Die Kugel und das Opium
Nordtor des Beijinger Krankenhauses 301
In der Nacht des 3 . Juni 1989 gegen elf Uhr haben sich die Ausnahmetruppen den Weg freigeschossen und sind Richtung Muxidi gestürmt, die demonstrierende Menge hatte dem nichts mehr entgegenzusetzen und stob in alle Richtungen auseinander. Er wurde Augenzeuge, wie die Menschen umgemäht wurden wir Gras und der Reihe nach zu Boden gingen, was ihn so mit Mitleid erfüllte, dass er das Haupttor des Krankenhauses weit aufgemacht und allen zugerufen hat, sie sollten hereinkommen und sich hier verstecken, womit er allerdings ungewollt auch die mitten im Morden begriffenen Ausnahmetruppen erboste; aus der ersten Reihe der Kampfwagen kam eine Salve, sein Kopf und seine Brust wurden durchschlagen, er war auf der Stelle tot.
151
XXX ,
männlich, Name, Alter, Beruf nicht bekannt
Nach zahlreichen Augenzeugenberichten wurde er am 4 . Juni 1989 am helllichten Tag bei der Überquerung der Straße zunächst von einem Kampfwagen erfasst und direkt anschließend von einem gepanzerten Fahrzeug zermalmt, es blieb von ihm nur eine Hand übrig, die zur Seite fiel. Von ihm war nur noch vage das geblümte Hemd zu identifizieren. Seine zerstreuten sogenannten sterblichen Überreste wurden erst am Nachmittag des 5 . Juni von den Menschen mit Schaufeln in einen Plastikbeutel gepackt; da es nicht möglich war, ihn zu identifizieren, wurden seine Überreste auch nie abgeholt.
152
XXX ,
männlich, Name und Alter nicht bekannt, Kantinenangestellter in der Großen Halle des Volkes in Beijing-Stadt
In den frühen Morgenstunden des 4 . Juni 1989 verließ er in der Kuang-Gasse in der Nähe des Qianmen das Haus, um bei der Großen Halle des Volkes zur Arbeit zu gehen, und wurde unterwegs erschossen, die Angehörigen bekamen von der Regierung eine Entschädigung von 10000 Yuan.
153
Yan Wen,
männlich, 22 Jahre, Student im zweiten Jahr am Institut für Mathematik an der Universität Beijing
In den frühen Morgenstunden des 4 . Juni 1989 gegen ein Uhr hat er sich mit den Massen vor Ort am Muxidi der Militärkolonne der Ausnahmetruppen in den Weg gestellt, hat einem Journalisten assistiert, mit der Kamera auf der Schulter »die Geschichte zu dokumentieren«, aber er wurde von einer der Kugeln, die wie Bienen herumschwirrten, in die Hauptschlagader der Oberschenkelbeuge getroffen, man brachte ihn umgehend in die Notaufnahme des Allgemeinen Marinekrankenhauses, doch ihm konnte nicht mehr geholfen werden. Seine sterblichen Überreste wurden nach der Einäscherung in der Reihe 11 des Funan-Areals des Taiziyu-Friedhofs beigesetzt.
154
Li Chun,
männlich, 20 Jahre, Koch im Xidan-Volkshotel in Beijing-Stadt
Am 3 . Juni 1989 tief in der Nacht ist er nach Ende seiner Nachtschicht in das Massaker der Ausnahmetruppen geraten; da er in dem Kugelhagel unmöglich mit dem Rad fahren konnte, hat er das Rad geschoben und ist zu Fuß gegangen, wobei er auf Höhe der Südseite des Genossenschaftsgebäudes in der Nähe des Muxidi in die Rippengegend getroffen wurde, das Geschoss riss ein großes Loch, man brachte ihn zum Kuanganmenwai Krankenhaus in die Notaufnahme, aber jede Hilfe kam zu spät.
155
XXX ,
Name nicht bekannt, weiblich, 31 Jahre, Angestellte einer Fabrik in Beijing-Stadt
In den frühen Morgenstunden des 5 . Juni 1989 war sie nach der Nachtschicht auf dem Nachhauseweg. Als sie in der Nähe des Wukesongshu die Straße überquerte, wurde sie von einem skrupellosen gepanzerten Fahrzeug der Ausnahmetruppen zu Brei zermalmt. Aufgrund der Tatsache, dass sie die Schwägerin eines Revierleiters der bewaffneten Polizei in Beijing war, wurde sie nach ihrem Tod nach wiederholten innermilitärischen bilateralen Verhandlungen als »irrtümlich verletzt« eingestuft, und man gab ihren Angehörigen ein geringfügiges Trostgeld. Dieser Fall ist von einem ehemaligen Kämpfer der bewaffneten Polizeikräfte von Beijing bezeugt worden.
156
Du Guangxue,
männlich, 24 Jahre, Arbeiter in der Druckerei des Volksgesundheitsverlages in Beijing-Stadt
Am 3 . Juni 1989 um Mitternacht ist er gemeinsam mit Freunden durch die Gegend geradelt, zwischen Chang’an und Xinhuamen sind unter erschütterndem Feuer die Kampfwagen von Westen nach Osten vorgedrungen. Sie sind auf der Stelle umgekehrt, aber nicht weit gekommen, ein Schuss krachte, sein Schädel war durchschlagen, Rad und Fahrer gingen mitten auf der Fahrbahn zu Boden, ein Bein hing noch im Rad.
Nach den Berichten einiger Augenzeugen wurden gleichzeitig
Weitere Kostenlose Bücher