Die Kunst, anders zu leben
kann man das durchaus auch im Geschäftsleben so machen. Ich habe schon vor langer Zeit beschlossen, Kunden nicht mehr hinterherzulaufen. Auf meinen geschäftlichen Webseiten steht zwar eine Telefonnummer, doch wer sie anwählt, landet in der Regel bei einer automatischen Durchsage, die die Anrufer auffordert, sich die gewünschten Informationen auf der Webseite zu holen. Und wenn Kunden telefonisch um persönliche Unterstützung bitten, sage ich: »Tut mir leid, aber aufgrund meiner häufigen Reisen kann ich leider keinen Telefon-Support anbieten. Wenn Sie deshalb nichts bei meinem Unternehmen kaufen möchten, habe ich dafür Verständnis.«
Das war für mich ungeheuer befreiend. Im Lauf der Jahre gab es zwar auch ein paar potenzielle Kunden, die sich darüber beschwert haben, aber ich habe stets klargestellt, dass ich von diesem Grundsatz nicht abweiche. Interessanterweise haben einige Leute, die sich anfangs beschwerten und erklärten, sie würden nichts von einem Händler kaufen, der keine »richtige« Telefonnummer hat, letzten Endes dann doch bei mir gekauft.
Verzichten Sie auf E-Mail s. Ich persönlich mag E-Mails und möchte daher nicht darauf verzichten. Doch wenn Sie Mails total stressig finden oder der Versuchung nicht widerstehen können, ständig nachzuschauen, ob wieder eine neue Nachricht in Ihrem Posteingang wartet, hier eine gute Neuigkeit: Man kann auch ohne E-Mails leben. Leo Babauta, der Verfasser des beliebten Blogs Zen Habits , verzichtet schon seit einiger Zeit darauf, und er hat früher jeden Tag bis zu 300 E-Mails empfangen und verschickt. 22 Wenn Ihnen die ständigen Mails zu viel werden, können Sie auch »E-Mail-Konkurs« anmelden und ganz von vorn anfangen. Dazu archivieren Sie Ihre sämtlichen Mails und schicken dann all Ihren E-Mail-Kontaktpersonen folgende Nachricht:
Re: Ich habe »E-Mail-Konkurs« angemeldet.
Liebe Freunde, Angehörige, Kollegen und Spammer,
Ihre Nachricht ist mir wichtig, aber ich bekomme zu viele E-Mails. Zurzeit befinden sich xxx ungelesene Mails in meinem Posteingang. Ich kriege jedes Mal die Krise, wenn ich das sehe.
Um das Problem zu lösen, habe ich beschlossen, »Konkurs« anzumelden und ganz von vorn anzufangen. Ich habe alle meine alten Mails archiviert und den Versuch aufgegeben, mich da noch durchzufinden. Aber es gibt auch eine gute Nachricht: In Zukunft werde ich besser aufpassen.
Vielen Dank für Ihr Verständnis.
(Sie brauchen diese Nachricht natürlich nicht unbedingt zu verschicken, aber wenn Sie sich wirklich Sorgen darüber machen, eventuell etwas Wichtiges zu verpassen, könnte sie Ihnen den »E-Mail-Konkurs« erleichtern.)
Teil 2: Ein erfülltes Leben führen
Angesichts dieser Prinzipien der Entrümpelungsaktion und radikalen Isolation erhebt sich natürlich die Frage, was denn überhaupt noch einen Platz in Ihrem Leben haben sollte. Was möchten Sie behalten , nachdem Sie alle unnötigen oder unerwünschten Dinge aus Ihrem Umfeld verbannt haben?
Ich schlage Ihnen vor, sich für ein Leben zu entscheiden, das bis zum Rand mit Dingen angefüllt ist, die Sie gerne tun und mit denen Sie der Welt ein Vermächtnis hinterlassen können. Mit dem Thema »Vermächtnis« werden wir uns in Kapitel 11 noch näher beschäftigen, doch es beginnt damit, dass man sein Leben in vollen Zügen lebt. Ich möchte am Ende des Tages müde sein – aber nicht von einer Plackerei, bei der ich mich hinterher frage: »Was habe ich heute eigentlich den ganzen Tag gemacht?«, sondern mit dem Gefühl: »Wow, heute habe ich aber eine Menge geschafft bzw. erlebt.«
Lassen Sie uns ein paar Dinge rekapitulieren, die ich bereits in Kapitel 2 erwähnt habe: die Lebensliste, die Idealwelt und die Zielsetzungen. Möchten Sie nicht mehr von diesen Dingen in Ihrem Leben haben? Und wenn ja: Wie kann man das erreichen? Anfangs ist es tatsächlich mit Stress verbunden – aber mit positivem Stress. Wie Mihaly Csikszentmihalyi in seinem Klassiker Flow: Das Geheimnis des Glücks gezeigt hat, können die Augenblicke in unserem Leben, auf die wir am stolzesten sind, tatsächlich ziemlich stressig sein:
Die besten Augenblicke in unserem Leben sind nicht die passiven, rezeptiven, entspannenden Momente ... Die besten Augenblicke erleben wir dann, wenn unser Körper oder Geist bis an seine Grenzen gefordert wird in dem freiwilligen Versuch, etwas Schwieriges oder Lohnendes zu bewerkstelligen.
Mich persönlich interessiert, was ich in den 168 Stunden, die uns Woche für Woche zur
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