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Die Küsten der Vergangenheit

Die Küsten der Vergangenheit

Titel: Die Küsten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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treibende Kraft eines Fernsehgottesdienstes namens Project Forty, eine Referenz an die Jahre in der Wüste und den großen Sender, der seine Show ausstrahlte. Er war außerdem Pastor der Church of the Volunteer in Whitburg, Alabama. Bill war ein gläubiger Mensch. Er glaubte fest daran, daß das Ende nah war, er glaubte, daß die Menschen von Natur aus verdammt noch mal nicht gut waren und bei jedem einzelnen Schritt göttliche Hilfe benötigten, und er glaubte außerdem, daß Bill Addison eine Ausnahme von dieser allgemeinen Regel darstellte.
    Bill war ein bekehrter Sünder. Er war ein Frauenheld gewesen. Er kannte das Übel der Trunksucht, und er hatte in seinen wilden Jahren in Chattanooga mehr als einen Chevrolet gestohlen. Er hatte jegliche Form von Autorität abgelehnt, selbst die göttliche.
    Eines Tages jedoch war ihm widerfahren, was schon Saulus zum Paulus gemacht hatte. Ein Highway hatte ihn auf direktem Weg zu Gott geführt. In Bills Fall war es die Interstate 95 gewesen. Bill war an einem regenüberfluteten Abend auf dem Weg nach Jacksonville gewesen und hatte eine Nacht an der Seite sündiger Weiber geplant, als er plötzlich die Kontrolle über seinen Wagen verloren und sich in einem Graben wiedergefunden hatte. Er hätte eigentlich tot sein müssen. Der Wagen war explodiert, und Addison war hinausgeschleudert und hundert Fuß weit gegen den Stamm eines Baumes geschleudert worden. Doch zwischen dem Augenblick der Explosion und dem Eintreffen der Polizei zehn Minuten später hatte Gott der Herr mit Bill gesprochen und ihm seine Mission gegeben. Diese Mission war es, die nun von einer kleinen Dorfkirche im Süden Whitburgs aus über hundertelf angeschlossene Sender in der gesamten Nation bis nach Kanada hinein ausgestrahlt wurde.
    Am Morgen nach Max’ unbedachter Bemerkung brachte Bill das Thema vor seine elektronische Herde. Er stand im selben mit Bücherregalen vollgestopften Studio, aus dem er immer zu predigen pflegte, um seinen Reden einen gelehrten Anstrich zu verleihen. »Gestern abend«, verkündete er seiner Gemeinde, »konnte ich nicht gut schlafen. Ich konnte mir zuerst keinen Grund dafür denken, Brüder und Schwestern, denn ich gehe niemals mit belastetem Gewissen zu Bett. Trotzdem hinderte mich gestern abend irgend etwas am Einschlafen. Und ich überlegte, ob vielleicht irgend jemand mit mir zu reden versuchte. Nun, ich sage nicht, es war Gott.« Er betonte den Namen, als hätte er zwei Silben. »Hört mir gut zu, Freunde, ich sage nicht, es war Gott. Doch wie bereits im Brief an die Römer geschrieben steht: Es war an der Zeit aufzuwachen.
    Ich ging also nach unten und las eine Weile. Im Haus war alles still. Schließlich schaltete ich den Fernseher ein, CNN, um eine menschliche Stimme zu hören.
    Falls ihr heute morgen eure Zeitungen gelesen oder die Nachrichtensendungen eingeschaltet habt, dann wißt ihr auch, was ich heute nacht sah. Die Wissenschaftler behaupten, ein Portal zu einer neuen Welt gefunden zu haben. Ich war fasziniert. Sie zeigten Bilder dieser neuen Welt, von ausgedehnten purpurnen Wäldern und blauen Meeren und einem dräuenden Himmel.
    Ich weiß nicht, über was wir Menschen da in unserer unersättlichen Neugier gestolpert sind, doch es muß einen jeden guten Christen zutiefst beunruhigen. Zuerst dachte ich, es sei alles nur ein Witz, aber das kann nicht sein, weil man viel zu leicht dahinterkommen würde. Denjenigen unter euch, die es wissen wollen, sage ich aus diesem Grunde: Ja, ich glaube, die Berichte sind echt, die aus North Dakota zu uns kommen. Einige unter euch werden sicher auch fragen: ›Reverend Bill, was halten Sie von diesen Neuigkeiten? Was ist das für ein Ding, dieses Rundhaus?‹ Ich kenne die Antwort nicht. Doch ich werde euch verraten, was ich denke und warum ich glaube, daß wir dieses Portal für immer schließen sollten. Unsere Wissenschaftler sind zum größten Teil ein gottloser Haufen von Männern und Frauen. Doch wenigstens einer von ihnen scheint zu ahnen, wovon ich glaube, daß es die Wahrheit über dieses Land jenseits des Portals ist. Er fühlte sich von ihm angezogen, und er hat gesagt, er wäre zu gern in den stillen Wäldern geblieben. Er nannte den Ort den Garten Eden.
    Brüder und Schwestern, ich glaube, genau das ist es. Ein Teil jenes Mannes, gottlos wie er wahrscheinlich ist, irgendein lebendiger Teil tief in seinem Innern hat seine lang vergessene, verlorene Heimat wiedererkannt und ihm zugeschrien, dorthin zurückzukehren.
    Wir

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