging die Stufen vom Podium hinunter, bis er dem Boten gegenüberstand. »Ich will um einen Tyrannen nicht gegen Erin Krieg führen, selbst wenn der Tyrann der königlichen Sippe von Britannien angehört«, sagte er ruhig. »Wenn ihr wollt, dann könnt ihr Frieden mit mir haben. Ich werde die Bedingungen zusammenstellen, die du deinen Herren bringen kannst. Inzwischen bietet dir Camlann die Gastfreundschaft, die Abgesandten zusteht.«
    Der Abgesandte starrte Artus noch einen Augenblick an - er glaubte ihm nicht ganz. Er sah sich in der Halle um, heftete dann seinen Blick wieder auf Artus. Dann verbeugte er sich tief. »Herr und Hoher König, ich danke dir.«
    Als der Bote wieder zu den Orkneys abreiste, ließ Artus Medraut beobachten. Er gab dem Boten einen sorgfältig ausgesuchten Begleitschutz zu seinem Schiff zurück, das auch von verläßlichen Wächtern gehütet wurde. Endlich schickte er Geld zum Kloster nach
    Ynys Witrin, damit für die Reisenden auf See eine Messe gelesen wurde. Ob es nun durch diese Vorsichtsmaßnahmen kam oder weil Medraut sich entschlossen hatte, seine Wünsche der Notwendigkeit zu opfern, einen guten Eindruck zu machen - das Schiff kam sicher in Dun Fionn an, und nach kurzer Zeit hörten wir, daß unsere Vorschläge zu Friedenseiden von den Ui’ Niall zur Verhütung von Piraterie und Raubüberfällen gegen einige Rechte zum Handel mit Britannien akzeptiert wurden. Und Medraut blieb in Camlann.
    Obwohl Medraut seinen Sturz deutlich weder erwartet noch gewünscht hatte, er wirkte sich zu seinen Gunsten aus. Die Tatsache, daß Artus ihn bei einem Versuch, die Königswürde wiederzuerlangen, nicht unterstützen würde, gab ihm einen Grund zur Klage. Er war Artus’ Neffe und hatte den Eid der Gefolgschaft geschworen, aber Artus hatte Frieden mit denen geschlossen, die Medrauts Familie ermordet und sein Königreich erobert hatten. Es spielte keine Rolle, daß das Bündnis nie über eine gemeinsame Verteidigung hinausgegangen war - es war alt und bestand schon lange, besiegelt durch Eheschließung in der vergangenen Generation, und es war in einem Augenblick umgestoßen worden.

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