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Die Krone von Lytar

Titel: Die Krone von Lytar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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auf irgendetwas zu warten.«
    Tarlon runzelte die Stirn. »Außerdem können Wölfe im Dunkeln nicht sehr viel besser sehen als wir. Da wäre es doch sicherlich günstiger für sie, in der Dämmerung anzugreifen.«
    »Keine Ahnung«, meinte Garret. »Ich wurde noch nicht von Wölfen angegriffen. Aber ich weiß, auf wen sie warten. Auf den dort.« Garret wies mit dem Arm in die Dunkelheit. Tarlon musste zweimal hinsehen, bevor er etwas erkannte, während Argor auf Anhieb im Bilde war.
    »Das ist definitiv kein Wolf«, stellte der Zwerg fasziniert fest. »Wölfe laufen nicht auf zwei Beinen.« Er sah auf seine Armbrust hinab. »Und er scheint genau zu wissen, welchen Abstand er halten muss, damit ihn unsere Pfeile nicht erreichen.«
    Garret war sich da nicht so sicher. Er betrachtete seinen Bogen, der selbst so schwarz war wie die Nacht und zudem in Drachenfeuer gehärtet war. Das Vieh stand gute zweihundert Schritt entfernt und war kaum mehr als ein Schatten in der Dunkelheit. Garret konnte es nur schwer erkennen, aber umso besser fühlen.
    Elyra hatte recht, dachte er, das hier sind keine normalen Wölfe. Das Vieh dort vorne war ihm unheimlich, doch war es wirklich außer Reichweite? Und genügte es nicht vielleicht, dass er zumindest ungefähr wusste, wo es war?
    Das unheimliche Wesen legte den Kopf in den Nacken und stieß ein Heulen aus, das dem eines Wolfes ähnelte, doch wesentlich modulierter klang. Es war offenbar nicht nur ein Ruf, sondern eine Anweisung, denn die anderen Wölfe duckten sich auf einmal und begannen, langsam von allen Seiten auf das Lager vorzurücken. Hinter ihm fluchte Elyra leise, und eines der Pferde wieherte ängstlich.
    Sorgsam wählte Garret einen Pfeil aus und schloss dann die Augen. Er versuchte all sein Fühlen auf das zu konzentrieren, was er dort in der Entfernung spürte, dieses Unheimliche, das ihm so fremd und feindselig vorkam.
    Langsam legte er den Pfeil auf die Sehne und wartete.
    Als das Biest erneut einen Ruf ausstieß, hob er den Bogen an und zog ihn mit einer flüssigen Bewegung aus, den großen Bogen seines Großvaters, den niemand anderer als dieser jemals hatte ausziehen können.
    Tarlon sah seinen Freund mit geweiteten Augen an. Er meinte sogar, das Knirschen der Muskelfasern zu hören, als Garret die Sehne weiter und weiter nach hinten zog, aber da war kein Zittern, kein Wackeln zu erkennen, Garret stand still wie eine Statue, und die Sehne wurde unaufhaltsam gedehnt, bis die Pfeilspitze das Holz des Bogens fast berührte. Für einen Moment, der eine halbe Sekunde oder eine Ewigkeit gedauert haben mochte, stand Garret mit gespanntem Bogen da, dann ließ er die Sehne los. Sie klang wie eine angeschlagene Harfensaite nach, während der Pfeil schneller, als das Auge sehen konnte, in der Dunkelheit verschwand.
    Das Heulen brach schlagartig ab, und in der Ferne stürzte die Figur zu Boden. Es war, als wäre damit ein Bann gebrochen, der über den Wölfen gelegen hatte, denn sie schreckten auf und rannten los, ein paar von ihnen auf die gestürzte Figur zu, die meisten jedoch zurück zum Waldrand.
    »Götter!«, hauchte Astrak beeindruckt und sah kopfschüttelnd auf seinen eigenen Bogen hinab, der im Vergleich zu dem von Garret wie ein Spielzeug wirkte. »Was für ein Schuss!«
    »Ich habe ihn leider nicht richtig erwischt«, stellte Garret fest und verzog das Gesicht vor Schmerz, als er die Schultern rollte. »Er ist nur schwer getroffen.«
    »Woher willst du das wissen?«, fragte Argor neugierig. »Ich kann im Moment gar nichts erkennen!«
    »Ich weiß es einfach.«
    Garret behielt recht, denn die seltsame Figur erhob sich mühsam wieder und bewegte sich, begleitet von kaum mehr als einer Handvoll Wölfe, taumelnd auf den Waldrand JM.
    »Die wären wir los«, sagte der Zwerg, während er mit gerunzelter Stirn den dunklen Waldrand musterte.
    Garret nickte. »Ja. Es sieht so aus, als hätten wir sie verscheucht!«
    »Sagt mal, müssen wir morgen nicht genau dort entlang?«, fragte Astrak vorsichtig.
    »Genau das habe ich gerade auch gedacht«, knurrte der Zwerg.
    »Morgen ist morgen«, meinte Garret nur und gähnte demonstrativ.

 
18
     
    Verdorben
     
    Als sie am nächsten Morgen aufbrachen, zügelte Garret an der Stelle, an der jenes seltsame Wesen in der Nacht zuvor gestanden hatte, sein Pferd und stieg ab. Einen Moment lang musterte er die großen dunklen Flecken im Gras, die Zeugnis davon gaben, dass das Biest viel Blut verloren hatte. Ein paar Schritte weiter lag

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