Die Kunst des Sterbens: Thriller (German Edition)
das behauptet er zumindest –, dass er im Auftrag eines reichen Sammlers aus London namens Qazai handelt. Denn Qazai sei genau die Art von Person, die dieses Stück gerne hätte. Jacques geht davon aus, dass meine Freunde in der Sache keine allzu gründlichen Nachforschungen anstellen …«
»Deine Freunde?«
»Sie sind jetzt meine Freunde. Lass nie eine Gelegenheit aus, Freundschaft zu schließen, Ben.« Hammer warf ihm einen amüsiert-vorwurfsvollen Blick zu. »Aber damit liegt er falsch. Sie leisten ganze Arbeit, und vor drei Wochen kreuzen sie bei Jacques auf, um ihm mitzuteilen, dass er ihnen Schwachsinn erzählt hat. Und diesmal kann er sich nicht herausreden. Wie sich zeigt, hat er gelogen. Offensichtlich kann man selbst einem Schweizer Antiquitätenhändler nicht mehr trauen.«
Webster löste seine Armbanduhr und drehte am Rädchen. Nichts davon überraschte ihn. »Qazai wusste, dass an der Sache nichts dran war, als er zu uns kam. Er hat eine Kopie des Berichts gelesen, keine Frage.«
»Vielleicht. Aber das macht keinen Unterschied.«
Für eine Weile sagte keiner etwas, während Hammers unausgesprochene Provokation zwischen ihnen im Raum stand. Webster zog weiter seine Uhr auf und beobachtete, wie der Sekundenzeiger sanft seine Runden zog. Schließlich brach er das Schweigen.
»Ich kann diesen Bericht nicht schreiben.«
»Du musst. Aber ich bin noch nicht fertig.«
»Da ist noch was anderes im Gange.«
»Was denn?«
Das konnte Webster nicht sagen. Er durfte ihm nicht von Olivers Nachforschungen erzählen, denn Ike würde dem ein Ende bereiten. »Er steckt in Schwierigkeiten. Shiraz hat ein Vermögen verloren, und er braucht Geld.«
»Das macht ihn noch nicht zu einem Verbrecher.«
»Warum hat er mich dann gelinkt? Sag’s mir.«
»Ben, was du früher einmal in Italien getan hast, hat er sich nicht ausgedacht.«
Webster schüttelte den Kopf und schaute zur Seite. »Ich kann’s nicht fassen.«
»Ich hab gesagt, dass ich noch nicht fertig bin.«
Doch Webster war nicht bereit, etwas zu erwidern. Draußen, unter dem blauen Himmel, eilten die Menschen entschlossenen Schrittes nach Hause, winkten Taxis herbei oder zogen gruppenweise in die Pubs. Es gäbe nichts Schöneres, als sich ihnen anzuschließen: irgendetwas Nichtssagendes hinzuschreiben, den Kompromiss zu akzeptieren, in der Hoffnung, dass Qazai es auch tat, und in sein altes Leben zurückzukehren. Nach Hause zu gehen.
»Ich brauche eine Woche«, sagte er.
»Hörst du mir vielleicht erst mal zu?«, sagte Hammer, der mit seiner Geduld am Ende war.
Webster drehte sich mit zusammengebissenen Zähnen zu ihm um.
»Glaubst du etwa, ich traue diesem Kerl?«, fragte Hammer gereizt. »Ich traue keinem Klienten, der mich so sehr bedrängt, wie er das tut. Quasi stündlich lässt er seinen unerbittlichen kleinen Handlanger bei mir anrufen. Er ist ein Tyrann, allenfalls. Hat er dir eine Falle gestellt? Ich weiß es immer noch nicht, und du auch nicht. Aber hat er versucht, dich zu bestechen? Ich glaube dir. Typen wie er tun so was. Sie kaufen Leute. Sie würden mich auch gerne kaufen.«
Webster wollte antworten, doch Hammer hob die Hand. »Würdest du bitte warten, Herrgott? Okay. Er steckt also in Schwierigkeiten. Und du steckst ebenfalls in Schwierigkeiten. Ich möchte nicht, dass du in Schwierigkeiten steckst. Das schadet uns allen. Und es schadet dem Geschäft. Glaub mir, ich habe keine Lust, in sämtlichen Zeitungen deinen Namen zu lesen, denn weißt du was? Meiner wird dann ebenfalls dort stehen. Schon wieder.« Er runzelte die Stirn. »Kapiert? Gut. Da ist also dieser Typ, der versucht hat, einen meiner Mitarbeiter zu bestechen, und er soll seinen Willen nicht kriegen. Außerdem denke ich, ich nehme dich besser ernst, was die Sache in Italien betrifft. Wenn Qazai nichts damit zu tun hat, macht das keinen Unterschied, aber falls doch … Na ja, vielleicht kann sich das noch als nützlich erweisen.«
Webster hatte keine Ahnung, worauf das hinauslief.
»Aber vor allem«, fuhr Hammer fort, »habe ich keine Ahnung, was er mit meinem Bericht vorhat. Mag sein, dass er in diesem Punkt nicht gelogen hat, aber er hat mir nicht die ganze Wahrheit gesagt. Wenn wir ihm ein astreines Zeugnis ausstellen, kann er es von da an jedem unter die Nase reiben, und das steht ihm nicht zu. Will ich, dass du eine Eloge schreibst? Nein, will ich nicht. Wir werden also Folgendes tun.« Er holte tief Luft und zeigte auf Webster. »Du … du wirst einen Bericht
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