Die Krone von Lytar
verlor.
Die Auskünfte sprudelten nun förmlich aus ihm heraus. Er gestand, ein Spion Thyrmantors zu sein. Wenn man ihm Glauben schenken wollte, so war er wirklich Händler, aber man hatte ihm hundert Goldstücke im Voraus gegeben und hundert weitere für den Fall versprochen, dass er Informationen über das Dorf, die Verteidigungsanlagen und die Armee zurückbrachte. Als er die Armee erwähnte, machte sich Heiterkeit im Saal breit.
Von dem Schatz, sagte er, habe er durch einen anderen Spion erfahren, der ihm auch mitgeteilt habe, wie man den Stein des Greifen öffnen konnte.
Wer dieser Spion sei, vermöge er jedoch nicht zu sagen. Er habe die Person nicht gesehen, sondern sich durch eine Holzwand hindurch mit ihr unterhalten.
Diese Auskunft rief allgemeine Bestürzung hervor, denn es schien den Anwesenden kaum denkbar, dass jemand aus Lytara solch wichtiges Wissen an den Feind verraten würde. Doch der angebliche Händler beharrte darauf.
Schließlich stand Pulver auf und bat um Ruhe. »Leute, gebt nicht zu viel auf seine Worte. Wir haben ihn erwischt, und er weiß, dass er sterben wird. Aber er weiß auch, dass er uns noch immer Schaden zufügen kann, indem er Misstrauen sät und so unsere Einigkeit untergräbt.«
Der Mann sagte nichts dazu, sondern sah Pulver nur böse an.
Nach kurzer Beratschlagung beschloss man, den Mann am Morgen des folgenden Tages zu hängen, aber nicht wie üblich auf dem Marktplatz, wo bereits die Brautplattform stand, sondern an einem geeigneten Baum, von denen es in der Gegend genügend gab.
Die Leibwache des Händlers, die alle Fragen freimütig beantwortete, ohne dass Ralik eines seiner Instrumente einsetzen musste, sollte eine Hand verlieren und dann aus Lytara verbannt werden.
Elyra jedoch mochte sich nicht damit abfinden, dass jemand vorsätzlich verkrüppelt werden sollte, und protestierte vehement dagegen. Als die Ältesten keine Einsicht zeigten, drohte Elyra damit, sich auf den Brunnen am Marktplatz zu stellen und dem gesamten Dorf ihre Bedenken vorzutragen.
Im Hintergrund redete die Sera Meliande leise auf Tarlon ein, der schließlich aufstand und die Dorfoberen bat, mit dem Gefangenen sprechen zu dürfen. Es wurde ihm gewährt, und so unterhielt er sich flüsternd mit dem Mann, der dabei immer wieder energisch nickte.
Schließlich trat Tarlon vor die Ältesten und teilte ihnen mit, dass der Gefangene bereit sei, sich dem Greifen anzuschließen. Er wolle fortan loyal für Lytara kämpfen und dies mit einem feierlichen Schwur auf die Göttin und jeden anderen ihrer Götter besiegeln. Es sei der Wunsch des Mannes, so Tarlon weiter, nicht als Söldner ins Feld zu ziehen, sondern als regulärer Soldat, und als Entlohnung erhoffe er sich nichts weiter, als sich im Dorf niederlassen zu dürfen.
Nachdem Tarlon geendet hatte, musterte ihn der Bürgermeister eine Weile und sah dann hinüber zu dem Leibwächter. »Gut«, sagte er schließlich, »wir werden dich vereidigen. Du sollst deine Chance erhalten. Aber wenn du dich noch ein einziges Mal gegen uns erhebst …«
Der Leibwächter schüttelte wild den Kopf.
»… dann wirst du gehängt.« Der Bürgermeister sah Elyra an. »Binde ihn los.«
Nachdem sie die Fesseln gelöst hatte, fiel der Mann vor ihr auf die Knie und stammelte seinen Dank. Elyra schüttelte nur den Kopf, trat einen Schritt zurück und bat ihn, sich zu erheben. Als er wieder stand, verbeugte er sich tief, zunächst vor ihr und anschließend vor den Ältesten.
»Ich bin bereit, den Eid zu schwören«, sagte er dann mit fester Stimme.
»Später«, meinte Pulver. »Wir müssen zunächst die Zeremonie vorbereiten. Bis dahin bist du unser Gast.«
»Wie bist du auf diesen Handel gekommen?«, fragte Elyra Tarlon, als die Freunde später zusammen im Nebenzimmer saßen und Garret dabei Gesellschaft leisteten, wie er sich an einem Schweinebraten satt aß.
»Es war nicht meine Idee, sondern die der Sera Meliande«, antwortete Tarlon bedächtig. »Offenbar wurden solche Angelegenheiten früher auf diese Weise geregelt. Jedenfalls war es der einzige Ausweg aus der Zwickmühle, in die du die Ältesten gebracht hast.«
»Welche Zwickmühle meinst du?«, fragte Elyra überrascht.
»Nachdem sie ihr Urteil bereits gefällt hatten, wäre es einem Gesichtsverlust gleichgekommen, wenn sie es einfach so wieder zurückgenommen hätten«, erklärte Vanessa mit einem Lächeln.
»Die Sera Meliande sah dies und schlug mir den Kompromiss vor, auf den die Ältesten
Weitere Kostenlose Bücher