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Die Krone von Lytar

Titel: Die Krone von Lytar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl A. DeWitt
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weinte nicht, und ihre Gedanken waren weit weg.
    Sie ordnete die Kräuter, die ihre Mutter zum Trocknen vorbereitet hatte. Ihre Mutter, die ihr ganzes Leben lang nur Gutes getan hatte und die von einem fremden Krieger wie ein Hund erschlagen worden war. Ihre Hände umfassten das Bündel Kräuter fester und zerdrückten die fragilen Pflanzen. Langsam löste sie ihren Griff und drehte sich um, verschloss mechanisch das Haus und fand sich irgendwie am Brunnen wieder, wo die Sera Bardin gerade eine Pause machte und einen Becher Wein trank.
    Elyra setzte sich zu Füßen der Bardin auf den Boden und lehnte sich gegen die Einfassung des Brunnens. Als sie die Augen schloss, spürte sie, wie die Hand der Sera über ihr Haar strich. Es war genug.
     
    Am Abend war der Gasthof gerammelt voll. Tarlon brauchte eine Weile, um sich bis ganz nach vorne zu kämpfen, und fand nur deshalb noch einen freien Sitzplatz, weil man ihm einen Stuhl freigehalten hatte, direkt gegenüber dem Tisch, hinter dem sich der Ältestenrat versammelt hatte. Garret war bereits da, ebenso Elyra und Argor.
    Im Augenblick war die Aufmerksamkeit aller jedoch auf die Sera Bardin gerichtet, die gerade vom Ältestenrat darüber befragt wurde, was sie über das Königreich Thyrmantor wusste.
    »Nicht sehr viel«, sagte sie mit ihrer melodiösen Stimme.
    Offenbar hatte Tarlon also noch nicht viel versäumt. So leise wie möglich nahm er Platz und lauschte dann den Worten der Bardin. »Es ist ein großes Königreich«, fuhr diese fort, »das so etwa vierhundert Meilen von hier entfernt im Südosten liegt. Bis vor einigen Jahren war es noch ganz mit sich selbst beschäftigt, bis auf die üblichen Grenzstreitigkeiten mit den Nachbarländern und einen kleinen Krieg gegen eine Grafschaft. Eben das übliche Vorgehen der Sterblichen, die sich anscheinend von Zeit zu Zeit immer wieder gegenseitig in die Schranken weisen müssen.«
    Sie machte eine Pause und nahm einen Schluck Wein, wobei ihr Blick auf Tarlon fiel, den sie mit überraschender Intensität musterte.
    Tarlon selbst dachte währenddessen über das eine Wort nach, das er bislang noch nie aus ihrem Munde gehört hatte: Sterbliche. Er fragte sich, ob es tatsächlich so herablassend gemeint gewesen war, wie es geklungen hatte. Aber schon sprach die Bardin weiter.
    »Die letzten Könige des Reiches waren weder besonders gut noch besonders schlecht, doch immerhin schlau genug gewesen, um größere Kriege zu vermeiden. Das Land verfügte über ein paar gute Erzminen und eine gute Schmiedekunst, aus der sich auch ein großer Teil ihrer Staatseinkünfte speiste. Es gab sogar eine kleine Akademie, an der Geschichte, Religion und Philosophie unterrichtet wurde. Man könnte also sagen, dass es den Menschen in Thyrmantor gut ging. Aber vor sechs Jahren zog sich der alte König eine mysteriöse Krankheit zu, und ein Mann namens Belior erschien bei Hofe, um den alten König zu pflegen und zu heilen. Man sagte, er wäre ein Heiler und außerdem ein Student der Künste.«
    »Er hat Bilder gemalt?«, warf ein junges Mädchen mit großen Augen ein. »Dann kann er doch gar nicht so schlecht sein!«
    »Sehn!«, mahnte die Mutter des Mädchens leise, und einige lachten, doch die Bardin schüttelte traurig den Kopf.
    »Nein«, sagte sie. »Ich meinte damit andere Künste, junge Dame«, sagte sie mit einer leichten Verbeugung zu dem Mädchen. »Im Allgemeinen werden die Magie und ihre Wirkung als die ›hellen Künste‹ bezeichnet, denn die Priester, die die Gabe der Magie von den Göttern erhalten und in ihrem Sinne ausüben, setzen diese zum Erhalt und Wohlbefinden der Menschen ein. Doch es gibt auch Magier, denen das, was die Götter ihnen schenkten, nicht genug ist. Deshalb suchen sie ihre Kräfte und Fähigkeiten ins Unermessliche zu mehren, wobei sie die dunklen Rituale anderer Mächte zu Hilfe rufen, die den Göttern nicht wohlgefällig sind. Diese Rituale, junge Sera, werden im Gegenzug zu den ›hellen Künsten‹ die ›dunklen Künste‹ genannt, und es ist wahrlich etwas Verderbtes und finster Schändliches, wenn sich ihnen jemand zuwendet. Und genau das ist es, was Belior tat. Er malte leider keine Bilder, sondern studierte das verbotene Wissen. Und er ist schlecht. Durch und durch.«
    Sie ließ ihren Blick über den Gastraum schweifen, als wolle sie jeden Einzelnen dazu anhalten, das zu verstehen: Belior war ein Mensch, der sich gegen den Willen der Götter erhob und Wissen erlernte, das von den Göttern verboten

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