Die Kugel und das Opium
notgedrungen schriftlich als »irrtümlich verletzt« beschrieben, eine Trauerfeier für ihn ausgerichtet und auf Staatskosten auf dem Babaoshan-Friedhof beigesetzt.
126
Ni Shilian,
männlich, 24 Jahre, Mitarbeiter des Beijinger Planungsbüros der Hauptgeschäftsstelle von Sinopec
In der Nacht des 3 . Juni 1989 haben sich sieben junge Leute zu einer Fahrradtour verabredet, er war einer von ihnen. Gegen elf Uhr sind sie am Xidan in einen Angriff der Ausnahmetruppen geraten. Er wurde in Brust und Bauch getroffen, brach zusammen, und seine Kameraden sind in alle Richtungen davon. Die Menge hat ihn in das Xuanwu-Krankenhaus gebracht, aber ihm war nicht mehr zu helfen. Erst ein Jahr später hat seine Einheit einen »Totenschein« herausgegeben, der zu dem Schluss kommt, er habe »gegen die ›Verhängung des Ausnahmezustands‹ verstoßen und sich das Resultat selbst zuzuschreiben«; das sogenannte Trostgeld in Höhe von 835 Yuan entsprach der Höhe von zehn seiner bisherigen Monatsgehälter.
127
Kuang Min,
männlich, 27 Jahre, Ingenieur in der Beijinger Gabelstaplerfabrik
In der Nacht des 3 . Juni 1989 am Muxidi erschossen. Eine verirrte Kugel drang von hinten in die rechte Hüfte ein und trat an der rechten Bauchseite wieder aus, als er im Krankenhaus ankam, starb er. Seine Asche wird in der Familie aufbewahrt.
128
Yin Shunqing,
männlich, 30 Jahre, Arbeiter in dem Renovierungsunternehmen in Beijing-Stadt
Am Abend des 3 . Juni 1989 um sieben Uhr hat er mit dem Rad das Haus verlassen, nach zehn Uhr haben Bekannte ihn in der Nähe des Telegraphengebäudes gesehen; anschließend haben Bekannte ihn am Liubukou gesehen, aber da lag er bereits auf der Straße in seinem Blut. Die Angehörigen haben bis heute seinen Leichnam nicht gefunden.
129
He Shitai,
männlich, 31 Jahre, Arbeiter in der Gießerei der Werkzeugmaschinenfabrik Nr. 1 , Beijing-Stadt
In der Nacht des 3 . Juni 1989 hat er nach Feierabend um Mitternacht nach seinem Schwiegervater am Puhuangyu sehen wollen, im Nu war er mit dem Rad an der südlichen Einmündung der Nanheyan, doch dort geriet er in einen Angriff der Ausnahmetruppen, wurde in den Schädel getroffen, Blut und Hirn traten aus, doch er brach nicht auf der Stelle zusammen, sondern sank aufrecht zu Boden, wobei er sich an seinem Rad festhielt. Wenig später hat die Menge ihn zum Xiehe-Krankenhaus gebracht, aber sie waren noch nicht dort, als er das Zeitliche segnete. Zwei Tage später haben Angehörige seine sterblichen Überreste und seine Sachen im Krankenhaus abgeholt.
130
Zhou Yuzhen,
weiblich, 36 Jahre, Sekretärin im Forschungsbüro der Staatlichen Planungskommission für eine Strukturreform der Verwaltung
Am Abend des 3 . Juni 1989 hörte sie zu Hause die wiederholten Salven, aus Neugier hat sie sich mit ihrem Mann und ihrem Kind aus dem Fenster gelehnt, um zu schauen, was da los ist, die vertierten Soldaten haben ihre Schusswaffen auf Wohnhäuser gerichtet und geschossen, ihr Mann hat am schnellsten reagiert und sofort den Kopf des Kindes geschützt, die Kugel hat nur die Ohrwurzel gestreift; doch ihr Kopf wurde im selben Augenblick getroffen, und sie war auf der Stelle tot. Als das Kind den entsetzlichen Zustand seiner Mutter sah, fing es an zu kreischen, was einen noch wütenderen Beschuss zur Folge hatte.
Ihre Asche wurde später auf dem Friedhof der Hui-Minderheit des Babaoshan-Friedhofes beigesetzt.
131
Ya Aiguo,
männlich, 22 Jahre, Bürger der Stadt Beijing, vorübergehend ohne Arbeit
In der Nacht des 3 . Juni 1989 gegen zehn Uhr kam er am Grab der Prinzessin vorbei, unter dem von der Straßenseite kommenden wütenden Feuer der Kampfwagen wurde ihm die Hälfte des Kopfes weggerissen, die Diagnose des Beijinger Krankenhauses Nr. 301 lautete auf »Perforierung des Hirnstamms«. Am 5 . Juni haben Angehörige seinen Leichnam gefunden, anschließend einäschern lassen und ihn in ihrer Heimat in Tianjin beigesetzt.
132
Song Baosheng,
männlich, 39 Jahre, Angestellter der Glasfabrik Nr. 4 , Beijing-Stadt, zu Lebzeiten Abgeordneter von Beijing-Stadt im Nationalen Volkskongress, jugendlicher Stoßarbeiter auf Stadtebene, Modellarbeiter
In der Nacht des 3 . Juni 1989 befolgte er die »Verhängung des Ausnahmezustands«, blieb zu Hause am Muxidi und ging früh zu Bett; doch von dem dauernden Gewehrfeuer aufgeschreckt fand er keinen Schlaf. Also stand er auf und schloss das Fenster. Als sein Schatten im Fenster auftauchte, traf eine Kugel zischend
Weitere Kostenlose Bücher