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Die Küsten der Vergangenheit

Die Küsten der Vergangenheit

Titel: Die Küsten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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die Welt für alle verbessert werden konnte, und daß die Werkzeuge dazu bereitlagen.
    Der Bus war zugig, und auf den Scheiben lag Reif. Trotzdem ließen sich Charlottes Mitreisende nicht die Stimmung verderben. Sie schraubten Thermoskannen auf und ließen Kaffee und Schokolade herumgehen, sangen Lieder von Tolkien und Gaiagesänge vom letztjährigen Konzil in Eugene und stapften den Mittelgang auf und ab in dem Bemühen, warme Füße zu behalten. Und sie beobachteten, wie der Pembina-Rücken näher kam.
    Unmittelbar vor Sonnenuntergang bogen die beiden Busse auf die Route 32 ab. Der Verkehr bewegte sich inzwischen flüssiger, trotzdem erreichten sie Walhalla erst gegen sechs. Charlotte dachte darüber nach, die Aktion für die Nacht abzubrechen und in Walhalla bei Kaffee und Hamburgern Rast zu machen, doch als zwei ihrer Leutnants sich mit dem gleichen Vorschlag an sie wandten, widerstand sie der Versuchung. »Wir wollen es wenigstens probieren«, sagte sie. »Falls man uns heute abend nicht mehr reinläßt, können wir immer noch etwas anderes machen.«
    Sie kamen gut voran. Der Fahrer, ein Rockgitarrist aus New Mexico mit Namen Frankie Atamie, deutete mit dem Finger nach vorn. »Dort ist es«, sagte er.
    Am Straßenrand brannten Laternen, und Barrikaden versperrten die Zufahrtsstraße. Fahrzeuge wurden weggeschickt. »Fahr rüber«, sagte Charlotte zu Frankie.
    Zwei Polizeibeamte in dicken Jacken vertraten ihnen den Weg. Frankie hielt an und öffnete die Tür. Charlotte beugte sich heraus, doch die Beamten winkten sie einfach weiter. »Wir sind von weit her gekommen«, sagte Charlotte zitternd vor Kälte.
    »Tut mir leid, Ma’am«, erwiderte der größere der beiden Beamten. »Für heute ist geschlossen. Kommen Sie morgen wieder.«
    »Um wieviel Uhr machen Sie auf?«
    Doch der Beamte hatte keine Lust mehr, weiter zu reden. Er wies mit dem Finger zur Straße. Frankie blickte in die Rückspiegel und setzte vorsichtig zurück.
    »Fahr rechts ran, wenn du eine Möglichkeit siehst«, sagte Charlotte. »Wir wollen versuchen, einen Blick darauf zu werfen.«
    Frankie musterte zweifelnd die Straßengräben rechts und links der Fahrbahn, die bereits mehr als einen Wagen aufgenommen hatten. »Ich glaube nicht«, widersprach er.
    Frustriert fuhren sie weiter nach Süden. Der Blick auf den Sattel wurde immer schlechter und verschwand schließlich ganz. Charlotte zog eine Karte hervor. »In Ordnung«, sagte sie schließlich. »Direkt vor uns geht es links ab.«
    Sie lotste die Busse durch die Gegend. Mit Einbruch der Dunkelheit befanden sie sich auf einer Landstraße in einigen Meilen Entfernung von Johnson’s Ridge, aber mit hervorragendem Ausblick auf den Sattel. »Such uns einen Platz, wo wir halten können«, sagte sie zu Frankie.
    Sie parkten auf einer Standspur. Der zweite Bus kam hinter ihnen zum Stehen, und die Motoren wurden abgeschaltet. Die jungen Leute gingen geschäftig zwischen den beiden Fahrzeugen hin und her und tranken Kaffee und heiße Schokolade. Im hinteren Bereich des ersten Busses öffnete Jim Fredrik ein paar Kartons. May Thompson und Kim Martin wühlten in ihnen herum und brachten Laternen zum Vorschein. Am Straßenrand füllten sie die Laternen mit Kerosin, und jeder bekam eine.
    Einige fingen an zu singen, während das letzte Tageslicht hinter dem Horizont versank. Am Himmel leuchteten Sterne.
    Und plötzlich, als hätte irgend jemand einen Schalter umgelegt, hüllte ein geheimnisvolles smaragdgrünes Leuchten den Sattel ein.
    Totenstille kehrte ein.
    Einen Augenblick später trat jemand zu Charlotte. Es war Manny Christopher, ein Softwaredesigner aus Providence. »Das ist es«, sagte Manny.
    Schweigend umarmten sie sich und murmelten Glückwünsche. Charlotte entzündete ihre Laterne. Das war das Signal für die anderen, sie bildeten eine Kette mit ihren brennenden Laternen und wandten sich Johnson’s Ridge zu.
    Charlotte spürte den Sog des Objekts auf dem Sattel. Des Rundhauses, wie die Medien es nannten. Zu einer anderen Zeit hatte es sicher einen anderen Namen besessen, verliehen von einem anderen Wesen. Die Gesichter ihrer Freunde schimmerten trotz der Kälte warm und lebendig im flackernden Schein der Kerosinlampen. Leuchtbojen, dachte Charlotte. Die Laternen und die Gesichter. Bojen für die universale Macht.
    Sie hob ihre Lampe, und die anderen folgten ihrem Beispiel.
    In diesem Augenblick liebte Charlotte sie alle. Und sie liebte die wunderbare Welt, in die sie hineingeboren worden

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