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Die Kunst des guten Beendens

Titel: Die Kunst des guten Beendens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Ley
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es wagen, ich wäre ganz im Hier und Jetzt.)
    Bei der Prüfung eines belastenden, einschränkenden Gedankens wird uns seine Macht bewusst. Byron zeigt auf, dass die ernsthafte, wiederholte Prüfung von Gedanken ihnen mit der Zeit die Macht nimmt, zu schmerzen und einzuschränken. Für sie besteht das Leid im ungeprüften Denken. Unsere belastenden Gedanken haben wir im Laufe des Lebens erlernt und gut geübt. Sie sind Teil unserer Identität. Wenn wir sie prüfen und damit ehrlich in Frage stellen, verlieren sie langsam ihre Macht über uns. Ambivalente, ängstliche und schuldhafte Gefühle (insbesondere auch Schuldgefühle aus Vitalität, Schuldangst, Trennungsangst) bedürfen der stetigen Prüfung. Dann können sie sich wandeln bzw. kann ein Mensch seine Passivität und seine Opferhaltung zugunsten von mehr Eigenverantwortung und Aktivität verändern. 30
    »Ich bin blockiert« steht für ein komplexes seelisches Gefüge von Ambivalenz, Schuldgefühlen und Angst. Wenn frühe Störungen bei einem Menschen vorliegen, wird das Prüfen von Gedanken gemäß Byron möglicherweise nicht greifen, vielleicht auch eine länger dauernde Psychotherapie nicht. Das kann hier nicht das Thema sein, so wichtig es ist. Blockierte Lebenssituationen – und darin der unbewusste Konflikt zwischen Trennung und Bindung – reichen vontragischen Schicksalen bis hin zu alltäglich vorkommenden Situationen.
    Normale Blockaden, wie wir sie alle kennen, haben viel mit Wertungen, Vergleichen und Abhängigkeiten zu tun. Es braucht Mut, sich selbst ohne Wertung zu betrachten und herauszufinden, was einem selbst guttut.
Trauer als Voraussetzung zum Beenden
    Und manch einer wundert sich, dass so viel Heimweh so viel Schönheit zeitigt.
    Gerhard Meier

    Trauer ist eine notwendige Voraussetzung, um eine Beziehung zu beenden, die kein persönliches Wachstum mehr ermöglicht. Oder um einen Menschen zu verabschieden, der weggegangen oder verstorben ist. Trauer kann vermieden oder übersprungen werden, allerdings auf Kosten der eigenen Entwicklung.
    Liebe und Trauer gehören unabdingbar zusammen. Wer nicht lieben kann, kann auch nicht trauern. Die Unfähigkeit zu trauern ist eine Unfähigkeit zu lieben. Liebe ist ein großes Geschenk. Und Trauer ist der größte Preis, den sie bei einem Verlust einfordert. Selbst wenn Liebende das wissen, kann die Trennung bzw. der Tod ihres Nächsten zum Trauma, zur Überwältigung durch Schmerz und Gefühle werden, die das Leben aus den Fugen geraten lassen.
    Trauer wird notwendig, wenn eine geliebte Person sich trennt oder stirbt oder wenn ein geliebtes Objekt – ein Beruf, ein Haus, ein Land – aufgegeben werden muss. Die Liebeskraft, die auf die geliebte Person oder das geliebte Objekt gerichtet war, muss zurückgenommen und verinnerlicht werden. Durch die Trauer kann der Verlust schließlich angenommen und ins eigene Leben integriert werden. In welcher Weise die Erinnerung weitergelebt wird, ist individuell verschieden.
Trauer aus Liebe
    Es gibt eine Notwendigkeit zum Trauern, weil die Zeit, das Verstreichen der Zeit sowie der Tod zum menschlichen Leben gehören. Obwohl wir es uns vielleicht zuweilen wünschen, wäre es schwer oder nicht zu ertragen, wenn sich in unserem Leben nie etwas verändern würde, wenn es keine Trennungen und keine Verluste gäbe. Wenn wir ewig leben würden, müssten wir nicht immer wieder Abschied nehmen, den Verlust von Menschen beklagen und mit Trennungen fertig werden. Aber so würde das Leben an Sinn und Wert verlieren.
    Wir trauern um Verluste: den Verlust eines Menschen oder eines Gutes, welche für uns einen besonderen Wert dargestellt haben. Die nächste Phase ist wie ein Schock, wir erleben Zorn, Kummer, Angst und Schuld. Und erst dann, wenn wir uns diesen Gefühlen wirklich stellen, sie zulassen und einen Umgang mit ihnen versuchen, sind wir am trauern. Wir lösen uns im Trauerprozess von diesem Menschen oder von diesem Gut (Job, Haus etc.) und integrieren alles das, was dadurch in uns geweckt und belebt wurde, in unser Leben. Das Trauern wird damit zu einem Übergang in eine Phase, in der wir ohne das Verlorene leben müssen.

    Fliederblüten dicht –
    Das dunkelste Violett
    Kündet von Trauer

    Tiefdunkle Nacht trägt
    Die Kraft im Universum –
    Orion glänzt weit

    Trauern ist wichtig für die psychische und sonstige Gesundheit. Oft sind depressive Erkrankungen und funktionelle Beschwerden damit verknüpft, dass nicht getrauert wird. Sei es, weil Trauer als Schwäche,

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