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Die Kunst des klugen Handelns: 52 Irrwege, die Sie besser anderen überlassen (German Edition)

Die Kunst des klugen Handelns: 52 Irrwege, die Sie besser anderen überlassen (German Edition)

Titel: Die Kunst des klugen Handelns: 52 Irrwege, die Sie besser anderen überlassen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Dobelli
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Er berührt sie, und aus dem Nichts erscheint ein Geist, der ihm die Erfüllung eines Wunsches garantiert. Der Bauer denkt eine Weile nach. Schließlich sagt er: »Mein Nachbar hat eine Kuh. Ich habe keine Kuh. Ich wünsche, dass die Kuh meines Nachbarn tot umfällt.«
    So absurd es klingt: Wahrscheinlich können Sie sich mit dem Bauern identifizieren. Wahrscheinlich geht es Ihnen bisweilen ähnlich. Ihr Kollege hat einen fetten Bonus eingefahren, Sie nicht, also entwickeln Sie die Emotion Neid . Daraus entwickelt sich eine Kette unvernünftigen Verhaltens: Sie helfen Ihrem Kollegen nicht mehr aus, Sie sabotieren seine Pläne, vielleicht zerstechen Sie sogar die Reifen seines Porsches. Und Sie jubeln heimlich, wenn er sich beim Skifahren das Bein bricht.
    Von allen Emotionen ist Neid die idiotischste. Warum? Weil sie relativ einfach auszuschalten ist. Dies im Gegensatz zu Wut, Trauer oder Angst. Der Starinvestor Charlie Munger: »Sich dafür zu interessieren, ob jemand schneller Geld verdient als Sie, ist eine der tödlichen Sünden. Neid ist eine wirklich stupide Sünde, denn es ist die einzige, bei der man keinen Funken Spaß haben kann. Viel Schmerz und kein Spaß. Warum würde sich das jemand antun wollen?«
    Neid entzündet sich an vielen Dingen – Besitz, Status, Gesundheit, Jugend, Fähigkeiten, Popularität, Schönheit. Neid wird oft mit Eifersucht verwechselt, weil die körperlichen Reaktionen identisch sind. Der Unterschied: Für Neid braucht es bloß zwei Menschen, für Eifersucht drei (Peter ist eifersüchtig auf Kurt, weil die schöne Nachbarin bei Kurt klingelt, nicht bei ihm).
    Das Lustige am Neid : Wir beneiden vor allem jene, die uns in puncto Alter, Beruf und Lebensart ähnlich sind. Wir beneiden keinen Unternehmer aus dem vorletzten Jahrhundert. Wir beneiden keine Pflanzen oder Tiere. Wir beneiden keinen Millionär auf der anderen Erdhälfte – wohl aber einen in der unmittelbaren Nachbarschaft. Als Schriftsteller beneide ich keine Musiker, Manager oder Zahnärzte um ihren Erfolg, wohl aber andere Schriftsteller. Das wusste schon Aristoteles: »Töpfer beneiden Töpfer.«
    Das bringt uns zu einem klassischen Handlungsfehler: Ihr finanzieller Erfolg erlaubt es Ihnen endlich, von Zürichs Schattenseite an die Goldküste zu ziehen. In den ersten Wochen genießen Sie das Spiegeln der Abendsonne auf dem Zürichsee und den Eindruck, den Ihre neue Adresse bei Ihren Freunden macht. Doch bald merken Sie, dass Sie umzingelt sind von Villen in ganz anderen Dimensionen. Sie haben Ihre alte Vergleichsgruppe gegen eine viel reichere eingetauscht. Neid und Statusstress sind die Folgen.
    Neid lässt sich, wenn er einmal da ist, nicht einfach abschalten. Aber Sie können ihm aus dem Weg gehen. Erstens: Hören Sie auf, sich mit anderen zu vergleichen. Zweitens: Finden Sie Ihren »circle of competence« und besetzen Sie ihn ganz allein. Schaffen Sie sich Ihre Nische, in der Sie führend sind. Es ist egal, wie winzig der Kreis Ihrer Meisterschaft ist – Hauptsache, Sie sind der König darin.
    Wie alle Emotionen hat auch der Neid seinen Ursprung in unserer evolutionären Vergangenheit. Schnappte sich der Hominide von der Höhle nebenan ein größeres Stück von der Beute, bedeutete dies für den Verlierer ein kleineres Stück. Neid motivierte uns, etwas dagegen zu unternehmen. Jäger und Sammler ohne Neid verschwanden aus dem Genpool, im Extremfall verhungerten sie, während andere sich an ihrer Nahrung gütlich taten. Wir sind die Nachfahren dieser andern, die Nachfahren von Neidern. Nur: In der heutigen Welt ist Neid nicht mehr lebenswichtig. Wenn mein Nachbar sich einen Porsche leistet, bedeutet das nicht, dass mir dadurch etwas entgeht.
    Wenn ich wieder mal Anzeichen von Neid habe, sagt meine Frau ruhig: »Auf einen darfst du neidisch sein – auf den du dir vorgenommen hast zu sein.«



WARUM SIE LIEBER ROMANE LESEN ALS STATISTIKEN
    Personifikation
    18 Jahre lang war es den amerikanischen Medien verboten, Fotos von Särgen gefallener Soldaten zu zeigen. Im Februar 2009 hob Verteidigungsminister Robert Gates das Verbot auf – die Bilderflut im Internet war nicht mehr zu stoppen. Offiziell müssen die Angehörigen zwar ihr Einverständnis zur Publikation geben, aber durchzusetzen ist diese Regel nicht. Warum gab es das Sargbilderverbot überhaupt? Um den Krieg weniger schlimm aussehen zu lassen. Wie viele Opfer ein Krieg fordert, kann zwar jeder in der Gefallenenstatistik nachlesen. Nur: Auf Statistiken

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