Die Krone von Lytar
etwas, das entfernt einem Eichhörnchen ähnelte, nur war dieses Wesen hier tiefschwarz, etwa doppelt so groß und besaß den Kopf eines Frettchens sowie schwarze, bösartig aussehende Krallen. Gerade bleckte es wütend die Zähne.
»Also gut«, seufzte Tarlon und lockerte seine Axt in der Sattelhalterung, während er dem Tier, das Astrak so zu faszinieren schien, einen misstrauischen Blick zuwarf. »Ich reite voran.«
Gut drei Stunden ritten sie nun schon durch den Wald, ohne dass etwas Besonderes geschehen war. Hier und da war das Unterholz so verwachsen, dass nur entlang dem alten Weg überhaupt ein Durchkommen war. Sogar den Pflanzen hier schien etwas Bösartiges anzuhaften. Die meisten von ihnen besaßen lange dunkle Dornen, ein Busch sogar solche, an deren Spitzen sich grüne Tröpfchen bildeten. Im Wurzelwerk dieses Busches hatte sich ein Eichhornfrettchen verfangen, und es schien fast so, als sei es von den Wurzeln erdrosselt worden. Ein weiteres Wesen, eine Art Gürteltier mit einem spitzen Horn auf der Stirn und den kräftigen Krallen eines Maulwurfs, musterte sie aus dem Unterholz heraus. Sein Maul öffnete und schloss sich wie das eines Fisches und zeigte scharfe Zähne.
»Sie scheinen keine Angst vor uns zu haben«, meinte Garret leise und hielt Pfeil und Bogen griffbereit, als sie an dem Tier vorbeiritten.
»Nicht nur das«, entgegnete Astrak und warf einen schelmischen Blick zu Garret hinüber. »Offenbar erwägen sie sogar, uns auf ihren Speiseplan zu setzen.«
Elyra warf ihm einen ungläubigen Blick zu. »Wie kannst du dich darüber nur amüsieren, Astrak? Ich finde es fürchterlich. Kein Tier sollte so sein!«
»Seid mal still«, rief Garret leise von vorne und zügelte sein Pferd. »Ein Stück voraus sehe ich etwas …«
»Was ist es?«, fragte Argor, der sich auf seinem Maultier reckte und dennoch nichts erkennen konnte.
»Ich glaube, wir haben gefunden, wonach wir suchen«, gab Garret zurück und ritt langsam weiter. Seine Augen tasteten nervös die Umgebung ab, doch die Tiere ließen sie in Ruhe und beobachteten die Freunde nur auf eine seltsam lauernde Weise.
Astrak hat recht, dachte Tarlon, sie betrachten uns als Beute. Doch dann sah auch er, was Garrets Aufmerksamkeit erregt hatte, und vergaß den Gedanken wieder.
Die Lichtung, auf die sie nun hinausritten, war kreisrund und maß etwa vierhundert Schritt im Durchmesser. Dichtes grünes Gras, das nur hier und da aufgrund der Sommerhitze gelb verfärbt war, bedeckte den größten Teil der Lichtung. Zu ihrer Linken lag ein kleiner, künstlich angelegter See, neben dem die überwachsenen Fundamente eines kleinen Häuschens zu erkennen waren.
Direkt vor ihnen stand in der Mitte der Lichtung die Ruine eines Turms, der einst recht hoch gewesen sein musste und vermutlich schon vor langer Zeit zusammengestürzt war.
Die Lichtung schien unberührt von dem verdorbenen Wald, doch in ihrem Zentrum glich sie einem Schlachtfeld. Gut drei Dutzend gerüstete Gestalten lagen vor dem Türm im Gras. Fliegen stoben auf, als Garret sich dem ersten der Toten näherte. Neben ihm angekommen, stieg er von seinem Pferd und reichte die Zügel an Vanessa weiter.
»Was mag hier geschehen sein?«, fragte Elyra, während sie sich nervös umsah. Es war still und ruhig auf der Lichtung, nur der Wind strich über das hohe Gras und bewegte es sanft.
»Sie tragen die gleiche Rüstung wie die Kämpfer im Keller«, stellte Garret fest, als er sich neben dem Toten niederkniete.
Der Mann lag auf dem Bauch, und Garret drehte ihn vorsichtig herum. Er wich leicht zurück, als ihm auf der Seite, wo das Gesicht des Soldaten auf dem Boden gelegen hatte, blanker Knochen mit einem toten Grinsen begegnete. Die andere Seite des Gesichts war nur angefressen, doch tummelten sich dort Dutzende von kleinen roten Larven in dem aufgedunsenen Fleisch.
»Igitt«, stieß Garret hervor und ließ den Toten los. »Das ist eklig!«
»Ich frage mich, was ihm das Gesicht so sauber abgenagt hat«, überlegte Tarlon, der ebenfalls abgestiegen war. »Schau dir das Leder seiner Rüstung und den Stoff seines Wamses an! Er liegt offenbar noch nicht sehr lange hier.« Tarlon stieß den Toten mit dem Fuß an. »Ich schätze, nicht einmal einen Tag.«
Garret nickte nachdenklich. »Ich frage mich, was ihn getötet hat. Ich sehe keine Schäden an seiner Rüstung …«
»Das ist die eine Frage«, sagte Vanessa von ihrem Pferd herunter. Sie war nicht abgesessen und beobachtete aufmerksam die
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