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Die Küsten der Vergangenheit

Die Küsten der Vergangenheit

Titel: Die Küsten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Motelzimmer. Die plötzliche Wärme beraubte ihn seiner restlichen Energie. Er schaffte es noch, seinen Mantel über einen Stuhl zu hängen, dann sank er in sein Bett.
     
    Die Busse hielten vor Clint’s. Das Restaurant war bei weitem zu überfüllt, um zusätzliche sechzig hungrige Gäste aufzunehmen, doch Clint war zu geschäftstüchtig, um sich eine Gelegenheit wie diese entgehen zu lassen. Er bot an, Sandwiches und Kaffee zum Mitnehmen zu machen und nahm Reservierungen für das Abendessen entgegen. Als die jungen Leute wieder gegangen waren, bemerkte Clint, daß seine Vorräte an Fleisch, Kartoffelsalat und Gemüse weit schneller schwanden, als er für möglich gehalten hatte. Er sandte seinen Sohn mit einer großen Bestellung neuer Nahrungsmittel nach Grand Forks.
    Im Haushaltwarenladen sah Arnold Whitaker zu, wie die motivgeschmückten Souvenirs von seinen Regalen zu schmelzen schienen. Auch Kinderspiele für unterwegs und – merkwürdigerweise – Feuerwaffen gingen hervorragend. Und Ferngläser. Die Verkäufe der Waren mit Rundhausmotiv brachen alle Rekorde. Er hatte sich eine großzügige Lieferung auf Kommission geben lassen, doch sie würde höchstens bis zum Nachmittag des nächsten Tages reichen.
    Als er bei seinem Lieferanten in Winnipeg nachbestellen wollte, teilte man ihm mit, daß es Lieferengpässe gäbe, und setzte ihn auf die Warteliste.
    Das Northstar Motel war schon die zweite aufeinanderfolgende Woche ausgebucht, was während der gesamten Zeit seines Bestehens noch nie vorgekommen war. Ungefähr zu der Zeit, als Max in seinem Bett einschlief, beriet das Management, ob es die Zimmerpreise verdoppeln sollte.
    Die Getränkepreise im Prairie Schooner waren bereits seit einigen Tagen beträchtlich gestiegen. Der Besitzer, Mark Hanford, achtete sorgfältig darauf, daß Stammgäste nicht soviel zahlen mußten wie Besucher. Normalerweise hätte Max eine derartige Praxis als unmoralisch empfunden, doch das hier war keine normale Zeit. Ein Geschäftsmann mußte sich einfach den veränderten Bedingungen anpassen. Außer Max bemerkte es niemand.
    Mark Hanford hatte außerdem im Stadtrat vorgeschlagen, Tom Lasker eine Verdiensturkunde zu überreichen. Er wußte, daß die Geste dankbar aufgenommen werden würde.
     
    Charlotte Anderson saß im vorderen Bus in der ersten Reihe. Sie konnte die Kraftfelder spüren. Sie erfüllten sie, spülten durch die Leere und führten sie zu einer Bewußtseinsebene empor, die höher war als alles, was sie bisher gekannt hatte. Die umgebenden Geräusche des Stop-and-go-Verkehrs wichen zurück, und Charlotte übermannte das Gefühl, eins zu werden mit dem Universum.
    Die Kraftquelle lag im Südwesten, schmerzhaft nah. Jahre zuvor hatte sie in Alaska, in der Nähe von Barrow, eine ähnliche Stelle entdeckt. Auch damals war sie eins geworden mit dem Kosmos, hatte eine Verbindung zwischen ihrem innersten Selbst und dem Universum draußen gespürt, war in das große Netz des Lebens eingeflochten gewesen. Das war ein wunderbares Erlebnis gewesen, wenn auch die geheimnisvolle Quelle damals tief unter einem Gletscher in einem Gebirgspaß vergraben gelegen hatte.
    Charlotte war schlank, honigblond und besaß klare Gesichtszüge. In ihrem Benehmen war eine Art erzwungener Fröhlichkeit, eine Begeisterung, die eher bewußt als spontan wirkte. Sie stammte aus Long Island, hatte in Princeton magna cum laude graduiert und besaß nun einen Master in moderner europäischer Geschichte. Sie war katholisch erzogen worden, doch während ihrer Zeit in der High School hatte sie zunehmendes Unbehagen gegenüber einer Religion verspürt, die alles so leichthin erklärte. Bei der Abschlußfeier hatte sie ihrem Vater verkündet, daß sie der Unitarianischen Kirche beigetreten war. Die Schöpfung ließe sich nicht erklären oder begreifen, hatte sie ihrem entsetzten Vater an den Kopf geworfen. Der Mensch könne sich nur zurücklehnen und auf den Wind warten, der zwischen den Sternen wehe. Charlottes Vater hatte ihre Mutter beruhigt, daß sie sich nicht sorgen solle, daß es nichts weiter als eine Marotte wäre und die Tochter schon bald wieder zur Vernunft kommen würde.
    Ein paar der Jungs in ihrer Gruppe waren, wie Charlotte wußte, mehr an ihr interessiert als an Kraftquellen, doch das war nicht unbedingt schlecht. Mit der Zeit würden sie sich wieder beruhigen, und das reichte.
    Die Busse waren aus Minneapolis heraufgekommen, wo Charlotte als Geschäftsführerin in einer McDonald’s-Filiale

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