Die Kultur der Reparatur (German Edition)
daran liegt, dass sehr viele Schulklassen den Weg ins Museum finden. Je älter die Besucher werden, umso stärker überwiegt der männliche Anteil. Bei den Besuchern über 60 Jahren sind wir dann schon bei 70 %, Technik ist hier eindeutig Männersache. Für das Deutsche Kochbuchmuseum wird die Statistik vermutlich gerade ein spiegelverkehrtes Bild liefern.
Auch bei ehemals spezifisch weiblichen Reparaturtätigkeiten wird es übrigens zu einer Aufgabe für die ältere Generation werden, das Wissen und Können von handwerklichen Fertigkeiten zu vermitteln. Denn im Schwung des Wirtschaftswunders haben nicht nur die häuslichen Werkstätten im Keller oder Schuppen Garagen, Kellerbars oder Saunalandschaften Platz machen müssen, genauso hat es auch die Nähzimmer oder -ecken getroffen. Wer in den 60er und 70er Jahren erwachsen wurde, hat sicher viel weniger Erfahrung mit dem Reparieren sammeln können als die Generation davor. Landwirtschaft und Industrie wurden durch den Dienstleistungssektor zurückgedrängt. Deshalb wird der Opa den Umgang mit Drehmomentschlüssel oder Stichsäge oft besser beherrschen als der Vater, und beim Stricken, Stopfen, Nähen wäre es wenig überraschend, wenn sich Oma besser auskennt als die Mutter.
Fakt ist, dass die Kultur der Reparatur der Gegenwart keine Geschlechter mehr kennt, nur das gemeinsame Abenteuer, den Dingen auf den Grund gehen zu wollen, sich kreativ auszuleben.
Packen wir's an!
Dieses Unterkapitel soll Sie aufrütteln und motivieren. Entdecken Sie den Reparateur in sich! Ein wenig dazu inspirieren soll Sie die folgende schmucklose Liste, ein Protokoll meiner Reparaturtätigkeit im Monat August 2012. Dabei handelt es sich meistens um Kleinigkeiten, aber auch die müssen gemacht werden. Dass ich in dem Monat nahezu täglich reparieren konnte, hat übrigens auch damit zu tun, dass jedes Jahr mein Urlaub in denAugust fällt:
1. 8. Hauswasserwerk-Steuerung repariert durch Austausch einer defekten Diode in der Elektronik
2. 8. Beim Staubsauger die Düse angeklebt; beim Küchenschrank einen Griff angeschraubt
3. 8. 12-V-Lampe im Badschrank ausgebaut und erneuert
5. 8. Bei den Badschranktüren die Schrauben nachgezogen, Scharnier eingeölt und ausgerichtet
6. 8. Laufbandschraube verbogen, gerade gebogen, neu verschraubt und Klappmechanismus ausgerichtet
7. 8. Bei der Deckenleuchte im Kinderzimmer den abgebrochenen Metallträger neu verschraubt und mit einem Haken gesichert; bei einem AllBand-Radioempfänger den Einschaltknopf mit Kontaktspray beziehungsweise Kontaktöl (das hält auf Dauer länger) gängig gemacht
8. 8. Bei einem Kopfhörer die Schaumstoffmuscheln erneuert (Schaumstoff, ein immerwährendes Materialversagensproblem wie auch Gummi und generell Polymere; Gott sei Dank gibt es in Spezialgeschäften für manche Modelle noch Schaumstoffmuscheln zu kaufen, sonst kann man aus dem Volumen selbst mit einem stromdurchflossenen heißen Widerstandsdraht aus Konstantan ganz wunderbar Schaumstoffteile herausarbeiten)
9. 8. Personal Laserwriter von General Computer aus dem Jahr 1988 nach längerer Standzeit in Gang zu bekommen versucht; leider nicht gelungen, dann zum Elektronikschrott in den Wertstoffhof gebracht; bei der Waschmaschine den Flusenfilter gereinigt, ebenso den Wassereinlauffilter, Kalk- und Waschmittelreste entfernt
10. 8. Einen Fensterrollladen durch Aufschrauben des Rollladenkastens gängig gemacht, danach Verschrauben der Lamellenhalteseile an der Holzrolle und Ausrichten der verschobenen Lamellen
11. 8. Kaffeeautomat entkalkt
12. 8. Motorpumpe der Gegenstromanlage ausgetauscht
13. 8. Vom Wind verschobene Satellitenschüssel mit SAT-Finder ausgerichtet, neu angebohrt und mit Metallträgerleisten auf dem Garagendach festgeschraubt
14. 8. Herausgefallene Badfliese am Revisionsschacht mit neuen Magnethaltern beklebt und wieder eingesetzt, iPod-Generation 5 mithilfe einer Youtube-Anleitung aufgeschraubt, Akku herausgenommen, durchgemessen und Ersatz-Akku im Internet bestellt
15. 8. Eine Projektionslampe mit Kabeln angeschlossen
17. 8. Duschkopf gesäubert und entkalkt
18. 8. Neue Beistelltischholzplatte zugesägt und mit Fliesen beklebt; bei der Schalldose eines Grammophons das Gummi erneuert
19. 8. Bei der Bücherwandbeleuchtung den Lampenstecker gelötet; bei einem antiken
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