Die Kunst, anders zu leben
entsorgte – manche verschenkte ich, andere spendete ich der Heilsarmee, wieder andere warf ich in die Müll- oder Recyclingtonne. Je mehr Dinge ich aus meinem persönlichen Umfeld entfernte, umso besser konnte ich mich auf meine Arbeit und andere Dinge konzentrieren, die mir Freude bereiteten.
J. D. Roth, der die Get-Rich-Slowly- Webseite ins Leben gerufen hat, hat eine ähnliche Regel in Bezug auf seine Garderobe aufgestellt. Eines schönen Tages im Januar räumte er alle seine Kleider aus seinem Kleiderschrank und verstaute sie in einem Gästezimmerschrank. Immer wenn er sich ein Kleidungsstück aus dem Gästezimmer holte, um es anzuziehen, räumte er es anschließend wieder in seinen Kleiderschrank. Innerhalb eines Jahres hatten die meisten seiner Lieblingssachen den Weg in ihre ursprüngliche Heimat zurückgefunden, aber auch im Gästezimmerschrank hingen immer noch viele Sachen. J. D. Roth hatte die Regel aufgestellt, dass er alle Kleidungsstücke, die er innerhalb eines Jahres kein einziges Mal getragen hatte, einem Secondhand-Laden spenden würde.
Der Gedanke, etwas zu verschenken, widerstrebt uns unwillkürlich. Wir denken: »Vielleicht kann ich es irgendwann ja doch noch gebrauchen.« Aber bei Kleidungsstücken, die man ein Jahr lang nicht getragen hat, lässt sich dieser Gedanke eigentlich kaum noch rechtfertigen. Und dass J. D. Roth den größten Teil seiner Garderobe aus seinem eigentlichen Kleiderschrank ausgeräumt hatte, hatte auch noch einen interessanten Nebeneffekt: Im Gästezimmer nach Kleidungsstücken zu stöbern, war für ihn so ähnlich wie ein Bummel durchs Kaufhaus – nur mit dem Unterschied, dass alle Klamotten, die er im Gästezimmer entdeckte, kostenlos waren.
ENTSCHEIDUNGEN, INFORMATIONEN UND VERPFLICHTUNGEN, DENEN MAN SICH LEICHT ENTZIEHEN KANN
Nun, da wir uns damit beschäftigt haben, wie man überflüssige »Sachen« loswird, wollen wir uns mit etwas ernsthafteren Dingen befassen. Warum hören Sie nicht einfach auf, Ihre Zeit mit Veranstaltungen, Aktivitäten oder Menschen zu vergeuden, die Sie nur belasten? Ich weiß, dass manche Leute das vielleicht unhöflich finden werden, aber ich versuche, möglichst wenig Zeit mit Menschen zu verbringen, die ich als negativ empfinde oder die meine Lebensqualität auf irgendeine andere Weise schmälern. Mir ist klar, dass ich an ihrem Verhalten wahrscheinlich nichts ändern kann, aber wenn ich mich in ihrer Umgebung aufhalte, besteht die Gefahr, dass sie mich mit ihrer negativen Einstellung anstecken.
Das Gleiche gilt für die Informationen, die wir aufnehmen. Versuchen Sie, das Fernsehgerät einmal einen Monat lang ausgeschaltet zu lassen, und warten Sie ab, ob Sie dadurch wirklich etwas Wichtiges verpassen. Wenn irgendetwas, was Sie lesen, für Sie weder interessant noch hilfreich ist, sollten Sie es beiseitelegen (das gilt auch für dieses Buch!) und Ihre Zeit lieber mit etwas Sinnvollerem verbringen. Wenn Sie diese Strategie konsequent anwenden, werden sich nahezu unmittelbar positive Veränderungen in Ihrem Leben einstellen.
Darüber nachzudenken, was man aus seinem Leben eliminieren kann, ist ein ähnlicher Prozess wie die Festlegung eines wichtigen Ziels oder einer optimalen Vorgehensweise: Dabei handelt es sich um etwas sehr Persönliches, und Ihre Antworten werden wahrscheinlich ganz anders lauten als meine. Doch wie immer möchte ich Ihnen an dieser Stelle ein paar Vorschläge machen, um Sie zum Nachdenken anzuregen.
Verzichten Sie auf Besprechungen und aufs Fernsehen. Seth Godin verfasst den wichtigsten Business-Blog der Welt und hat Hunderttausende von Lesern. Er wird oft gefragt, wie er die Zeit dafür aufbringt – zumal er auch noch sämtliche E-Mails, die er erhält, persönlich beantwortet. Seine Antwort lautet, dass er nicht fernsieht und nicht an Besprechungen teilnimmt. Dadurch spart er jeden Tag vier bis fünf Stunden.
Lassen Sie sich nicht vom Telefon tyrannisieren. Nutzen Sie das Telefon ausschließlich für Leute, mit denen Sie wirklich sprechen möchten, und ignorieren Sie die anderen. Hören Sie Ihren Anrufbeantworter oder Ihre Mailbox-Nachrichten (wenn überhaupt) nur einmal pro Woche ab. Fairerweise sollten Sie auf Ihren Anrufbeantworter dann aber auch nicht aufsprechen: »Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht – ich rufe Sie zurück.« Möchten Sie wirklich alle diese Leute zurückrufen? Wenn nicht, dann sprechen Sie einfach nur Ihren Namen und eine Botschaft auf. 21
Der gängigen Meinung zum Trotz
Weitere Kostenlose Bücher