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Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)

Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)

Titel: Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Morgan Jones
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nach und nach auf, und als die Erde aus seiner Hand glitt, wurde er plötzlich von einem stummen Schluchzer geschüttelt. Dann ging er ebenfalls fort und machte die Prozession zurück zur Straße alleine. Webster beobachtete ihn dabei und hatte das Gefühl, erstmals einen Blick auf einen unverstellten Darius Qazai geworfen zu haben, seinen eigentlichen Kern, den dessen Investoren, die Mächtigen der Welt und Privatdetektive normalerweise nicht zu Gesicht bekamen. Webster konnte seinen Schmerz nicht ermessen. Selbst seine unermüdliche Vorstellungskraft kapitulierte vor dieser Aufgabe.
    Neben den riesigen Toren des Friedhofs waren die Gäste stehen geblieben und verabschiedeten sich voneinander. Senechal, der in der prallen Sonne bleich schimmerte, war zur Seite getreten und harrte dort aus. Webster sah ihn vor sich und wartete, bis er zu ihnen herübergeschlendert kam.
    »Mr. Hammer. Mr. Webster. Gut, dass Sie gekommen sind.« Er schüttelte ihnen nicht die Hand und redete mit größerem Ernst als sonst. »Ich wusste, dass Sie ihm gerne die letzte Ehre erweisen wollten.«
    »Vielen Dank für die Einladung«, sagte Hammer. »Es war ein schrecklicher Schock.«
    »Für uns alle, Mr. Hammer. Für uns alle.« Senechal hielt inne. Er schien sich hier wohlzufühlen, wirkte fast entspannt. Dieser Ort erforderte kein Lächeln, keinen Optimismus. Lediglich einen bescheidenen, anwaltlichen Respekt davor, dass die Dinge am Ende fast immer schiefgingen.
    »Das ist das Schlimmste«, sagte Hammer, »wenn jemand in so jungen Jahren stirbt.«
    Senechal neigte den Kopf zu einer Art Verbeugung.
    »Unser Treffen morgen …«
    »Wird verschoben, selbstverständlich«, sagte Hammer.
    »Nein, nein. Das ist nicht nötig. Nein, das Treffen findet wie geplant statt.« Er merkte, dass die beiden überrascht waren, und fuhr fort. »Ich fürchte, Timur Qazais Tod trägt nicht gerade zur Lösung unserer Probleme bei. Im Gegenteil, sie werden dadurch noch dringlicher. Wenn wir uns sehen, möchte ich genau wissen, wie weit Sie mit dem Bericht sind und wann wir ihn bekommen. Um ganz ehrlich zu sein«, er versuchte ein Lächeln, »ich finde, wir haben lang genug gewartet.«
    Hammer hielt Webster mit einer unauffälligen Handbewegung zurück. »Ich verstehe. Bis morgen.«
    Doch Webster war nicht bei der Sache. Er schaute über Senechals Schulter zu Ava, die sich von den Leuten, die immer noch am Friedhofseingang herumliefen, entfernt hatte und mit äußerst zielstrebigen Schritten auf sie zukam. Während sie sich näherte, folgte Senechal Websters Blick, und als er sich umdrehte, stand sie bereits neben ihm und schaute ihn mit ihren müden, geröteten Augen direkt an.
    »Haben Sie die beiden gefragt?« Senechal zögerte, offensichtlich überraschte ihn die Frage, ließ sich allerdings nicht aus der Fassung bringen. »Haben Sie?«
    »Mr. Qazai hat mich gebeten, die beiden einzuladen, Miss.«
    Ava schaute von einem Gesicht zum anderen und schüttelte wütend den Kopf. Dann warf sie einen Blick über die Schulter, beugte sich leicht nach vorne und sprach mit gedämpfter Stimme. »Das hier ist kein Geschäftstreffen. Es geht hier nicht ums Geldverdienen. Kapiert? Für keinen von Ihnen. Wenn er Sie zum Leichenschmaus eingeladen hat, tun Sie, was der Anstand gebietet, und gehen Sie nach Hause. Und Sie«, sie wandte sich an Senechal und tippte mit dem Finger auf ihn, »ich möchte Sie dort nicht sehen. Und ich möchte Sie auch im Haus meines Vaters nicht sehen. Während Sie das Leben aus ihm heraussaugen. Und tun, was auch immer Sie tun.«
    Sie funkelte Senechal zwei Sekunden lang wütend an und wollte schon gehen, da schüttelte sie den Kopf, als sei ihr noch etwas eingefallen.
    »Warum sind Sie hergekommen?«, fragte sie Webster. »Was gibt es hier zu ermitteln?«
    »Ich bin aus Respekt vor Ihrem Bruder gekommen.«
    »Sie kannten meinen Bruder gar nicht.«
    »Leider nicht.«
    »Von Ihnen hätte ich mehr erwartet.«
    Ihre Augen versuchten ihm irgendetwas mitzuteilen, was er jedoch nicht verstand; ihre Worte verwirrten ihn, und er kam sich blöd vor, weil sie ihn herausgegriffen hatte. Senechal schien keineswegs gekränkt, sondern neugierig, als hätte er gerade etwas gehört, dessen Bedeutung er nicht einordnen konnte, an dessen Wichtigkeit für ihn aber kein Zweifel bestand.
    Vor zwei Tagen, als Webster von Timurs Tod erfahren hatte, hatte er nach dem ersten Schock eine eigenartige, unangemessene Leichtigkeit, ja, fast einen inneren Frieden verspürt: Wenn

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