Die Krone von Camelot
trotz allem die anderen mit Erfolg hinters Licht führen, oder die Situation in Camlann besserte sich auch vielleicht, und wir konnten dann unsere Verbindung beenden.
Ich trank den Wein aus, versuchte mich wieder in die Gewalt zu bekommen und ging dann mit Gawain zurück zur Halle.
Ich hatte für diesen Nachmittag ein Treffen mit Bedwyr vereinbart. Camlann war groß, und viel Land lag eingeschlossen innerhalb seiner Mauern. Ein Teil dieses Landes war nicht bebaut, und ein paar verstreute Bäume, junge Eichen, Birken oder Eschen, zogen sich im Osten den Hang hinauf. Ich wußte, daß an diesem Nachmittag niemand seine Schweine oder sein Vieh dort hintrieb, und es gab einen Lagerschuppen, der an der Mauer angebaut war. Dort wollte ich Bedwyr treffen. Er war da, schon bevor ich angekommen war. Ich hörte ihn das Lied summen, das Gawain gespielt hatte, während ich den Hügel herabkam, und mein Herz hämmerte.
Bedwyr saß auf einem Baumstumpf vor dem Schuppen und hielt in der einen Hand die weiße Schwungfeder irgendeines Vogels. Er drehte sie hin und her. Er hörte meine Schritte in den Resten der Blätter des vergangenen Jahres und stand auf. Sein Gesicht erleuchtete sich von seinem warmen Lächeln. Der Wind wehte durch die Bäume, und die Sonne tanzte in den Zweigen, und ich wußte, es war hoffnungslos. Ich konnte ihm nicht einfach sagen, es sei vorüber, und dann wieder weggehen.
»Gawain weiß es«, sagte ich, während ich an ihn herantrat. »Aber er wird es niemandem sagen. Er will uns nicht verraten. Aber er bittet uns, ein Ende zu machen.«
Bedwyrs Lächeln verschwand. Aber schon legte er seine Arme um mich. Ich lehnte die Hand an seine Schulter. Ich fühlte die Sonne warm auf meinem Rücken und sehnte mich nach einem Augenblick des Lichts und der Freude unter den Schatten. »Wir müssen es beenden«, flüsterte ich.
»Wir müssen«, gab er zurück, aber keiner von uns bewegte sich.
7
Anfang Juni verließ Artus Camlann, um den König von Elmet zu besuchen, der sich mit dem König der Ostangeln stritt, aber nicht den Wunsch hatte, uns den Streit zur offiziellen Schlichtung vorzutragen. Bedwyr und ich waren wieder einmal mit der Verantwortung über die Burg allein, und überraschenderweise blieb auch Gawain. Artus wollte dem Krieger eine Ruhepause geben, und er hoffte, Gawain würde ein Auge auf seinen Bruder halten.
Die Spannung in der Festung wurde unerträglich. Einige von Medrauts Gefolgsleuten hatten vielleicht sogar den Verdacht, daß Bedwyr und ich vorhatten, die Macht zu ergreifen, während Artus unterwegs war. Jedenfalls gab es, kurz nachdem Artus abgereist war, einen Zweikampf, und einer aus der Gruppe unserer Getreuen wurde getötet. Sein Gegner war schwer verletzt, und wir ließen ihn zu Gruffydd bringen, damit er versorgt wurde. Danach brachen fast weitere Gewalttätigkeiten auf. Wo Gruffydds Sympathien lagen, das war überall gut bekannt, und viele der Männer glaubten, er würde den Verwundeten entweder vergiften oder ihn vernachlässigen und so sterben lassen. Am Ende schafften es Bedwyr und ich, die Angelegenheit ohne weitere Kämpfe zu schlichten - wir verkündeten, daß Artus den Mann nach seiner Rückkehr richten würde. Wir verbaten es Medrauts Partei, eine Wache aufzustellen, und wir erlaubten es den Freunden des Mannes, inoffiziell bei ihm zu bleiben, bis es ihm gut genug ging, daß er in das Haus eines Freundes getragen werden konnte. Wenigstens mußten wir ihn nicht wie einen Gefangenen halten. Er war viel zu krank, um zu fliehen. Dennoch wurde in der Burg geflüstert und gemurrt, und Bemerkungen wie »gerissene Hure« und »fremder Emporkömmling« waren hinter unserem Rücken zu hören. Es gab keine weiteren Zweikämpfe mehr, aber das beruhte größtenteils auf der Tatsache, daß die Anspannung so groß geworden war, daß die beiden Parteien einander nicht mehr einzeln oder zu zweien beleidigten. Der nächste Streit, das hatte ich im Gefühl, würde nicht nur in einem Duell enden, sondern in einem bewaffneten Konflikt überall in der Burg. Aber ich glaubte nicht, daß Medraut dafür schon vorbereitet war, also wartete ich wie er und schwieg.
Etwa zwei Wochen, nachdem Artus abgereist war, kurz bevor er wieder zurückerwartet wurde, ordnete ich an, daß ein Fest gefeiert wurde. Die Spannung war ein bißchen abgeebbt, und ich dachte, daß ein Fest mit Liedern über den alten Krieg vielleicht die Erinnerung an die alte Kameradschaft zurückbrachte und alle sich weiter beruhigten.
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