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Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)

Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)

Titel: Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Morgan Jones
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über die Schulter einen Blick zu. Sie sah die Post von heute durch; sie trug ihr Haar offen, und die Haut an ihrem Hals schimmerte golden in der Sonne, und angesichts ihrer Schönheit durchzuckte ihn, wie so häufig, ein Gefühl der Euphorie, oder der Privilegiertheit, oder etwas, das er nicht ganz fassen konnte. Er hasste es, wenn sie auf Distanz zueinander waren, und dieses Gefühl führte nur dazu, dass diese noch verstärkt wurde.
    »Wir haben nur über ihren Tag gesprochen. Sie hat nichts erwähnt.«
    Elsa nickte, ohne aufzublicken. »Was gibt’s zu essen?«
    »Hühnchen.« Webster wandte sich wieder dem Essen zu, und eine Sekunde später spürte er Elsas Hand im Nacken.
    »Wie war dein Tag?«
    »Gut. Ich hatte ein Gespräch mit Ike. Oder er mit mir.« Er ließ seinen Arm um ihre Taille gleiten, und für einen Moment standen sie ziemlich unbeholfen zusammen vor dem Herd, wie Partner beim Dreibeinlauf, bis er sich von ihr löste, um die Zwiebeln in die Pfanne zu schieben.
    Elsa ließ ihre Hand auf seinem Rücken und setzte sich dann auf den Tisch.
    »Ist zwischen euch beiden jetzt wieder alles okay?«, fragte sie.
    »So lala. Aber besser als vorher.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Er hat eine Möglichkeit gefunden, wie wir den ganzen Schlamassel hinter uns lassen können.«
    »Wird’s klappen?«
    »Innerhalb einer Woche sollte alles vorbei sein.«
    Er warf ihr einen Blick zu, mit demonstrativ aufrichtigem Gesichtsausdruck, weil er damit rechnete, dass sie seine ausweichende Antwort bemerkt hatte.
    »Und dann?«
    »Was meinst du?«
    »Bleibst du in der Firma?«
    Webster rührte die Zwiebeln um und sah dabei zu, wie sie leise vor sich hin brutzelten und im Öl glasig wurden.
    »Ich warte ab, wie sich die Dinge entwickeln. Wenn die Sache vorbei ist, weiß ich es.«
    Er blickte auf: Elsa musterte ihn gründlich. Sie wusste, dass er ihr nicht alles erzählte. Sie merkte es jedes Mal, entweder aufgrund ihrer Erfahrung, oder weil sie ein Talent dafür hatte.
    »Ich habe ihn angerufen.« Sie machte eine Pause. »Ike.«
    »Du hast ihn angerufen? Wann?«
    »Anfang der Woche. Ich habe mir Sorgen um dich gemacht.«
    Er schüttelte den Kopf. »Du hättest erst mit mir reden sollen.«
    »Zurzeit kann man nicht besonders gut mit dir reden.«
    Er drehte sich zu ihr um, fuhr sich mit der Hand durchs Haar und griff sich in den Nacken. »Tut mir leid, Baby. Du hast recht. Aber das ist bald vorbei.«
    Elsa sah ihn einen Moment lang bloß an. »Wie sieht sein Plan aus?«
    »Unspektakulär.« Mit einem Blick forderte sie ihn auf fortzufahren. »Typisch Ike eben.«
    »Du wirst dich nicht daran halten, oder?«
    Er runzelte entrüstet die Stirn. »Ich werde mein Bestes geben.«
    Das war genau genommen nicht gelogen, aber Elsa wusste genau, was es zu bedeuten hatte. »Mein Gott, Ben. Hör zu.« Ihre Stimme klang ruhig und klar. »Es gibt in deinem Leben noch mehr als diese lächerlichen«, sie suchte nach dem passenden Wort, »Nichtigkeiten deiner Arbeit. Glaubst du etwa, es interessiert mich, ob dieser Mann gut oder schlecht ist? Glaubst du, das interessiert Nancy, oder Daniel? Das mit Lock hat mir leidgetan. Tut es immer noch. Aber sein Chef? Dieser Russe, der uns klammheimlich sechs Monate unseres Lebens geraubt hat? Er ist mir egal. Und den Kindern auch.«
    Webster, der den Blick zu Boden gesenkt hatte, antwortete nicht.
    »Das hier ist kein Kampfeinsatz. Das hier ist das Leben. Und kein Angriff auf – auf was? Was versuchst du zu zerstören? Ich fürchte, Scheiße, ich fürchte wirklich, dass wir das sind. Dass du erst zufrieden bist, wenn du das erreicht hast.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich tue das nicht für mich.«
    »Ach ja? Für wen dann? Für die Menschheit?«
    Er schaute sie an, so aufrichtig, wie er konnte, und diesmal war es ehrlich gemeint.
    »Ich tue das nicht für mich. Nicht mehr.«
    Er hatte Elsa noch nie so emotional, so unnachgiebig erlebt. Sie warf ihm einen letzten wütenden Blick zu und schob ihren Stuhl zurück, um die Küche zu verlassen; Websters Handy, das die ganze Zeit neben ihm gelegen hatte, gab einen einzelnen Signalton von sich.
    »Ich sag dir was«, sagte sie. »Mach deinen Kram. Rette uns alle. Ich bringe jetzt Daniel ins Bett.«
    Webster trat zur Seite, um sie durchzulassen, und während er dabei zusah, wie sie das Zimmer verließ, stieß er einen tiefen Seufzer aus. Die Zwiebeln wurden an den Rändern langsam braun; er rührte sie um, schüttelte ein-, zweimal die Pfanne und schaltete dann die

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