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Die Krone von Lytar

Titel: Die Krone von Lytar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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besten Freund tötete, um ihn von seinen Schmerzen zu erlösen, genauso wie es sein Vater auf dem Schlachtfeld vor Lytara mit seinem besten Freund getan hatte.
    Doch der Mann verwendete seinen Dolch nur, um Tarlons ledernes Wams aufzuschlitzen und einen besseren Blick auf die Wunde zu haben. Danach steckte er seinen Dolch wieder weg und legte sachte eine Hand auf die tiefe Wunde. Erneut fing er in der seltsamen Sprache an zu singen.
    Vor Tarlons und Argors ungläubigen Augen begannen sich die Wundränder langsam zu schließen, bis zuletzt nichts mehr von der Wunde zu sehen war. Tarlon sah sprachlos zu dem Mann hoch, schüttelte einmal den Kopf und sackte dann in sich zusammen.
    Argor wollte etwas sagen, aber in diesem Moment richtete sich Garret unter lautem Stöhnen auf. Als er jedoch den großen, ihm unbekannten, schlanken Mann mit der ledernen Maske sah, verstummte er augenblicklich. Neben Garret begann sich nun auch Elyra zu strecken und etwas zu murmeln.
    Als Letztes kümmerte sich der Mann um Argor, dem er eine Hand auf die Stirn legte und sie dort eine Zeit lang ruhen ließ. Der Zwerg fühlte, wie eine wohlige Wärme durch seinen Körper hindurch strömte, die ihn sowohl schläfrig machte als auch mit einem Gefühl tiefen Friedens erfüllte.
    Der Mann gab seinem Hund ein Zeichen, dieser löste sich daraufhin widerwillig von Elyra und eilte zu ihm zurück. Der Mann nickte ihnen noch einmal kurz zu, dann drehte er sich ohne ein weiteres Wort um und ging wieder in den Wald hinein.
    »Ser …?«, rief Garret, der noch immer neben Elyra saß, ihm respektvoll nach. »Wir danken Ihnen. Könnten Sie … Möchten Sie vielleicht …« Er zögerte, was so ganz und gar nicht seine Art war. Argor hatte noch niemals zuvor gehört, dass Garret irgendjemanden »Ser« genannt hatte, doch nun schien er sich wieder gefasst zu haben.
    »Würdet Ihr unsere Einladung zum Abendessen annehmen?«
    Der Mann hielt inne und drehte sich wieder zu ihnen um. Einen Moment lang stand er nur da, dann kam er zurück.
    »Ihr könnt in diesem Wald kein Fleisch essen«, belehrte er sie. »Und alles andere muss so lange gekocht werden, bis es zweimal tot ist. Ihr solltet zum Essen vielleicht besser mit zu mir kommen. Aber ich sage euch, es ist lange her, dass ich Gäste zum Abendbrot hatte, und ich führe keinen Gasthof.«
    »Aber ich wollte Euch einladen. Als Dank für Eure Hilfe. Das ist das Mindeste, was wir tun können«, erwiderte Garret enttäuscht.
    Der Hund richtete sich plötzlich auf und sah an Garret vorbei, während der Mann seinen Kopf zur Seite drehte und lauschte. Er zog einen Pfeil aus seinem Köcher, legte ihn mit einer Bewegung auf die Sehne seines Bogens, die noch eleganter aussah als bei Garret, spannte den Bogen und schoss. Der Pfeil flog so nahe an Garret vorbei, dass dieser den Luftzug spürte, dann hörten sie hinter den Büschen einen dumpfen Einschlag, gefolgt von einem Winseln, das gleich darauf erstarb. Das Ganze war so schnell vonstatten gegangen, dass Garret den Bewegungsablauf im Einzelnen nicht hatte verfolgen können.
    »Ich danke für die Einladung, mein Junge, aber ich glaube dennoch, dass es besser ist, wenn ihr alle mit zu mir kommt«, meinte der Waldläufer, als wäre nichts geschehen, und Tarlon glaubte einen amüsierten Unterton in seiner Stimme zu vernehmen. »Glaubt mir, es ist besser so. Kommt jetzt.«
    »Ja, Ser!«, rief Garret und half Elyra, die noch immer benommen wirkte, auf die Beine. Auch Tarlon erhob sich schweigend und griff nach seiner blutigen Axt.
    »Es tut mir leid, dass ich dich vorhin getroffen habe«, wandte er sich an Argor, aber der Zwerg zuckte nur mit den Schultern.
    »So etwas kann passieren, außerdem hast du es ja schließlich nicht mit Absicht getan.«
    Die Freunde folgten dem Mann und seinem Hund einen unsichtbaren Pfad entlang, wobei Garret den Waldläufer die ganze Zeit über unauffällig beobachtete. Irgendetwas an dem Mann stimmte nicht. Etwas Seltsames war an ihm.
    Es war nicht die Tatsache, dass er offensichtlich blind war, eine Ledermaske ohne Augenlöcher trug und sein Ziel dennoch auf eine Entfernung von vierzig Schritt nicht verfehlte. Es war eher die Art, wie er sich bewegte, elegant und kraftvoll zugleich, zudem war er überdurchschnittlich groß und schlank.
    »Ihr seid ein Unsterblicher!«, platzte Garret heraus.
    »Ein Unsterblicher?«, lachte Lamar. »Das wird ja immer besser!«
    Inzwischen hatte sich der Gasthof, den er für diesen kleinen Ort als viel zu groß

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