Die Krone von Lytar
näher an die Kugel herangehe und in sie hineinschaue.«
Diesmal war es eine Enttäuschung. Zwar hatte Elyra auch dieses Mal an einem Unterricht teilgenommen, in dem es um die Benutzung magischer Gegenstände gegangen war, doch als sie erwachte, merkte sie, wie sie bereits alles zu vergessen begann. Sie eilte zu einer der rußverschmierten Wände und schrieb dort hastig all das, woran sie sich noch erinnern konnte, mit dem Finger an die Wand. Kurz darauf gesellte sich Garret zu ihr und Minuten später auch Tarlon, die es ihr gleichtaten.
»Götter«, sagte Garret, als er zurücktrat und die Wand betrachtete. »Kann das einer von euch lesen?«, fragte er schließlich, denn die Schriftzeichen an der Wand waren ihm, obwohl er sie selbst geschrieben hatte, völlig unbekannt.
»Nein«, antwortete Elyra frustriert. »Aber es handelt sich um die gleichen Zeichen wie in meinem Buch. Außerdem erkenne ich ein paar der Runen, die ich von meiner Mutter gelernt habe. Aber die kann ich ebenfalls nicht lesen!«
»Das ist gewiss ärgerlich«, grinste der Zwerg. »Dennoch, vielleicht ist es besser so.«
»Ich habe eine Idee!«, rief Garret und kletterte wieder in den Brunnen. Er zog sein Hemd aus und berührte die Kugel durch den Stoff hindurch. Als nichts geschah, wickelte er die Kugel in sein Hemd ein und eilte mit ihr zurück in den ersten Raum. Seine Freunde folgten ihm.
»Was hast du vor?«, wollte Elyra wissen.
»Im Gegensatz zu ihm habe ich sie verstanden«, gab Garret zur Antwort und deutete auf die Statue der Frau. Dann tauschte er, die ganze Zeit darauf bedacht, die Kristallkugeln stets nur durch das Hemd hindurch zu berühren, die eine gegen die andere aus. »Es müsste funktionieren«, freute er sich und sah in die Kugel der männlichen Statue, die nun in der ausgestreckten Hand der weiblichen ruhte … und fiel ins Wasser.
Argor seufzte.
Aber Garret behielt dennoch recht. Sein Trick funktionierte, und diesmal erinnerten sie sich an die gelernten Lektionen. Wieder war es die Frau, die sie mit einem freundlichen Lächeln willkommen hieß und ihnen und den anderen Schülern geduldig erklärte, wie Magie funktionierte. Garret lernte, wie man einen magischen Bolzen schuf, der sein Ziel niemals verfehlte, und Elyra wusste nach der Lektion über den Gebrauch von Zauberstäben Bescheid.
»Sie kann bei Weitem besser erklären als ihr männliches Pendant«, meinte Garret später. »Außerdem lehrt sie in einer Sprache, die ich verstehen kann.«
»Sie ist eine Frau. Und Frauen haben eben mehr Geduld«, fügte Elyra hinzu, wofür sie einen spöttischen Blick Garrets erntete.
»Das mit der Sprache stimmt so aber nicht ganz«, widersprach Tarlon. »Die Frau spricht die gleiche Sprache wie der Mann, nur bringt sie, im Gegensatz zu ihm, uns die Sprache gleich mit bei.«
»Wie auch immer«, grinste Garret. »Schaut, was ich gelernt habe!«
Eine kleine Kugel war auf einmal in Garrets Händen zu sehen, die er unter funkensprühendem Knistern davon schießen und in die gegenüberliegende Wand einschlagen ließ. Dort löste sie sich in Luft auf, nicht ohne dort eine kleine, dunkle Vertiefung hinterlassen zu haben.
»Habt ihr das gesehen!«, rief Garret und tanzte begeistert vor ihnen auf und ab.
»Habe ich«, bemerkte Argor trocken. »Aber wenn ich meinen Hammer geworfen hätte, gäbe es dort mehr zu sehen als einen Rußfleck.«
»Aber es ist Magie!«, rief Garret und ließ einen zweiten magischen Bolzen zwischen seinen Händen entstehen. Der leuchtete allerdings nur kurz auf und erlosch sofort.
Verblüfft sah Garret auf seine Hände herab und probierte es noch einmal. Doch sein dritter Versuch brachte ein noch geringeres Ergebnis als sein zweiter. Diesmal entstand gerade einmal ein Fünkchen, das sofort verging.
Argor fing lauthals an zu lachen. »Jetzt hast du mich aber beeindruckt, großer Magier!«
Elyra schüttelte den Kopf. »Argor, Wissen ist niemals falsch. Es kann uns vielleicht einmal helfen. Wenn Magie nichts für dich ist, dann mag es so sein. Aber deshalb kannst du doch Garret seine Freude daran lassen.«
Argors Miene verdüsterte sich, und jetzt war er derjenige, der energisch seinen Kopf schüttelte. »Es ist nicht entscheidend, dass ich die Magie nicht mag, weil wir Zwerge nichts mit ihr anzufangen wissen. Wichtig ist allein, dass in jeder Legende über Alt Lytar davon die Rede ist, dass das Reich unterging, weil seine Magie übermächtig war und missbraucht wurde.« Er sah zu Garret hinüber. »Ich
Weitere Kostenlose Bücher