Die Kunst, anders zu leben
»Keine-Reue-Modus« ein. Nachdem Sie sich Ihre Ängste eingestanden haben, müssen Sie Ihre Sichtweise ändern und sich auf eine Veränderung in Ihrem Leben vorbereiten. Vor ein paar Jahren, als ich in Südafrika lebte, nahm ich mir ernsthaft vor, ein Leben ohne Reue zu führen. Mir wurde klar: Ich hatte zwar das Glück gehabt, schon in relativ jungen Jahren viele fantastische Erfahrungen machen zu dürfen, trotzdem gab es immer noch einige Lebensbereiche, in denen ich mich bisher gar nicht weiterentwickelt hatte. Zum Beispiel machte ich mir große Sorgen darüber, was andere Leute wohl von mir hielten, und hatte solche Angst davor, sie zu enttäuschen, dass ich mich von dieser Unsicherheit in vielen meiner Entscheidungen beeinflussen ließ.
Seinerzeit erzählten mir ein paar Freunde, dass sie den Tafelberg besteigen wollten, und luden mich ein, mitzukommen. Zuerst sagte ich: »Nein, ich habe zu viel zu tun«, denn ich wusste, dass ich an einer Konferenz teilnehmen sollte und dass die anderen Teilnehmer sich wundern würden, wenn ich nicht kam. Doch in den nächsten Tagen wurde ich den Gedanken nicht los, dass meine Entscheidung falsch gewesen war. Schließlich rief ich meine Freunde an und begleitete sie auf ihrer Bergtour.
Ich weiß, das klingt nicht nach einer besonders wichtigen Entscheidung – an einem Vormittag aufs Arbeiten zu verzichten –, doch damals war das für mich ein ungeheuer befreiendes Gefühl. Auch später – immer wenn ich vor dem Übergang zu einer neuen Lebensphase stand – musste ich noch oft daran zurückdenken. Es gab zum Beispiel Zeiten, in denen ich die Richtigkeit meiner Entscheidung, alle Länder dieser Welt zu besuchen, anzweifelte. Schließlich konnte ich auch ohne ein so anstrengendes Ziel auf Reisen gehen, aber ich wusste, dass ich es immer bereuen würde, wenn ich nicht versuchte, überall hinzureisen. Dank der »Keine-Reue-Philosophie« hat meine Sichtweise sich mittlerweile grundlegend geändert. Jetzt kann ich mitten an einem Arbeitstag einen Berg besteigen. Ich kann in Länder reisen, von denen die meisten Bewohner der westlichen Halbkugel nur in Büchern lesen. Und in 20 Jahren werde ich froh sein, dass ich das alles getan habe.
Inaktivität erzeugt Zweifel und Ängste. Aktivität erzeugt Mut und Zuversicht. Wenn du deine Angst überwinden willst, nützt es nichts, einfach nur zu Hause zu sitzen und darüber nachzudenken. Geh in die Welt hinaus und mach dich an die Arbeit!
DALE CARNEGIE
Malen Sie sich das »Worst-Case«-Szenario aus. Wenn irgendetwas schiefgeht, fragen Sie sich: »Was könnte jetzt schlimmstenfalls passieren?« Das gibt einem ungeheuer viel Kraft und Mut. Es hilft, die Dinge in die richtige Perspektive zu rücken.
Um diese Überlegung noch ein bisschen weiterzuführen, können Sie sich außerdem fragen: »Wird die Welt untergehen, wenn diese Sache nicht so ausgeht, wie ich es erwarte?« Erschreckenderweise habe ich festgestellt, dass die Antwort auf diese Frage normalerweise »Nein« lautet. Letztes Jahr in Warschau machte ich einen langen Dauerlauf am Flussufer entlang und gönnte mir dann in meinem Hotel ein üppiges Frühstück. Das Leben war schön. Dann loggte ich mich in meinen Computer ein, um die Formalitäten für meine bevorstehenden Reisepläne zu erledigen. Ich rief bei Singapore Airlines an, um mir für meinen Heimflug aus Asien in der darauffolgenden Woche einen Sitzplatz reservieren zu lassen – eine reine Routineangelegenheit, wie ich dachte.
»Tut mir leid«, sagte die freundliche Mitarbeiterin der Fluggesellschaft am anderen Ende der Leitung. »Ihr Name steht nicht auf der Passagierliste.« So etwas passiert mir öfters (meine Reiserouten sind immer ziemlich kompliziert), also bat ich sie, kurz zu warten, während ich nach dem Zettel mit dem Buchungscode suchte. Nachdem ich den Computerausdruck ganz unten aus meiner Tasche hervorgegraben hatte, warf ich einen Blick darauf, und mir stockte der Atem. »Ich rufe Sie gleich zurück«, sagte ich und legte auf. Zu meinem großen Schrecken hatte ich festgestellt, dass ich eine Doppelbuchung für einen Flug von Tokio nach Seattle im nächsten Monat vorgenommen hatte – und die Tickets waren nicht erstattungsfähig. Aufgrund dieses Versehens hatte ich nun kein Ticket für meinen aktuell anstehenden Rückflug von Asien (wohin ich in ein paar Tagen fliegen sollte) nach Hause.
Zuerst geriet ich in Panik. Nun war ich hier in Polen, musste in ein paar Tagen nach Asien weiterfliegen und
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