Die Kugel und das Opium
ausfielen wie die des Jungen, war natürlich auch das Resultat mehr oder weniger das gleiche, und er verlor unter Fäusten und Tritten das Bewusstsein.
Der Dritte war mehr auf dem Kiwief, er erkannte seine ungünstige Lage und sagte sofort: Ich bin nicht geschlagen worden, die Soldaten der Volksbefreiungsarmee sind ein Vorbild an Rechtschaffenheit, sie würden so etwas niemals tun.
Der Leitende sagte: Wirklich? Und wo hast du deine Blessuren her?
Gestoßen! Ich habe mich gestoßen!
Aha, gestoßen also.
Ja, ja, es war dunkel, man konnte die Hand nicht vor Augen sehen, ich bin in einen Graben gefallen.
LIAO YIWU:
Eigenartige Lüge.
LI HONGQI:
Aber er ist um die Prügel herumgekommen! Ich bin seinem Beispiel gefolgt und habe nur eine Ohrfeige bekommen, bin also im Grunde auch um die Prügel herumgekommen. Das war meine gerichtliche Vernehmung. Anschließend haben wir an den vier Beinen des Tisches gelehnt und waren eine Weile ganz durcheinander. Dann wurde es hell, die Landesverteidigungsmiliz kam vorbei, nahm uns die Fesseln ab, zog uns die Kleider aus für den Nachhilfeunterricht. Der alte Himmel hat doch Augen, der Gott meines Glücks senkte sich herab! Knarrend drückte ein Polizist vom Revier des Bezirks die Tür auf, kam herein, blieb stehen und sagte: He, ich kenne den Jungen da, lasst ihm sein bisschen Leben.
Anschließend kam eine alte Dame vom Nachbarschaftskomitee und gab jedem von uns ein Sesambrötchen, mein Mund war geschwollen, ich bekam nichts herunter, also habe ich es aufgehoben. Dann ging es zum Arrestlokal in der Zweigstelle im Bezirk Haidian, eine Zelle hatte gerade einmal neun Quadratmeter, aber da hat man fast zwanzig Rowdys hineingesperrt, wir wurden zusammengepfercht wie verkochte Jiaozi. Danach sind wir zum Umsteigebahnhof gekommen, wurden immer noch jeden Tag geschlagen, aber es ging noch, sie haben uns nicht mehr fast totgeschlagen. Der Mensch ist wirklich nichts wert, kaum ist sein Maul nicht mehr so geschwollen, will er fressen, will er rauchen. Die Polizisten haben mit voller Absicht ein paar Kippen im Korridor fallen lassen, und wenn einer der Gefangenen den Buckel danach krumm machte, schossen sie aus dem Dunkel hervor und gaben Befehl, die Kippe herauszurücken, und dann musste man sie sich in den Mund schieben, kauen, und sie sahen zu, wie du sie runterschluckst. Da war ein halbwüchsiger Junge, den haben sie gezwungen, gut ein Dutzend Kippen zu schlucken, der ist dann wie betrunken herumgetorkelt, wollte sich übergeben, aber es kam nichts heraus.
LIAO YIWU:
Wie war die Verpflegung im Knast?
LI HONGQI:
Zwei kleine Brötchen, eine Schale Abwaschbrühe, jeden Tag das Gleiche, eisern. Nur einmal, da gab es Hammelfleisch, das war eine Sensation. Wenn man über Wochen kein Fleisch mehr gerochen hat, dann wachsen einem Eisenhaken aus dem Magen heraus, doch als wir das Fleisch in den Mund schoben, Mann, hat das gestunken! Die hatten ein paar Tage aufgehoben, was bei den Polizisten übrig geblieben war, da hatten die Mücken schon ihre Eier drin abgelegt, aber sie brachten es doch nicht übers Herz, es wegzuwerfen, also haben sie es uns zu fressen gegeben.
LIAO YIWU:
Hundsgemein ist das.
LI HONGQI:
Die Polizisten wussten, dass wir Probleme bekommen würden, wenn wir das essen würden, also haben sie vorweg etwas gegen Durchfall verabreicht. Wir hatten kein Öl im Leib, und wenn es noch so stank, wir haben es verschlungen wie die Wölfe. Aber wir hatten das Zeug kaum unten, als sich uns die Innereien umdrehten und wir die Toilette stürmten, nein, wir stürmten den Abort. Gürtel auf, hingehockt, Dünnpfiff ist gar kein Ausdruck. Die vor einem waren noch nicht richtig fertig, da konnten die hinter ihnen es nicht mehr halten, sie hielten sich den Leib und stöhnten und ächzten und waren stinksauer, dass sie die da vor sich nicht einfach herunterholen konnten. Nicht wenige haben es nicht so lange ausgehalten und sich in die Hosen gemacht. Das war eine Plackerei, die ganze Zelle stank nach Dünnschiss. Anschließend haben die Polizisten dann noch mehr Pillen gegen Durchfall verteilt, die haben wir uns in Massen reingestopft.
LIAO YIWU:
Aber diese Mittel sind auch giftig.
LI HONGQI:
Das war doch uns egal. Ein erwachsener Kerl hält es nicht aus, wenn er sich in die Hosen macht. Außerdem gibt es im Gefängnis feste Regeln, wer den Pfiff hat, der bekommt zwei Tage nichts zu essen; was er nicht isst, das wird unter den anderen verteilt. Ist das nicht noch schwerer zu
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