Die Krone von Lytar
Strahlen der Sonne auf ihrer Haut zu genießen, und Garret sah Tränen in ihren Augenwinkeln. Als sie sich aufrichtete, wischte sie sich mit der Hand über die Augen.
»Es ist geschehen«, sagte sie dann und musterte die Gesichter ihrer Kameraden. »Ich für meinen Teil bereue nicht, das Leben aufgegeben zu haben, das ich einst kannte. Verglichen mit diesem, war es nichts wert!« Sie lachte plötzlich, ein helles melodiöses Lachen, das Garret an die Sera Bardin erinnerte. »Man sagt, Buße ist gut für die Seele. Vielleicht ist etwas Wahres daran.«
»Auf Lytara!«, sagte sie dann und hob ihren Kelch. »Auf eine neue Zukunft!«
Dies war ein Trinkspruch, dem man sich anschließen konnte. Alle hoben ihre Becher an und tranken.
Nur Elyra sah sie fast schon ängstlich an. »Ihr spracht davon, Euer Leben aufgegeben zu haben«, sagte sie dann. »Ist das wahr? Seid Ihr gestorben?«
Die Sera schüttelte den Kopf und strich Elyra mit einer vertraut wirkenden Geste über das Haar. Garret schluckte, denn es war die gleiche Geste, die er von Sera Tylane kannte.
»In gewisser Weise, mein Kind«, sagte sie dann und lächelte wehmütig. »In gewisser Weise. Aber ich kann euch beruhigen, ihr sitzt hier nicht mit den Toten am Tisch.«
Die Freunde blieben für fast sechs Wochen im Depot, eine seltsame magische Zeit, angefüllt mit Lernen und Frieden, ernsthaften Unterhaltungen und einigen Übungsstunden im Kampf mit Schwert und Schild. Der Sommer schien ihnen ewig und war voller sonniger Tage, die sich alle glichen. Das Mittsommerfest kam und ging, und niemand dachte auch nur daran. Seltsamerweise suchte auch niemand nach ihnen. So blieben sie und genossen den Frieden und die Ruhe, um ungestört zu lernen und Meliandes alten Geschichten zu lauschen. Geschichten, die nicht von Lytar handelten, sondern von fremden Reichen, seltsamen Monstern und legendären Monarchen und von Magie und Weisheit berichteten. Sie lernten, auf die gleiche Weise zu tanzen, wie es einst an einem längst vergangenen Hofe üblich war, und wurden eingeweiht in die Regeln eines Spiels, das sie Shah nannten, ein Spiel, das Tarlon sofort faszinierte.
Die Hüter waren harte Lehrmeister, und zumindest auf diesem Schlachtfeld kannten sie keine Gnade, auch wenn sie nur lehrten. Bis zum Schluss war es Tarlon nicht möglich, auch nur eines ihrer Spiele zu gewinnen. Allerdings dauerten die Partien immer länger, tanzten Streitwagen und Drachen, Fußsoldaten und Ritter um Türme, Raben, General und König herum.
»Du bist sehr gut«, sagte Meliande und warf einen Blick auf das Brett, auf dem nur noch fünf Figuren standen. Die Regel sagte, dass er nun ziehen musste, doch da er nicht konnte, endete dieses Spiel unentschieden.
»Ihr seid noch immer besser!«, sagte Tarlon.
»Es ist kein faires Spiel«, gab Meliande zu, als sie die Figuren wieder in ihre reich verzierte Kiste packte. »Während wir uns in unserem Traum befanden, waren wir einander bewusst. Wir schliefen und träumten aber nicht immer. Jedes Mal, wenn wir gemeinsam wach waren, spielten wir Shah. Nicht mit diesen Figuren hier, sondern nur in unseren Gedanken.« Sie klappte die Kiste zu. »Selbst du kannst nicht alles in einem Tag lernen!«
»Es sind schon fast sechs Wochen«, protestierte Tarlon, doch sie lächelte nur geheimnisvoll.
Nichts ist ewig in dieser Welt, und das galt auch für unsere Freunde.
»Ihr müsst nun gehen«, sagte Meliande eines Tages. »Wir hielten unser Versprechen, lehrten euch die alte Sprache und vieles mehr, das nützlich für euch sein sollte. Die Welt wird nicht länger auf euch warten, selbst wenn wir es noch so sehr wollen. Ihr habt euer Werk zu tun und wir das unsere.«
»Ja«, sagte Garret und streckte sich. Er fragte sich, wann er das letzte Mal geschlafen hatte. »Es wird vielleicht wirklich Zeit.«
Einer der Hüter, Barius war sein Name, trat vor die Freunde und lächelte sie an. Bislang war er einer derjenigen gewesen, der am wenigsten sagte, doch zugleich hatte er die Freunde am häufigsten in Schwert- und Schildkampf unterrichtet. Nur die Anfänge, wie er ihnen tadelnd mitteilte, als sie etwas zu stolz auf ihre Fortschritte gewesen waren.
»Mögen die Götter euren Weg begleiten. Solange ihr euren Freunden treu beisteht, wird Loivan euch Schild und Schutz sein. Geht in seinem Namen, schützt die Schwachen und stärkt die Mutigen!«
»Folgt dem Stern der Göttin, und ihr werdet nicht fehlgeleitet werden«, sagte Meliande und umarmte jeden von
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