Die Krone von Lytar
Stück Lebkuchen mit Vanessa, die er aber weitgehend ignorierte, während er sich neugierig umsah. Markus war der Sohn von Theo, dem Koch des Dorfgasthofes, der im ganzen Tal für seine außergewöhnlichen und köstlichen Gerichte berühmt und beliebt war. Markus kochte ebenfalls, wurde aber nicht wegen seiner Kochkünste, sondern vielmehr wegen seines wundervollen Lautenspiels geschätzt. Erst letztes Jahr hatte ihm die Sera Bardin eine eigene Laute mitgebracht, die zwar nicht so alt wie die ihre war und auch keine magischen Fähigkeiten besaß, jedoch ebenfalls von Elfenhand gefertigt worden war. Und schon jetzt verstand es Markus, mit ihrem Klang den Zuhörern die Tränen in die Augen zu treiben.
»Dort am Brunnenrand«, antwortete Tarlon, froh, das Thema wechseln zu können, und wies mit dem Finger auf Markus, der ein Stück von der Bardin entfernt saß und seine Laute gerade sorgfältig in einem Koffer verstaute.
»Wieso macht er denn so ein ernstes Gesicht?«, fragte Garret, dem es merkwürdig vorkam, dass der sonst so fröhliche Markus noch kein einziges Mal gelächelt hatte.
»Hast du es nicht gehört?«, erzählte ihm Astrak, der Sohn von Pulver, dem Alchimisten.
Er lehnte an der Wand von Raliks Radmacherei, neben der auch die Freunde Platz gefunden hatten. Wie üblich roch Astrak leicht nach Ruß und allerlei chemischen Ingredienzen, und seine Kleider wiesen Dutzende von kleinen Brandlöchern auf.
»Theo verbrannte bei dem Versuch, das Feuer in seinem Gasthof zu bekämpfen. Wäre er nicht gewesen, wäre der Gasthof sicher zur Gänze zerstört worden. Es heißt, dass er noch ein letztes Mal in das brennende Gebäude rannte, um Markus zu retten. Den hatte nämlich ein Balken am Kopf getroffen. Sein Vater hat ihn und die Laute noch aus dem Feuer herausgeholt. Er war danach aber selbst so schwer verletzt, dass er gestorben ist.« Astrak schluckte. »Jedenfalls redet Markus seitdem nicht mehr. Die Sera Bardin hat ihn schon untersucht und konnte kein körperliches Leiden feststellen. Vielleicht will er ganz einfach nicht mehr.«
Für einen Moment standen sie nur so da, dann lächelte Astrak traurig und wandte sich wieder von ihnen ab. Gleichzeitig fiel Tarlon ein, dass auch Astrak einen schweren Verlust erlitten hatte und dass das kleine Mädchen, das Sera Tylane vergeblich zu retten versucht hatte, seine kleine Schwester gewesen war.
Unwillkürlich schloss Tarlon die Augen und dankte den Göttern inständig dafür, dass seine Familie verschont geblieben war. Garret, Elyra, Astrak und Markus hingegen hatten alle einen Menschen verloren, der ihnen lieb und teuer gewesen war. Und das nur, weil ein fremder, weit entfernter Machthaber ein legendäres magisches Artefakt in seinen Besitz bringen wollte, das schon seit Jahrhunderten nicht mehr existierte.
Als er die Augen wieder öffnete, sah er, wie Argors Vater Ralik, der Radmacher, aus seiner Schmiede heraustrat und sich suchend umsah. Es dauerte einen Moment, bis er seinen Sohn entdeckte, der sich gerade im Gespräch mit einem der anderen jungen Männer des Dorfes befand. Argor blickte auf, und Vater und Sohn nickten einander zu.
Man muss ihre Augen beobachten, dachte Tarlon, dann weiß man, worüber sich die beiden in diesem kurzen Blickaustausch verständigt haben. Tarlon hielt noch immer Elyras Hand in der seinen, als Argors Vater sichtlich entspannt zu ihnen herüberkam.
Im gleichen Augenblick zupfte jemand an seinem Ärmel. Es war Vanessa, die Garret gleichzeitig ein strahlendes Lächeln schenkte, der dies aber ignorierte und stattdessen die Bardin fixierte.
Vanessa runzelte die Stirn und drehte sich wieder zu ihrem Bruder um. »Habt ihr das Depot gefunden?«, fragte sie. Er nickte. »Und welche Wunder habt ihr darin entdeckt?«
»Keine«, antwortete er. »Wir konnten es nicht öffnen.«
Doch bevor Vanessa noch etwas sagen konnte, kam auch schon Ralik heran und räusperte sich geräuschvoll.
»Schön, dass ihr wieder da seid. Einige von uns sind nicht wenig besorgt um euch gewesen.« Er räusperte sich erneut. »Der Rat tritt heute Abend im Gasthof zusammen. Ihr seid ebenfalls dorthin geladen, um uns Bericht darüber zu erstatten, was ihr gefunden habt. Bis dahin entspannt und erholt euch.« Er machte eine weit ausholende Geste, die den gesamten Marktplatz mit einschloss. »Geht nach Hause und esst etwas. Ihr habt alle an Gewicht verloren, und einige von euch«, dabei sah er Elyra an, »können sich das, wenn ich so sagen darf, kaum
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