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Die Krone von Lytar

Titel: Die Krone von Lytar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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erträglich. Von den Ratten und den weißen Wurzeln war außer feiner Asche nichts übrig geblieben.
    Die Spalte in der Decke war kleiner als zunächst angenommen, kaum mehr als ein Riss. Argor untersuchte die Wände, klopfte hier und da mit seinem Hammer dagegen, konnte aber nichts Auffälliges entdecken.
    »Wenn es noch irgendwelche Geheimtüren geben sollte«, berichtete er kopfschüttelnd, »dann bleiben sie genau das, was sie sind, nämlich geheim. Keine Ahnung, wie die Ratten hier hereingekommen sind.«
    Das Einzige, was sie unter der dicken Staub- und Rußschicht fanden, war eine alte Goldkrone. Elyra war zufällig auf sie getreten und hielt sie nun hoch, damit die anderen ebenfalls einen Blick auf sie werfen konnten.
    »Sie hat ja noch nicht einmal ein Loch!«, stellte Garret enttäuscht fest.
     
    »Sie hat nicht einmal ein Loch? Was soll denn das heißen? Da hält der Junge ein Vermögen in der Hand und …« Lamar hielt inne, als der alte Mann beschwichtigend die Hand hob.
    »Dazu müsst Ihr Folgendes wissen: Am Ende des Mittsommerfestes ist es bei uns Tradition, dass beim letzten Wettkampf mit dem Bogen auf solch eine Münze geschossen wird.« Er griff in seinen Beutel und entnahm diesem, zu Lamars Erstaunen, eine Goldmünze, die groß und schwer genug war, um sie gegen zwanzig normale Kronen aufzuwiegen. In der Mitte des Goldstücks befand sich tatsächlich ein Loch, das fast so groß wie ein kleiner Finger war.
    »Sie wird nur einmal im Jahr speziell für dieses Fest geprägt. Allein der Bürgermeister und der Schmied besitzen noch die Werkzeuge und den Stempel, um eine solche Doppelkrone zu prägen. Und die Prägung ist jedes Mal eine kleine Zeremonie.« Er machte eine kurze Pause. »Der Wettkampf ist erst dann vorbei, wenn jemand imstande ist, eine solche Münze zu treffen. Und der letzte Durchgang findet auf eine Entfernung von gut dreihundert Schritt statt.«
    »Das ist viel zu weit. Auf diese Entfernung kann man die Münze so gut wie gar nicht mehr sehen, geschweige denn treffen!«, protestierte Lamar.
    »Das muss man ja auch nicht. Es reicht zu wissen, dass sie da ist. Garrets Vater zum Beispiel hatte neunzehn dieser Münzen zu Hause über seinen Kamin genagelt. Achtzehn hingen in einer Reihe, die neunzehnte war etwas von ihnen abgesetzt. Sie hing ein Stück über den anderen.«
    »Er gewann demnach neunzehnmal?«
    »Nein. Achtzehnmal. In einem Jahr verärgerte er seine Frau, und zwar derart, dass sie ihn nicht nur im Stall schlafen ließ, sondern auch auf die Schießbahn hinausprügelte.« Er grinste. »Man sagte, er wäre klug genug gewesen, um sie in diesem Jahr gewinnen zu lassen, aber ich habe da so meine Zweifel. Denn der letzte Zweikampf zwischen ihnen fand immerhin auf dreihundertzwanzig Schritt statt.«
    »Was für ein dummer Brauch! Wer ist schon so dumm und nagelt Goldstücke an seinen Kamin?«, kommentierte Lamar und bemerkte plötzlich, dass die Zuhörer verärgert zu murmeln begannen. »Ich meine, warum Gold verwenden …? « Die empörten Blicke ließen ihn verstummen.
    »Warum nicht?«, fragte einer der Zuhörer erbost.
    Lamar sagte keinen Ton mehr und war froh, als der alte Mann die Münze wie durch einen Zaubertrick wieder verschwinden ließ und mit der Geschichte fortfuhr.
     
    Garret stieg in den Brunnen, wo er seine zwei Pfeilspitzen wieder fand, die durch die Hitze blau angelaufen waren.
    Danach kletterte er auf das Podest, wischte die Kristallkugel sauber und sah hinein. Prompt wurde sein Körper schlaff, er sackte in sich zusammen und wäre hart gestürzt, hätte Tarlon ihn nicht geistesgegenwärtig aufgefangen.
    »Nicht schon wieder«, seufzte Tarlon, merkte aber im gleichen Moment, dass Elyra ebenfalls in die Kugel geblickt haben musste, denn auch sie fiel in eine tiefe Ohnmacht. »Das hat uns gerade noch gefehlt! Argor, kannst du mir mal helfen?«
    Der Zwerg nahm sich der bewusstlosen Halbelfin sorgsam an. »Ich mag keine Magie und Wasser schon gar nicht!«, grummelte er, trug Elyra hinaus in den Gang und bettete sie dort auf den Boden.
    Tarlon legte Garret neben ihr ab, danach ging er wieder zum Brunnen zurück und unterzog die Kristallkugel in der Hand der Statue aus sicherer Ferne einer ausführlichen Prüfung.
    Argor gesellte sich zu ihm. »Diese Magie macht uns noch verrückt. Nimm Garret und Elyra als Beispiel! Verhält sich so etwa ein vernünftiges Wesen?«
    »Kannst du mir noch mal kurz helfen?«, antwortete Tarlon.
    »Wobei denn?«
    »Halte mich, wenn ich jetzt

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