Die Kunst, anders zu leben
hatte von dort aus keine Möglichkeit, einige Tage später zurück nach Hause zu kommen. Nachdem ich es geschafft hatte, mich zu beruhigen, stellte ich mir die »Worst-Case«-Frage: Was könnte in dieser Situation schlimmstenfalls passieren? Im allerschlimmsten Fall würde ich ohne ein Ticket für meinen Heimflug in Japan festsitzen und mir ein neues Flugticket kaufen müssen. Es ist zwar nicht besonders lustig, versehentlich einen einfachen Flug nach Japan gebucht zu haben und das erst eine Woche vorher zu erfahren, aber aus der übergeordneten Perspektive eines ganzen Lebens betrachtet, gibt es sicherlich Schlimmeres.
Und genau so ist die Sache dann auch ausgegangen. Ich kam mir wie ein Idiot vor, weil mir ein so dummer Fehler unterlaufen war, und ärgerte mich darüber, noch ein zusätzliches Flugticket bezahlen zu müssen – aber die Welt ging deshalb nicht unter. Und wenn die Leute mich fragen, ob bei meinen vielen Reisen nicht auch manchmal etwas schiefgeht, habe ich jetzt wenigstens sofort eine Antwort parat: »Na ja, neulich in Warschau ...«
Weihen Sie andere Leute in Ihr Vorhaben ein. Wenn Sie Ihre Pläne und Zielsetzungen publik machen, setzen Sie sich damit unter einen gewissen Zugzwang. Auch das kann Ihnen helfen, die innere Blockade der Angst aufzulösen. Sean Macias (der nichts mit dem vorhin erwähnten Sean zu tun hat) bemühte sich zum Beispiel jahrelang, sich das Rauchen abzugewöhnen. Schließlich machte er Nägel mit Köpfen und richtete sich einen Twitter-Account ein, den er »Neustart« nannte. Sein Ziel bestand darin, alle Bereiche seines Lebens, mit denen er unzufrieden war, »neu zu starten« – und ganz oben auf seiner Liste stand der Wunsch, endlich mit dem Rauchen aufzuhören.
Sean forderte alle Leute, die sich dafür interessierten, auf, ihn bei der Verfolgung seines Ziels virtuell zu begleiten. Jeden Tag stellte er Updates bei Twitter ein: »Jetzt lebe ich schon seit 72 Stunden ohne Zigaretten ...«, »Seit einer Woche rauchfrei ...«, »90 Tage ohne Glimmstängel ...« und so weiter. Inzwischen ist über ein Jahr vergangen, Sean ist jetzt endgültig Nichtraucher und hat sich anderen gesundheitsbezogenen Zielen zugewandt.
Motivieren Sie sich mit Belohnungen. Manchen Leuten flößt es vielleicht ein gewisses Unbehagen ein, sich für etwas, was sie erreicht oder nicht erreicht haben, zu belohnen beziehungsweise zu bestrafen. (»Eigentlich tue ich diese Dinge doch um ihrer selbst willen ...«) Ich habe da eine viel pragmatischere Sichtweise: Nutzen Sie alle Methoden der Selbstmotivation, die bei Ihnen funktionieren. Als mein Verlag das Exposé für dieses Buch angenommen hatte, belohnte ich mich mit einem neuen Round-the-World-Ticket. Nachdem ich neun Monate später das Manuskript eingereicht hatte, buchte ich eine Reise nach Armenien und Aserbaidschan. Für Sie wäre eine Reise in ein fernes Land vielleicht keine Belohnung, also überlegen Sie sich etwas anderes, was Sie motiviert.
SCHRITT NUMMER 3: DIE ANGSTBLOCKADE DURCHBRECHEN
Nachdem wir uns unsere Ängste eingestanden und uns auf die bevorstehende Aufgabe vorbereitet haben, gelangen wir häufig an einen Stolperstein: Was soll ich als Nächstes tun? Wenn Sie im Grunde bereits wissen, was Sie wollen, und einfach nur Probleme damit haben, die Sache durchzuziehen, kann es hilfreich sein, sich zu einer Entscheidung zu zwingen. Sie hören dann einfach auf, hin und her zu überlegen, und entscheiden, ob Sie springen wollen oder nicht.
Eine solche erzwungene Entscheidung ist aus mehreren Gründen sinnvoll. Erstens ermutigt sie uns dazu, unsere Angst zu überwinden, weil uns in diesem Augenblick vielleicht klar wird, dass die Angst das Einzige ist, was uns zurückhält. Zweitens: Selbst wenn wir uns gegen die Aktion entscheiden, die wir erwogen hatten, machen wir uns dann wenigstens innerlich frei davon und müssen nicht mehr ständig darüber nachdenken. (Wenn Sie sich von etwas verabschieden, sollte es ein richtiger Abschied sein. Sonst sind Sie hinterher nicht besser dran als vor Ihrer erzwungenen Entscheidung.)
Und nun wollen wir uns wieder der Geschichte von Sloane Berrent und unseren beiden Freunden Sean und Aaron zuwenden. Sloane schaffte es, ihre Ängste zu überwinden und auf die Philippinen zu reisen, während viele andere Leute diese Idee lediglich erwogen, den Plan dann aber wieder fallen ließen. Sie gestand sich ihre Ängste ein und beschloss, trotzdem zu reisen. Und so kam sie nach Manila und stürzte sich in ihre
Weitere Kostenlose Bücher