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Die Küsten der Vergangenheit

Die Küsten der Vergangenheit

Titel: Die Küsten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Ich schätze, es ist keine schlechte Idee, den Kopf frei zu halten und keine voreiligen Schlüsse zu ziehen.«
    Das Bild des leuchtenden Rundhauses unter einem hellen Vollmond erschien auf dem Schirm. Eine Luftaufnahme aus dem Hubschrauber, live. »Jetzt, da die Wissenschaftler es geschafft haben, in den Artefakt einzudringen«, sagte Brokaw, »sollten die entscheidenden Antworten nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen. Die NBC wird heute abend um neun eine Sondersendung über das Rätsel von Johnson’s Ridge ausstrahlen.«
    Tom Lasker spießte ein Stück Fleisch auf seine Gabel und deutete damit auf den Schirm. »Ich bin ja so froh zu hören, daß wir dicht vor den entscheidenden Antworten stehen«, sagte er.
     
    Am nächsten Morgen trafen April und Max bereits in der Morgendämmerung auf Johnson’s Ridge ein, gerade rechtzeitig, um zu erleben, wie die grüne Aura des Rundhauses verblaßte. Über dem Sattel kreiste ein Helikopter. Hinter ihnen bogen Fahrzeuge in die Zufahrtsstraße ein.
    Dem Faxgerät war über Nacht das Papier ausgegangen, und mehrere tausend e-mails hatten sich im elektronischen Briefkasten angesammelt. Der gesamte Planet fragte an, ob der Rundhaus zu besichtigen sei. »Wir müssen uns etwas überlegen«, sagte April. »Ich weiß nicht, wie wir damit fertig werden sollen. Wir können nicht all diese Leute hier herauf lassen.«
    Inzwischen waren bereits zahlreiche Journalisten und VIPs eingetroffen. April sprach eine Weile mit den Medienvertretern. Sie erzählte von ihren Befürchtungen, mit der Veröffentlichung ihrer Untersuchungsergebnisse ihren Ruf in akademischen Kreisen zu verlieren. »Gott sei Dank ist das nicht geschehen«, fügte sie hinzu. »Alle haben sich bisher in dieser Sache sehr offen gezeigt.« Sie erklärte die Notwendigkeit, die Fundstelle vor ungebremsten Besucherströmen zu schützen, bis sie sämtliche Informationen gesammelt hatten, die das Rundhaus liefern konnte. »Aus diesem Grund gestatten wir auch nur sechs Reporter im Innern. Drei vom Fernsehen, drei Vertreter der Printmedien. Sie entscheiden selbst, wer von Ihnen hineingeht. Geben Sie mir dreißig Minuten Zeit. Bis dahin ist alles vorbereitet. Die sechs von Ihnen, die mit hineingehen, bleiben bitte bei ihrem Führer. Wer sich nicht daran hält, fliegt raus. Haben das alle verstanden?«
    Einige murrten, doch die meisten lachten. Während sie sich damit beschäftigten, ihre sechs Vertreter auszusuchen, ging April zusammen mit Max zur Hirschtür. Die ganze Nacht hindurch hatte eine Stütze verhindert, daß die Tür sich schließen konnte, und Ventilatoren hatten die Luft im Innern erneuert. April nahm die Stütze weg, und die Tür glitt zu. Sie zog ihren eigenen Handschuh aus und legte die Finger auf den Hirschkopf. Wie Max erwartet hatte, geschah nichts.
    »Also können wir davon ausgehen, daß es Gregors Handschuh ist, oder?« fragte sie.
    »Offensichtlich«, erwiderte Max.
    »Aber warum?« Sie nahm einen Schal aus der Tasche und fuchtelte damit vor Max’ Gesicht herum, damit er ihn ansehen konnte. »Ich hab’ ihn bei K-Mart gekauft«, erklärte sie. »Sechs Mäuse, auf dem Ramschtisch.« Sie wickelte den Schal um die Finger und berührte den Hirschkopf erneut.
    Die Tür glitt auf.
    »Voilà!« Sie schob die Stütze wieder in den Eingang.
    »Wieso reagiert die Tür auf den Schal?«
    »Ich bin nicht ganz sicher. Was hat der Schal mit Georges Handschuh gemeinsam, das er nicht mit meinem Fäustling oder meiner nackten Hand gemeinsam hat?«
    »Ich will verdammt sein, wenn ich das wüßte«, erwiderte Max.
    »Georges Handschuh …« April zog ihn aus der Tasche, »… besteht aus Polypropylen. Der Schal ist aus Polyester. Beides Erzeugnisse einer relativ hoch entwickelten technologischen Zivilisation.«
    Max runzelte die Stirn. »Kannst du mir das bitte genauer erklären?«
    »Ich rate nur. Aber als das Rundhaus in Gebrauch war, gab es vielleicht Eingeborene in der Gegend. Wer weiß, was sonst noch hier gelebt hat. Bären vielleicht. Wie würdest du eine Tür sichern, damit deine Leute sie benutzen können, aber nicht die Bären oder Eingeborenen oder wer weiß was sonst?«
    »Keine Ahnung.«
    »Ich würde einen Sensor einsetzen, der auf … sagen wir, Kunststoffe reagiert. Irgend etwas anderes, Haut, Pelz, was auch immer, und die Tür bleibt verschlossen.«
     
    Die Massen strömten herbei. Sie ergossen sich über die amerikanische Grenze und verstopften die Interstate 29 und die beiden zweispurigen Highways von

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