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Die Krone von Lytar

Titel: Die Krone von Lytar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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Untergang aber, wenn die Legenden wahr berichteten, von Machtgier, Neid und Krieg abgewendet hatten. Das nach unten gekehrte Schwert und die erhobene Sichel waren das sichtbare Zeichen unseres friedlichen Lebens. Wir hatten uns vom Krieg abgewandt und der Macht entsagt, aber wir waren noch immer eine Nation und ein Reich, und dieses Banner gab uns unseren Stolz zurück.
    Aber nun war der Krieg zu uns gekommen.
     
    Es war an diesem Morgen, dem Morgen nach der Schlacht, als unsere Freunde wieder ins Dorf zurückkehrten, müde und wund, denn sie waren die ganze Nacht über gerannt. Als sie sahen, was geschehen war, wurden ihre Mienen noch düsterer.
    Garret bahnte sich einen Weg durch die Menge und sprang auf den Brunnenrand. Danach zog er Elyra zu sich nach oben, und diese erzählte uns mit tonloser Stimme, was mit Sera Tylane geschehen war. Die Nachricht traf uns hart, denn die meisten von uns verehrten und liebten die Heilerin, die ihr ganzes Leben stets in den Dienst der Menschen hier im Tal gestellt hatte.
    Dann kam Ralik, der Radmacher, aus seiner Werkstatt, und seine Gesellen schleiften die drei Gefangenen herbei. Auf dem Marktplatz war etwas errichtet worden, das man seit Jahrhunderten hier nicht mehr gesehen hatte. Es war ein Galgen, der seinen Schatten drohend über den Marktplatz warf, und als die Gefangenen ihn sahen, wurden ihre Gesichter noch bleicher, als sie eh schon waren. Ich glaube, nicht alle ihre Wunden rührten von der Schlacht her, aber niemand äußerte sich dazu.
    Ralik stieg mühsam auf den Brunnenrand, und augenblicklich kehrte Stille ein. Es ist bei uns Tradition, dass jeder, der etwas zu sagen hat, dies vom Brunnenrand aus tut. Obwohl Ralik einer des Ältestenrats war, war er jedoch noch nie auf den Brunnen gestiegen, denn er hatte wie die meisten Zwerge eine Abneigung gegen Wasser und Höhe, und der Brunnen kombinierte beides. Nur etwas Außergewöhnliches konnte unseren Radmacher dazu bringen, auf seinen Rand zu klettern, und daher sahen nun alle gespannt zu ihm hoch.
    »Freunde«, erschallte seine Stimme über den Marktplatz. »Wir haben ein Problem.«
    »Wer hätte das gedacht!«, rief Pulver zurück und hielt sich dabei seinen Arm, der ihm in der Schlacht bis auf den Knochen hinunter aufgeschlitzt worden war. Noch immer war die Blutung nicht ganz zum Stillstand gekommen, aber er war bei Weitem nicht der Einzige, dessen Verletzung nicht fachgerecht versorgt worden war.
    Der Zwerg ignorierte ihn zu Recht und sprach einfach weiter.
    »Die Männer, die uns angegriffen haben, kommen aus einem Königreich, das sich Thyrmantor nennt. Sie wurden von ihrem Magierkönig ausgesandt, einem Mann, der zuvor auch ihr Reich usurpiert hat und es mit eiserner Hand und gestützt durch schwarze Magie regiert. Er hat seine Armee zu uns geschickt, um nach der Krone von Lytar zu suchen!«
    Einen Moment lang herrschte Schweigen, dann ging das Geschrei los!
     
    Ihr müsst wissen, dass es bei uns eine Legende gibt. Und zwar die Legende um die Krone von Lytar. Diese besagt, dass die Krone den Schlüssel zur Macht des alten Reiches darstellt und eine Magie beherbergt, die mächtiger ist als alles, was man sich vorstellen kann. Mächtig genug, um selbst den Göttern die Stirn zu bieten. Es waren diese Krone und der Kampf um ihren Besitz und ihre Macht, so heißt es, die das alte Reich in Chaos, Tod und Verwüstung stürzten. Es war die Macht der Krone, die das alte Lytar zerstörte und in Untergang und Verdammnis führte. Es war die Krone, die den Himmel zerreißen ließ und die Götter gegen uns erzürnte. Und wie jeder wusste, wurde sie, den Göttern sei Dank, bei diesem Kataklysmus mit zerstört.
    Ob wahr oder unwahr, eines war jedenfalls sicher: Wir besaßen diese Krone nicht mehr. Seit vierhundert Jahren war sie vernichtet, und die Welt war ein besserer Ort ohne sie.
     
    »Aber wir haben die Krone nicht!«, rief auch prompt jemand aus der Runde, und Ralik nickte düster.
    »Das mag wohl so sein, aber wie nachdrücklich ich die Gefangenen auch befragte, über eines waren sie sich einig: Dieser Magierkönig wird nicht eher ruhen, als bis er die Krone gefunden hat. Er wird uns nicht glauben, wenn wir ihm sagen, dass sie nicht mehr existiert! Seine Leute hatten den Auftrag, jeden von uns bis zum Tode zu foltern, um die Krone zu finden!«
    Erneut setzte erregtes Gemurmel ein, und schon bald wurde laut darüber diskutiert, was man nun am besten tun sollte. Da stieg der Bürgermeister auf den Rand des Brunnens,

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