Die Krone von Lytar
sah Garret an, schien ihm zuzuzwinkern und erhob sich dann wieder, um seinem Meister zu folgen.
»Geh mit dem Land …«, wiederholte Garret und beobachtete den Gang des Elfen intensiv. »Geh mit dem Land …«
Doch es blieb ihm nicht mehr viel Zeit, es auszuprobieren, denn bald darauf hatten sie ihr Ziel erreicht. Zuerst hielten die Freunde das Heim des Elfen für ein einfaches Loch in einem Hügel. Etwas später bemerkten sie jedoch, dass es ein Teil einer größeren unterirdischen Anlage sein musste, die irgendwann eingestürzt war und nun nur noch aus einem einzigen zugänglichen Raum bestand.
Dunkelheit umgab sie. Kein Wunder, dachte Elyra, schließlich war der arme Mann ja blind. Aber schon bald nahmen sie wahr, dass genau an der Stelle, an der sich auch eine einfache Feuerstelle befand, etwas Licht durch einen Riss in der Decke ins Innere fiel.
Getrocknete Kräuter hingen von der Decke herab, dichte Felle bedeckten den Boden, und ein überraschend schöner Tisch aus Kirschholz mit mehreren Stühlen markierte den Mittelpunkt des Raumes. Das Holz des Tisches und der Stühle war so glatt poliert, dass es glänzte und Farbe und Form der Maserung voll zur Geltung brachte.
Obwohl es düster war, empfand Tarlon den Raum durchaus als gemütlich. An einer Wand hingen etliche Köcher, gefüllt mit Pfeilen, während an einer anderen Wand ein Paar übereinander gekreuzter Langschwerter und ein Rundschild mit einem ihm unbekannten Wappen hingen. Die Klingen der Schwerter waren leicht gekrümmt und wirkten alt.
Der Elf entspannte seinen Bogen und lehnte ihn gegen die Wand. Garret trat etwas näher heran, um sich den Bogen genauer anzusehen.
»Das ist einer der Bogen meines Großvaters!«, rief er überrascht.
Der Elf hatte sich bereits auf einen der Stühle gesetzt und war dabei, Gemüse in eine tönerne Schüssel zu schneiden. Nun sah er zu Garret auf, und wieder vermittelte die Maske den Eindruck, als ob sie lächelte.
»Wahrscheinlich ist er eher vom Großvater deines Großvaters«, meinte der Elf schlicht und griff nach einer Karotte, die er in feine, gleichmäßige Scheiben zerschnitt.
Dafür, dass er nichts sehen konnte, dachte Tarlon erneut, war er wirklich mehr als geschickt.
»Also stammst du aus dem Geschlecht der Grauvögel und bist ein neuer erster Lord?«
»Von einem ersten Lord weiß ich nichts«, gab Garret mit einem Schulterzucken zurück. »Aber ich heiße tatsächlich Garret Grauvogel.«
»Sieht so aus, als wäre die Zeit gekommen, sich vorzustellen«, antwortete der Elf.
Mit einer Geste lud er die Freunde nunmehr dazu ein, sich zu ihm an den Tisch zu setzen. Er füllte eine Schüssel mit Wasser, das er aus einer Flasche goss, und stellte die Schüssel danach auf eine steinerne Platte in die Mitte des Tisches.
»Ich habe, wie gesagt, selten Gäste. Ihr müsst meine unzulänglichen Manieren daher entschuldigen.« Er zögerte einen Moment lang, bevor er fortfuhr. »Mein Name ist Ariel.«
Die vier Freunde nannten ihrerseits ihre Namen, waren aber nicht ganz bei der Sache, sondern blickten fasziniert auf die tönerne Schüssel, von der nun auf einmal Dampf aufstieg.
Der Elf schien es zu bemerken und machte eine nachlässige Geste. »Ein kleiner Trick, der im Winter ganz nützlich ist, mehr nicht.« Er schien irgendwie erleichtert.
»Wenn Ihr es zu lange kocht, verliert es seinen Geschmack«, sagte Elyra, die den Elf unablässig beobachtete.
Wenn man von der Sera Bardin absah, war er der erste Elf, den sie kennen lernte. Doch im Gegensatz zur Sera Bardin, die meist freundlich, wenn auch etwas distanziert ihr gegenüber war, nahm dieser Elf sie so, wie sie war. Obwohl er fürchterlich entstellt und blind war, zweifelte sie keinen Moment daran, dass er wusste, dass sie eine Halbelfin war. Er war blind, dennoch stand für sie außer Frage, dass er eine Möglichkeit gefunden hatte, anderweitig zu sehen. Ariel bewegte sich einfach zu geschickt und zu sicher, als dass es sich anders verhalten konnte. Wahrscheinlich handelte es sich dabei um einen weiteren kleinen »Trick« von ihm.
Ariel nickte. »Ja, leider. Aber es ist notwendig, denn wir befinden uns am Rand des verdorbenen Zirkels. Deswegen muss Gemüse hier stets bis zum Tod kochen, um es gefahrlos essen zu können, während ihr Fleisch überhaupt nicht zu euch nehmen dürft, wollt ihr nicht qualvoll daran sterben.«
Er stellte eine paar kleinere irdene Schüsseln vor die Freunde auf den Tisch und füllte ihnen ein, ohne dass auch nur
Weitere Kostenlose Bücher