Die Kundschafter
und beide strotzten nur so von Misstrauen. Lorana hörte das Flüstern von Metall gegen Tuch ...
Sie blieb abrupt stehen, und der Ärmel ihres Gewands verfing sich für einen Moment in der Hecke neben ihr, als sie sich zu den beiden umdrehte. »Ja?«, fragte sie freundlich.
Die Brolfi zuckten überrascht zusammen und kamen stolpernd ein paar Meter von ihr entfernt zum Stehen. Der Kleinere der beiden hatte, wie Lorana sah, einen antiken Blaster an die Seite gedrückt, um das Ding zu verbergen, was ihm aber nicht gelang. Der Größere hielt in den Händen eine weniger entwickelte, aber gleichermaßen unangenehme Waffe: die Spitzhacke eines Bergmanns.
»Was machen Sie hier?«, wollte der Kleinere wissen.
»Ist das hier keine öffentliche Straße?«, fragte Lorana.
»Sie gehören nicht hierher«, knurrte der Größere und machte einen Schritt vor. »Wonach suchen Sie?«
»Was könnte es hier schon geben, wonach jemand suchen würde?«, erwiderte sie und spürte, wie ihr Herzschlag heftiger wurde. Das war es. Irgendwie wusste sie bei aller sonstigen Unsicherheit, dass sie die Gefahr gefunden hatte, nach der Ris- ke suchte.
Die Frage lautete nun, was sie tun sollte. Denn diese beiden Brolfi - oder vielleicht sogar diese beiden und der, dem sie gefolgt war — stellten sicher nur die Spitze des Eisbergs dar. Wenn sie das Lichtschwert zog, würde ihr das nicht helfen, Einzelheiten über die Pläne dieser Leute herauszufinden oder zu erfahren, wer dahintersteckte. Sie musste sich von ihnen zu den wirklichen Anführern führen lassen.
Und damit das geschah, mussten sie Lorana für harmlos halten.
»Schon gut«, sagte sie, machte einen Schritt zurück und geriet dabei noch dichter an die Hecke. »Wenn Sie wollen, dass ich gehe, dann gehe ich eben.«
»Nicht so schnell«, sagte der kleinere Brolf, den ihre vorgebliche Nervosität offenbar mutiger machte. »Wieso so eilig?«
»Ich habe es nicht eilig«, widersprach Lorana. Sie machte einen weiteren Schritt zurück und hoffte, dass sie dem Ende der Hecke dabei nicht zu nahe kam. »Ich will einfach nur gehen, so wie Sie es wünschen, das ist alles.« Sie warf einen Blick zur Seite, um herauszukriegen, aus welchem der heruntergekommenen Häuser in der Nähe die beiden Brolfi gekommen waren.
Offensichtlich genügte das, um sie noch verdächtiger zu machen. »Schnapp sie dir, Vissfil!«, rief der kleinere Brolf, hob den Blaster und richtete ihn nervös auf Lorana. »Sie weiß es.«
»Ich weiß gar nichts«, widersprach Lorana und machte einen letzten Schritt zurück, als Vissfil mit erhobener Spitzhacke auf sie zukam. »Bitte - tun Sie mir nicht weh!« Sie hob die Arme, als wollte sie einen Schlag abwehren.
Und als Vissfils gesamte Aufmerksamkeit auf ihre gehobenen Hände gerichtet war und sein Körper das Blickfeld seines Kameraden blockierte, ließ sie ihr Lichtschwert mit Hilfe der Macht aus ihrer Tunika gleiten und schob es in die Hecke neben sich.
»Nimm ihr das Kom ab«, befahl der kleinere Brolf, und Vissfil nahm die Spitzhacke in eine Hand und zog mit der anderen ihr Gewand auseinander.
»Ja, ja, ich weiß«, knurrte Vissfil. So groß und mürrisch er sein mochte, es war ihm sichtlich unangenehm, sie abtasten zu müssen. Er fand ihr Kom und steckte es in sein eigenes Hemd, dann schien ihm einzufallen, dass es vielleicht eine gute Idee wäre, ihr auch den Gürtel mit dem Proviant und den Ausrüstungstaschen abzunehmen. »Keine Waffen«, verkündete er schließlich und trat einen Schritt zurück. »Was machen wir mit ihr?«
»Ich denke, wir bringen sie zu Beschützer«, sagte der andere. Er zeigte auf das Haus, zu dem sie zuvor geschaut hatte. »Er wird wissen, was wir am besten mit ihr anstellen. Hier entlang, Frau.«
Sie überquerten gerade die Straße, als Lorana hinter sich ein leises Geräusch hörte. Als sie einen Blick über die Schulter warf, sah sie, wie der kleinere Brolf ein Kom aus dem Hemd zog. »Was ist los?«, murmelte er.
Sie konnte die Stimme des anderen nicht hören, aber die plötzlich erhöhte Anspannung des Brolf war nicht zu übersehen. »Also gut«, murmelte er und steckte das Kom wieder ein. »Der Plan hat sich geändert«, verkündete er, trat näher zu Lorana und drückte ihr die Mündung seines Blasters in den Rücken. »Wir gehen zu dem Haus dort drüben.« Er zeigte auf ein blaues Haus links von ihnen.
Lorana spürte, wie sich ihr die Kehle zuzog. Das Haus, zu dem sie geführt wurde, sah aus, als stünde es seit Jahren leer. Es
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