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Die Kultur der Reparatur (German Edition)

Die Kultur der Reparatur (German Edition)

Titel: Die Kultur der Reparatur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang M. Heckl
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verschiedene Ladegeräte. Sogar die verschiedenen Generationen von Laptops ein- und desselben Herstellers haben immer neue Anschlüsse. Um Modernität geht es dabei am wenigsten. Ziel ist neben Verbesserungen in der Datenübertragungsrate eben auch, Inkompatibilität zu erzeugen und damit Konsum und Wirtschaft anzukurbeln.

Es werde Licht: das kurze Leben der Hardware
    Ein Beispiel für beherztes Eingreifen des Gesetzgebers ist das aktuelle Verbot des Verkaufs von herkömmlichen Glühlampen und der damit einhergehende Einsatz von energiesparenden Leuchtmitteln, die eine bessere Effizienz als Glühlampen haben: Hierzu ist zu bemerken, dass es richtig ist, dass Energie eingespart werden muss. Die Frage ist nur, ob man von Gesetzgeber-Seite hier an der falschen Stelle angesetzt hat. Natürlich heizt eine übliche Glühlampe die Wohnung auf, weil über 90 Prozent des eingesetzten Stroms in Wärme umgewandelt werden, die vielleicht nur im Winter im Haushalt gebraucht wird, und auch dann nicht die effizienteste Form einer Wohnungsheizung darstellt. Aber es ist nicht transparent, was die zum Teil schwermetallbelasteten Energiesparlampen bei ihrer Herstellung und beim Recycling an Ressourcen verbrauchen. Jedenfalls liest man unterschiedliche Zahlen, wenn man die diversen Analysen zum Gesamtzyklus technischer Gebrauchsgegenstände hinsichtlich Herstellung, Lebensdauerparameter und Entsorgung zu ergründen versucht.
    Zumindest eines ist klar: Die neuen Leuchtmittel sind im Kaufpreis viel teurer als die Glühlampen, und das kann nur durch längere Lebensdauer verbunden mit einem geringeren Energieverbrauch, unter unbedingter Einbeziehung der ökologischen Herstellungs- und Entsorgungskosten, gerechtfertigt werden. Keine einfache Rechnung. Denn tatsächlich machen die Kosten für Beleuchtung gerade mal 1,5 Prozent des gesamten Energiebedarfs in Deutschland aus – selbst mit den energieineffizienten Glühbirnen, die jetzt verbannt werden. Da führt man an einer Stelle einen Kampf, der wie der von Don Quichotte mit den Windmühlen anmutet. Angesichts der Möglichkeiten, Energie in weitaus größerem Maßstabzu sparen, sollte man hier die Kirche im Dorf lassen. Bekanntlich liegt ein viel größeres Energieeinsparpotenzial in effizienteren Heizungsanlagen, Wärmedämmung und neuen Methoden, Strom und Wärme gekoppelt herzustellen.
    Denkbar wäre auch ein flächendeckenderer Einsatz von Halogenleuchten. Mit ihnen lassen sich 30 Prozent Energie sparen, aber auch sie werden 2016 verboten. Und LED, Licht emittierende Dioden? Möglicherweise sind sie die Leuchtmittel der Zukunft, auf alle Fälle handelt es sich um eine schöne Technologie. Sie verbrauchen viel weniger Energie als eine herkömmliche Glühlampe, jedenfalls in Bezug auf Wärme- und Lichtleistung. Auch bei den LED-Leuchten hat man jedoch meiner Meinung nach den Gesamtstoffkreislauf noch nicht vollständig beachtet, obwohl sie meines Erachtens die Zukunft sein werden. Es geht eben nicht allein um den Energieverbrauch beim Betrieb der Lampe, sondern mit einzurechnen ist auchder Energieaufwand, der zur Herstellung des jeweiligen Leuchtmittels erforderlich ist – und die Entsorgung, bei der Energiesparlampe die Entsorgung von Quecksilber. Ginge es nur um den Betrieb, sähe die Bilanz anders aus.
    Glühbirnen haben überhaupt ihre eigene Geschichte. Mit ihnen ist der bekannteste Fall einer Art geplanter Obsoleszenz verbunden, über den man immer wieder lesen kann. Es gab in den 1950er Jahren eine Verschwörung von Glühbirnenfabrikanten – sie ging als Phoebuskartell in die Geschichte ein. An ihrem Beginn stand ein diskretes Treffen der Fabrikanten, bei dem sie entschieden, die Brenndauer der Leuchten zu ändern. Es könne nicht sein, dass die so lang ihren Dienst täten, schließlich wollte man ja verkaufen und kein „ewiges Licht“ kreieren. Damit war der Tod langlebiger Glühbirnen eine beschlossene Sache: Man reduzierte die Leuchtdauer von 2500 auf 1000 Stunden. Doch die Absprache flog auf, und die verkürzte Lebensdauer wurde gerichtlich verboten. Firmen wie Philips, General Electric oder Osram veränderten aber nicht wirklich etwas Grundlegendes an ihrer Praxis der kurzlebigeren Leuchten. Man kann erahnen, wie viel Geld Fabrikanten mit internen Absprachen verdienen können, ähnlich wie bei Kartellbildungen. Auf der anderen Seite muss man bedenken, dass es auch heute Spezialbirnen zu kaufen gibt, die zum Beispiel bei Ampelanlagen oder in bestimmten schwer zugänglichen

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