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Die Krone von Lytar

Titel: Die Krone von Lytar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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irgendetwas danebenging. Dann setzte er sich ebenfalls und sprach ein paar kurze Sätze in der gleichen unbekannten Sprache, in der er im Wald gesungen hatte. Für Tarlon hörte es sich nach einem Gebet oder einer Segnung an, doch es war nicht Mistral, die der Elf anrief, sondern etwas, das wie Mieala klang. Vielleicht war das aber auch nur das elfische Wort für Essen, und Tarlon entschied, dass es nicht weiter wichtig war. Beherzt griff er zu, denn er hatte großen Hunger.
    Obwohl das Gemüse tatsächlich vollkommen zerkocht war, schmeckte es dennoch überraschend gut und war äußerst schmackhaft gewürzt.
    »Jedes Fleisch?«, nahm Tarlon etwas später das Gespräch wieder auf.
    »Jedes Fleisch«, bekräftigte der Elf. »Die Magie vergiftet sogar das getrocknete Fleisch, das ihr mitgebracht habt.«
    Worauf sich Tarlon sofort seinen Rucksack griff und ihm mehrere Rationen der Wegzehrung entnahm.
    »Was sollen wir damit tun?«, fragte er.
    »Verbrennt es bei nächster Gelegenheit. Nur nicht hier drinnen«, antwortete Ariel.
    »Wie lange bist du schon hier, Ariel? Und was weißt du über das alte Lytar?«, fragte Garret neugierig, worauf der Elf herumwirbelte und ihm eine schallende Ohrfeige gab.
    »Ich bin älter als du, mein Junge«, sagte er in einem schneidenden Tonfall. »Und ich habe dir mit keinem Wort das Recht zu dieser Vertrautheit gegeben!«
    Garret erhob sich ohne ein weiteres Wort, griff nach seinem Rucksack und verließ den Raum. Elyra eilte ihm nach und fand ihn gegen den steinernen Eingang gelehnt, wo er gedankenverloren in den Wald hinaus starrte.
    »Du brauchst keine Angst zu haben, dass ich mich auf und davon mache«, meinte er, während er seinen Kiefer hin- und her bewegte und mit der Zunge seine Zähne abtastete. »So verrückt bin ich nicht. Geh zurück zu Ariel. Vielleicht erzählt er euch ja noch etwas.«
    »Komm wieder herein«, bat Elyra, aber Garret schüttelte den Kopf.
    »Ich möchte lieber einen Moment lang allein sein.«
    Zögernd machte sich Elyra wieder auf den Weg. Es war eine ungute Situation.
    »Ser«, sagte Tarlon vorsichtig. »Bitte entschuldigt Garrets Verhalten. Aber wir befinden uns auf einer wichtigen Mission, bei der uns alles, was Ihr wisst, helfen kann. Er wollte nicht unhöflich sein, er war nur neugierig und vorschnell.«
    Der Elf wiegte den Kopf. »Es tut mir leid, dass ich ihn geschlagen habe. Sagt ihm das. Ich bin den Umgang mit Menschen einfach nicht mehr gewohnt, und zudem habt ihr mich, nachdem euch die Hunde angegriffen haben, gezwungen, etwas zu tun, das ich nie wieder tun wollte.«
    »Darf ich fragen, was das ist?«, fragte Tarlon vorsichtig. »Wenn Ihr uns das sagen wollt?«
    Ariel nickte. »Ich habe euch geheilt.«
    »War das Magie?«, wollte Elyra aufgeregt wissen, und ihre Augen leuchteten.
    »In gewisser Weise, ja«, antwortete Ariel langsam, und Tarlon kam es so vor, als käme dem Elf die Antwort nicht leicht über die Lippen. »Meine Herrin gab mir einst die Gabe zu heilen. Ich dachte, sie habe mich verstoßen, so wie ich sie verstoßen habe, aber als ich euch dort liegen sah, überlegte ich nicht lange, sondern handelte einfach, und sie erhörte mein Gebet.«
    »Die Herrin der Ewigkeit?«, flüsterte Elyra.
    »Mystrul?«, sagte der Elf und verwendete dabei den alten Namen der Göttin. Er schüttelte den Kopf. »Nein, meine Herrin ist Mieala, die Herrin des Waldes und des Lebens.«
    Die Freunde sahen sich gegenseitig an. Diesen Namen hatten sie noch nie zuvor gehört. Sie wussten zwar, dass es auch andere Götter als die ihren gab, aber jeder Lytarianer diente allein Mistral, der Herrin der Ewigkeit und der Magie.
    »Ich hörte, wie Ihr ihren Namen eben sagtet«, lächelte Tarlon. »Aber ich dachte, es wäre elfisch für ›ich danke für das Essen‹.«
    Ariel lachte, aber Tarlon achtete nicht mehr darauf. Er hatte soeben ein niedriges Regal entdeckt, auf dem Dutzende von hölzernen Tierfiguren standen. Nur ein Meister der Schnitzkunst konnte sie gefertigt haben, denn sie waren so detailgetreu und lebensecht gearbeitet, dass Tarlon nicht verwundert gewesen wäre, wenn die Tiere plötzlich lebendig geworden und davon gesprungen wären.
    Bei jedem einzelnen war die Maserung des Holzes in die Formgebung einbezogen worden. Sie verschmolz mit der Körperhaltung der Tiere und schuf dadurch eine Lebendigkeit im Ausdruck, die diese Stücke einzigartig machten. Blind zu sein und dennoch die Struktur des Holzes zu sehen und sie zu nutzen, war eine wahre Kunst.

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