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Die Krone von Lytar

Titel: Die Krone von Lytar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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und Ralik wirkte sichtlich erleichtert, nicht mehr allein dort oben stehen zu müssen. Der Bürgermeister hob die Hand, und augenblicklich wurde es wieder ruhig.
    »Leute«, begann er. »Wir wissen alle, dass es die Krone nicht mehr gibt. Aber ich befürchte, dass Ralik recht hat und uns dieser König nicht glauben wird. Bevor wir also darüber sprechen, was wir als Nächstes zu tun haben, müssen wir noch etwas Unangenehmes erledigen.« Sein Gesicht war unbewegt. »Bringt die Gefangenen nach vorne!«
    So geschah es. Jeder der Gefangenen wurde von zwei kräftigen Männern gepackt und zum Brunnen gebracht. Einem der Gefangenen, einem großen Mann mit stolzer Haltung, gelang es trotzdem, sich loszureißen. Aber er versuchte nicht zu flüchten, sondern drehte sich herum und bedachte die Menge vor ihm mit einem verächtlichen Blick.
    »Ich bin Lord Meltor! Ich bin von Adel, und ich verlange …«
    Aber wir erfuhren nie, was er verlangte, denn in diesem Moment trat einer der Gesellen des Schmieds hinter den Mann und schlug ihm mit dem Stiel seines Schmiedehammers an den Hinterkopf, worauf Lord Meltor bewusstlos in sich zusammensank und fortan keinen weiteren Ton mehr sagte.
    Der Bürgermeister räusperte sich. »Ich beschuldige diese drei Männer, unrechtmäßig Krieg gegen unser friedliches Lytara geführt zu haben. Sie wollten uns zu ihrem eigenen Nutzen erschlagen, uns plündern und brandschatzen. Sie waren bereit, sich an uns und unserem Leid zu bereichern. Gibt es hier jemanden, der für sie sprechen will?«
     
    »Ihr müsst wissen, dass das bei uns so üblich ist. Erhebt jemand am Brunnen einen Vorwurf gegen einen Dritten, dann hört sich der Bürgermeister oder einer der Ältesten diesen Vorwurf an, wobei jeder von uns vortreten und für oder gegen den Angeklagten sprechen kann. Danach entscheiden die Ältesten, was geschehen soll. Wie auch immer ihr Urteil ausfällt, wird es vollstreckt. Aber bedenkt, bislang hatten wir den Galgen noch nie zuvor eingesetzt.« Der alte Mann kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf. »Wie gesagt, jeder kann vortreten und für oder gegen die Angeklagten sprechen. In diesem Fall wollte sich jedoch niemand für die drei verwenden. Aber unsere Tradition verlangt auch, dass mindestens einer von uns den Angeklagten zu verteidigen hat.«
     
    Der Bürgermeister sah deshalb zu Ralik, dem Radmacher, hinüber. Dieser seufzte und holte dann tief Luft. »Ich gebe zu bedenken, dass diese Männer dem Befehl ihres Königs folgten und dass sie für ihr Reich kämpften, wie es jeder tapfere Mann tun würde.«
    »Aber habt Ihr mir nicht auch berichtet«, fragte der Bürgermeister, »dass diese Männer sich bereichern wollten? Dass sie hofften, in diesem Feldzug reich zu werden? Dass sie geplündert, gebrandschatzt, gemordet und vergewaltigt haben?«
    »Das ist richtig. Sie erzählten von einem Schatz, der sich hier befinden und ihre Beute werden sollte. Außerdem erwarteten sie, Gewinne zu machen, indem sie unsere Überlebenden, hauptsächlich die Frauen, als Sklaven verkaufen wollten.«
    Es wurde still auf dem Marktplatz, keiner sprach auch nur ein Wort. Jeder sah die Männer nur schweigend an.
    »Und was sagt Ihr selbst zu diesen Anschuldigungen?«, fragte der Bürgermeister schließlich die Gefangenen.
    Der eine sagte nichts, der andere zuckte nur die Schultern und meinte dann: »Macht, was ihr wollt. Ihr werdet jedenfalls nicht mehr lange genug leben, um es bereuen zu können.«
    Der Bürgermeister nickte nur und sprach dann das Urteil. »Hängt sie auf!«
    Und so geschah es.
    »Götter, das waren Kriegsgefangene!«, protestierte Lamar. »Wenn einer der Gefangenen ein Adliger war, konnte er zu Recht erwarten, gegen eine gute Summe Goldes ausgetauscht zu werden! Das ist die übliche Vorgehensweise!« Lamar war offensichtlich wirklich entsetzt. »Auf jeden Fall durfte man ihn nicht einfach aufhängen! Er hätte zumindest enthauptet werden müssen!«
    Der alte Mann zuckte die Schultern. »Was auch immer er erwartet hat, er wurde enttäuscht. Niemand hat uns je die Regeln der Kriegsführung erklärt. Wir wussten nur eines: dass kein vernünftiger Mann und keine vernünftige Frau freiwillig Krieg führen wollten. Aber da der Krieg nun schon einmal über uns hereingebrochen war, wollten wir ihn wenigstens richtig führen. Und im Hinblick auf das Urteil bedeutete das, von nun an drei Feinde weniger zu haben.«

 
3
     
    Kriegserklärung
     
    Nachdem wir die Gefangenen aufgehängt hatten, ließen wir

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