Die Kultur der Reparatur (German Edition)
Langwellenradiogeräten mit hochwertigen Kondensatoren und Widerständen bis zu zwei Jahren bei akkubetriebenen Handys reichen. Entscheidend ist, ob eine Reparaturfähigkeit mit vertretbarem Aufwand im Design vorgesehen ist, und zwar bis zu einem Zeitpunkt, an dem sie noch Sinn macht. Dies muss für jedes einzelne Produkt im Hinblick auf die Vorteile, die der Fortschritt der Technik mit sich bringt, und im Hinblick auf die Recyclingsituation, die Ressourcenlage auf der Erde sowie die ökologische und energetische Gesamtbilanz bestimmt werden. Dies ist nicht einfach, aber machbar.
Auch Software „spielt auf Zeit“
Aber es wird nicht nur bei Lebensmitteln, Glühbirnen, Waschmaschinen und sonstiger Hardware um die Lebensdauer eines Produkts gepokert. Auf dem Softwaresektor sieht es nicht viel besser aus. In der Computerbranche scheint das Erzeugen von oftmals ungerechtfertigter Nachfrage ganz normal zu sein, gerade was das Zusammenspiel von Herstellern von Soft- und Hardware betrifft. Die Softwareleute wollen ihre Komponenten immer noch ein wenig ausbauen, was dazu führt, dass der Arbeitsspeicher oder die Prozessorgeschwindigkeit des alten Computers nicht mehr ausreicht – bis man als User irgendwann genervt den Entschluss fasst, sich einen neuen Computer zu kaufen. Dabei ist für mich als einfacher Benutzer nicht einsichtig, warum es zum Beispiel immer wieder eine neue Textbearbeitungssoftware in aufgeblasener Version geben muss.
Es wird mehr Arbeitsspeicher benötigt, heißt es, alles soll schneller gehen, dabei tippe ich seit Jahrzehnten nicht schneller. Und ich denke auch nicht schneller. Warum muss ich mir nun dieses neue Programm mit den vielen zusätzlichen Funktionen herunterladen oder jenes Update? Die Hardwareverkäufer verbünden sich in diesem Fall mit den Softwareverkäufern, oft sind es dieselben Firmen: „Blast die Programme auf“, ist die Devise, „sodass sie mehr Speicherplatz und schnellere Prozessoren verlangen!“ Der Käufer stellt nach dem Installieren des neuen Word-Programms fest, dass plötzlich alles ganz schön langsam läuft. Unweigerlich wird ein neuer Computer gekauft, mit schnellerem Prozessor. Als Kunde habe ich davon wenig Vorteile, im Gegenteil, ich habe Geld ausgegeben, andere reicher gemacht und Computerschrott erzeugt. Natürlich gibt es auch sinnvolle Weiterentwicklungen, und keiner würde heute noch mit einem Sinclair ZX 80, das war mein erster Computer, arbeiten. Wenn man jedoch mit seinem Computer nichts anderes will als einen Text erstellen, ihn formatieren und korrigieren, speichern und schließlich vielleicht ausdrucken, wird durch die ständigen Umstellungen und die Vermehrung von Programmfunktionen alles nur komplizierter. So haben auch die Tools bei Word zum Beispiel ständig veränderte Plätze, ohne dass ich einen Sinn dahinter erkennen kann.
Kurz zurück zur Hardware: Im Internet hat sich herumgesprochen, dass bei bestimmten Spielekonsolen ein Fehler auftritt, für den man einen eigenen Namen kreiert hat: „Yellow Light of Death“. Es ist ein Materialermüdungsfehler bei der Playstation 3, der sich in zweierlei Hinsicht äußert: Zum einen kann man die Konsole ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr einschalten, zum anderen gehorcht sie nicht mehr, wenn die Disc herauskommen soll. Der Hersteller – Sony – konnte noch so sehr darauf hinweisen, dass es an Benutzerfehlern lag, da das darauf hinweisende „Yellow Light“ aufleuchtete. Nach Benutzerangaben aber ist der Fehler im Gerät selbst verborgen. Ab einem bestimmten Zeitpunkt löst sich etwas im Innenleben der Playstation ab, nämlich eine Platine, was für das „gelbe Licht des Todes“, das Ableben des Geräts, verantwortlich ist. Ein „ Konstruktionsfehler“ wird vom Hersteller bestritten, obwohl er nur zugern auftaucht, wenn gerade die Garantiezeit der Konsole von einem Jahr abgelaufen ist, wie Nutzer berichten. Der Fall ist also ungeklärt. Wie wollen wir als Verbraucher auch nachweisen, dass der Defekt dem Gerät von Anfang an innegewohnt hat.
Nur wenige Fälle sind so eindeutig und haben eine solche Aufmerksamkeit erreicht wie der eines Tintenstrahldruckers, über den in den letzten Monaten vermehrt berichtet wurde. In ihm hatte man anscheinend einen Chip installiert, der die Anzahl der Ausdrucke zählte. Ab einer bestimmten Menge gab es eine Fehlermeldung. Sie lautete: „Papierstau“ – obwohl nirgendwo ein Blatt Papier eingeklemmt war, nicht einmal das geringste Fitzelchen. Wer immer
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