Die Kunst, anders zu leben
Augen dafür, welchen Ballast Sie tagtäglich mit sich herumschleppen. Sie ist, wie der Name schon sagt, eine Liste aller Dinge, die Sie von jetzt an einfach nicht mehr tun möchten.
Denken Sie an all die Aufgaben, die Ihnen Energie rauben, ohne irgendeinen Beitrag zu etwas Sinnvollem zu leisten. Es wird immer Aufgaben geben, die Sie viel Energie kosten, aber dafür auch zu Ergebnissen führen, die Ihrer Meinung nach der Mühe wert sind (Sozialarbeit zum Beispiel kostet ja auch Energie). Auf Ihre Nicht-Erledigungs-Liste gehören jedoch nur Aufgaben, die Sie belasten, ohne Ihnen Freude zu machen oder irgendjemandem etwas zu bringen.
Versuchen Sie unter Ihren derzeitigen Aufgaben mindestens drei bis fünf Dinge zu finden, die Sie viel Zeit kosten und von wichtigeren Aufgaben ablenken. Als ich zum ersten Mal eine solche Nicht-Erledigungs-Liste aufstellte, wurde mir klar, dass ich mindestens fünf Stunden pro Woche mit Aktivitäten zubrachte, die für mich keinerlei Wert hatten. Natürlich wird es im Leben immer Dinge geben, die Sie nicht gerne tun. Doch viele dieser Dinge können Sie unerledigt lassen oder aus Ihrem wöchentlichen Terminkalender streichen, ohne dass das besondere negative Auswirkungen hat.
Allerdings muss ich an dieser Stelle fairerweise auch eine Warnung aussprechen: Nicht alle Menschen werden Verständnis dafür haben, wenn Sie sich von der Außenwelt und den Anforderungen der Gesellschaft abschotten. Manche Leute werden sogar sehr unzufrieden mit Ihnen sein. Doch in der Zwischenzeit werden Sie mehr erledigen und mehr Dinge tun können, die Ihnen Spaß machen, als all diese Menschen, die sich über Sie ärgern.
MIT NUR 100 DINGEN LEBEN
Zusätzlich zu unproduktiven Aufgaben und Besprechungen, die reine Zeitverschwendung sind, können auch die physischen »Dinge«, die wir besitzen, uns in unseren Möglichkeiten einschränken. Das beste Beispiel dafür hat uns der Autor und Unternehmer David Bruno gegeben, als er sich dem Ende eines geschäftlichen Projekts näherte, an dem er fünf Jahre lang gearbeitet hatte. Dieses Geschäft, dessen Idee er einst auf der Rückseite einer Papierserviette bei Starbucks skizziert hatte, war inzwischen so sehr gewachsen, dass er seinen Anteil daran verkaufte und seine Zeit wieder ganz dem Schreiben und der Arbeit an verschiedenen Webseiten widmete.
Was David bedrückte, war das seiner Meinung nach ausufernde Konsumdenken in Amerika. Er fragte sich, inwieweit diese Konsumhaltung sich auch auf sein eigenes Leben negativ auswirken könnte. Deshalb unterwarf David sich einer selbst auferlegten »100-Dinge-Regel«: Er nahm sich vor, mindestens ein Jahr lang nicht mehr als 100 verschiedene Gegenstände zu besitzen. Und da dies seine persönliche Entscheidung war, stellte er auch selbst die Spielregeln dafür auf. »Bücher« galten nur als ein Artikel, obwohl er eine umfangreiche Bibliothek besaß. Auch »Socken« und »Unterwäsche« zählten jeweils nur als ein einziger Artikel, obwohl er mehrere Exemplare davon hatte.
David veröffentlichte seine 100-Dinge-Liste im Internet und lud seine Leser ein, es ihm nachzutun, stellte aber gleichzeitig klar, dass es sich dabei um ein persönliches Projekt handelte, das er ausschließlich um seiner selbst willen durchzog. Er beschrieb dieses Projekt als »meinen persönlichen kleinen Beitrag im Kampf gegen das Konsumdenken«. 20 Obwohl er sehr zurückhaltend damit war, andere zum Mitmachen aufzufordern, hatte seine 100-Dinge-Liste sich schon bald bei Facebook und in der Blogger-Community ausgebreitet.
Ich habe Davids 100-Dinge-Regel nicht zu 100 Prozent übernommen, fand die Idee aber immerhin so faszinierend, dass ich anfing, mich in meiner Wohnung nach Dingen umzusehen, die ich nicht brauchte. Obwohl ich eine ausgeprägte Abneigung gegen »Sachen« habe, wurde mir klar, dass sich seit meiner Rückkehr in die Vereinigten Staaten ziemlich viel Kram in meiner Wohnung angesammelt hatte. Warum musste ich einen alten Computer behalten, den ich schon monatelang nicht mehr benutzt hatte? Warum besaß ich zwei Drucker statt nur einem? Wahrscheinlich würde aus mir nie ein professioneller Gitarrenheld werden; warum also stand immer noch eine Plastikgitarre mit Controllerknöpfen in der Ecke?
Also legte ich mir eine Entrümpelungsstrategie zurecht: Ich nahm mir vor, mindestens einen Monat lang jeden Tag fünf Dinge wegzuwerfen. Diese fünf Gegenstände definierte ich nicht näher, und es spielte auch keine Rolle, wie ich sie
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