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Die Küsten der Vergangenheit

Die Küsten der Vergangenheit

Titel: Die Küsten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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unendlich alt. Sein Mobiltelefon summte, während er über die West Executive Avenue ging. »Der Boß will mit Ihnen reden«, meldete sich Tonys Sekretärin. Der Präsident befand sich übers Wochenende in Camp David. »Der Helikopter landet in zehn Minuten auf dem Rasen.«
    Peters hatte gewußt, daß der Anruf kommen würde. Er schleppte müde seine Aktentasche durch die Menschenmenge und die Demonstranten entlang der Pennsylvania Avenue (»Zerbombt das Rundhaus!«) und trat im gleichen Augenblick durch den Haupteingang, in dem der Hubschrauber zur Landung ansetzte. Das Undenkbarste aller Undenkbarkeiten war eingetreten und bedrohte die globale Wirtschaft. Und ihm fiel nur ein einziger Vorschlag ein, den er dem Präsidenten unterbreiten konnte.
    »Die Welt braucht Sicherheit«, berichtete er dem Präsidenten eine halbe Stunde später in Gegenwart eines halben Dutzends weiterer Berater. »Letzten Herbst geriet der Aktienmarkt unter Druck, weil ein paar Leute meinten, daß Automobile zukünftig nicht mehr alle fünf Jahre erneuert werden müßten. Jetzt glauben sie, daß Autos vielleicht vollkommen überflüssig werden. Genauso wie Aufzüge, Flugzeuge, Reifen, Radargeräte, Vergaser und Gott weiß was sonst noch. Nennen Sie, was Sie wollen. Alles hängt mit Transport zusammen.« Die Leute am Konferenztisch wurden unruhig. Der Vizepräsident, groß, grau, düster, starrte auf sein Notebook. Der Staatssekretär, ein unerbittlich kämpfender Staatsanwalt, der den Gerüchten zufolge kurz davor stand zu kündigen, weil Matt Taylor am liebsten sein eigener Staatssekretär war, saß mit auf die Fäuste gestütztem Kopf und geschlossenen Augen da.
    Der Präsident blickte James Samson an, seinen Schatzmeister. »Ich stimme Ihnen zu«, sagte Samson.
    Als der Staatssekretär keine Anstalten machte weiterzureden, schrieb der Präsident eine kurze Notiz in das ledergebundene Büchlein, das er stets bei sich trug, und klopfte anschließend mit dem Stift auf den Tisch. »Wenn wir einmal annehmen, dieses Portal funktioniere tatsächlich und könne für ganz gewöhnliche Fortbewegung eingesetzt werden – welche Konsequenzen hätte das für die Wirtschaft?«
    »Theoretisch ist technologischer Fortschritt immer begrüßenswert«, sagte Peters. »Auf lange Sicht werden wir enorm von den Vorteilen eines billigen, schnellen Transportmittels profitieren. Die Maschine benötigt, soweit ich das verstanden habe, nicht mehr Energie als ein gewöhnlicher Fernsehapparat. Die Vorteile liegen ja wohl klar auf der Hand.«
    »Und was geschieht auf kurze Sicht?«
    »Es wird weitere Entlassungen geben.«
    »Weitere Entlassungen?« Samson grinste zynisch. Er war ein kleiner, ausgemergelter Mann, der am Ende seines Lebens stand. Er hatte sich im Winter geirrt, als er den Präsidenten wegen der Entdeckung bei Johnson’s Ridge beschwichtigt hatte, trotzdem sagte man ihm nach, der klügste Kopf innerhalb der gesamten Regierung zu sein. »Chaos trifft die Wahrheit vielleicht eher.« Seine Stimme zitterte. »Zusammenbruch. Auflösung. Nennen Sie es, wie Sie wollen.« Er hustete in sein Taschentuch. »Vergessen Sie nicht, Mister President, wir reden hier nicht über die nächste Dekade. Falls Sie nichts unternehmen, wird es auf lange Sicht vielleicht keine Vereinigten Staaten mehr geben, die von den Entdeckungen profitieren könnten. Ganz sicher keinen Präsidenten Taylor mehr.« Er verstummte in einem Hustenanfall.
    Taylor nickte. »Wer sonst möchte noch etwas dazu sagen? Admiral?«
    Admiral Charles ›Bomber‹ Bonner war Chef des Generalstabs. Er war ein Bilderbuchoffizier: großgewachsen, tadellos gekleidet, ernsthaft und er schien in hervorragender Form zu sein, obwohl längst jenseits der Sechzig. Beim Gehen zog er ein Bein leicht nach; Erinnerung an einen Flugzeugabsturz über Vietnam. »Mister President«, begann er. »Dieses Portal – falls es wirklich existiert – beeinträchtigt unsere Verteidigung in allergrößtem Ausmaß. Sollte ein derartiger Apparat der Allgemeinheit zugänglich werden, dann könnte man Streitkräfte, ja ganze Armeen mitten ins Herz jeder beliebigen Nation der Welt transportieren, und das ohne jede Vorwarnung. Und wahrscheinlich ohne jede Möglichkeit, einen derartigen Schlag abzuwehren. Dazu wäre ganz offensichtlich nichts weiter vonnöten, als eine Empfangsstation zu errichten.« Er blickte in die Runde, um abzuschätzen, ob seine Worte den erwünschten Effekt erzielt hatten. »Kein Ort der Erde, den man mit einem

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